Die BLS stoppt ihre umstrittenen Pläne für eine Werkstätte im Westen von Bern. Die Bahn will sich stattdessen auf den Um- und Neubau ihrer Werkstätte in Oberburg konzentrieren, wie sie am Donnerstag mitteilte.
Die BLS plant seit Jahren den Bau einer neuen Werkstätte. Lange Zeit setzte sie auf den Standort Chliforst Nord im Westen von Bern. Doch das Projekt auf der grünen Wiese stiess bei Anwohnern, Quartierorganisationen und Landschaftsschützern auf Widerstand. Sie warnten vor eine Verschandelung von Wald und Kulturland.
«Ich will die Blockade lösen»
Nun zieht die BLS die Konsequenzen. «Ich will die Blockade lösen», erklärte der neue Bahnchef Daniel Schafer am Donnerstag in einer Medienmitteilung. «Wir wollen nicht länger auf der Stelle treten und zügig mit dem Bau unserer Werkstätte beginnen. Nur so können wir sicherstellen, dass wir auch in den nächsten Jahren genügend einsatzfähige Züge für unsere Kundinnen und Kunden haben,» fuhr er fort.
Die BLS befürchtete bei der Werkstätte Chliforst juristische Komplikationen. «Da juristische Verfahren den Bau einer neuen Werkstätte über Jahre verzögern oder gar verunmöglichen könnten, ist das Risiko eines Stillstands zu gross. Das will die BLS verhindern», heisst es in der Mitteilung. Es brauche eine Lösung, denn ohne zusätzliche Werkstätten-Kapazität zeichne sich ab 2027 eine Servicelücke ab. Ohne neue Werkstätte Dadurch könnte ein Drittel der BLS-Züge nur verzögert gewartet werden. Deshalb hat die BLS entschieden, die Planung für einen Neubau in Chliforst Nord zu stoppen.
Bestehende Werkstätte erweitern
Neu setzte das Bahnunternehmen auf einen Um- und Neubau der Werkstätte in Oberburg bei Burgdorf. Seit 1977 existiert dort eine Werkstätte, die BLS ist ein wichtiger Arbeitgeberin in der Region. Das Areal ist Teil eines Industriegebiets und liegt am BLS-Streckennetz. Support erhält die Bahn auch von der Stadt Burgdorf. «Die Stadt unterstützt die Pläne der BLS. Dadurch wird die Geschichte Burgdorfs als ‹Bahn-Standort› weitergeführt und es können Arbeitsplätze erhalten und neue geschaffen werden», sagte Stefan Berger, Stadtpräsident von Burgdorf.
Ein Baustart in Oberburg könnte 2026 möglich sein. Ersten Schätzungen zufolge dürfte der Um- und Neubau der Werkstätte rund 200 Millionen Franken kosten. Das Projekt Chliforst Nord bleibt gestoppt, bis die BLS umfassende Klarheit über die Umsetzbarkeit des Projekts in Oberburg hat.
Umstrittener Standort
In der geplanten Werkstätte im Westen von Bern hätten rund 110 Mitarbeiter den täglichen Unterhalt der BLS-Züge vornehmen sollen. Die BLS als Betreiberin der S-Bahn Bern wollte deshalb die Werkstätte in der Nähe der Stadt bauen. Die Baukosten wurden sich auf 200 bis 300 Millionen Franken belaufen.
Das Areal liegt auf Stadtberner Gemeindegebiet, rund einen Kilometer vom Bahnhof Riedbach entfernt. Der Standort ist umstritten, weil für den Bau der Anlage insgesamt 13 Hektaren Land, davon 10 ha Landwirtschaftsaland und 3 ha Wald, beansprucht wird. Auch in der Nachbargemeinde Mühleberg hat sich Widerstand gegen die Werkstätte formiert.
Das Land, dass bebaut werden sollte, gehört der Burgergemeinde Bern. Doch die Burger haben sich 2021 gegen die Werkstätte gestellt. Ein Verlust in diesem Ausmass laufe dem Bestreben zuwider, den burgerlichen Boden «quantitativ und qualitativ für die land- und forstwirtschaftliche Produktion zu erhalten», führte Sprecherin Stefanie Gerber im April 2021 gegenüber der «Berner Zeitung» aus.
Ebenfalls der Berner Gemeinderat stellte sich gegen die Werkstätte. «Wir erachten den Standort Chliforst als nicht sachgerecht», erklärte Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL) gegenüber der Zeitung.