Auf ein Brüsseler Hilfspaket wie vor Jahren für die europäischen Milcherzeuger können die Schweinehalter
trotz aktuell miserabler Preise nicht hoffen.
EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski gab sich in der Hinsicht auf ein Hilfspaket für europäische Schweinehalter ablehnend. Er wies beim Agrarratstreffen vergangene Woche in Luxemburg darauf hin, dass mit Unterstützungsmassnahmen auch negative Effekte wie eine anhaltende Überproduktion einhergehen könnten.
Anlass für die Absage des Polen war eine Erklärung Belgiens, die von 18 weiteren Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, Frankreich und Polen, unterstützt und in der auf die «dramatische Lage» auf dem EU-Schweinefleischmarkt hingewiesen wurde.
Niedrigstes Preisniveau seit Jahrzehnten
Der Erklärung zufolge liegen die Preismargen für Schlachtschweine auf dem niedrigsten Niveau seit rund einem Jahrzehnt. Daher seien Hilfen geboten, erklärte die belgische Delegation bei dem Luxemburger
Ratstreffen.
Die Landwirtschaftsministerin der Region Flandern, Hilde Crevits, forderte «strukturelle Sondermassnahmen» für den Schweinesektor. Ausserdem müssten die Möglichkeiten von freiwilligen Produktionseinschränkungen erörtert werden.
Der Erklärung zufolge sind unter anderem die Corona-Krise und der damit einhergehende Einbruch beim Ausser-Haus-Verzehr Gründe für den Verfall der Preise. Auch der Rückgang der Schweinefleischexporte nach China sowie die Afrikanische Schweinepest (ASP) gehörten zu den Hauptfaktoren.
Branche hat nicht reagiert
Wojciechowski verwies indes darauf, dass die Landwirte bisher nicht mit einer Verringerung der Schweineproduktion reagiert hätten und das trotz sinkender Preise. Sondermassnahmen wie beispielsweise Beihilfen zur Privaten Lagerhaltung (PLH) erforderten nicht nur erhebliche Mittel aus dem EU-Haushalt, sie
könnten auch kontraproduktiv sein und falsche Signale an den Markt senden.
Der Brüsseler Agrarchef gab ausserdem zu bedenken, dass Stützungsmassnahmen «die notwendige Marktanpassung» verzögern und die Krise so noch verlängern würden. Er empfehle stattdessen, mit gezielten nationalen und regional passgenauen Beihilfeprogrammen den Schweinefleischsektor zu entlasten.