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«Keine Nachteile für Milchbauern»

 

Rund 70 Gäste aus Politik und Wirtschaft nahmen am Mittwoch an der 11. Ausgabe des Polit-Treffpunkts ZMP auf dem Hof Giebel in Rothenburg (LU) teil. Dieser stand ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. Die Redner äusserten sich auch zu den Absenkpfaden Pflanzenschutzmitteln und Nährstoffe.

 

Der Polit-Treff der Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) hat sich in der Milchbranche etabliert und sich zu einem über Innerschweiz hinaus wichtigen Anlass gemausert.

 

Der Fokus des diesjährigen Treffens lag auf «Der Nachhaltigkeit auf der Spur – wohin des Weges?». Das Ziel der Veranstaltung war, die Thematik aus verschiedenen Blickwinkeln zu analysieren und zu diskutieren. ZMP-Präsident Thomas Grüter wies in seiner Eröffnungsrede darauf hin, dass sich die Landwirtschaft im Umbruch befinde oder «umgebrochen» werden solle. Das Thema Nachhaltigkeit sei in aller Munde und werde sehr differenziert interpretiert.

 

«Swissmilk green»

 

Zu den Rednern gehört auch Christian Hofer. Der Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) sagte, dass die Milchwirtschaft in Sachen Nachhaltigkeit auf guten Weg ist. Als Beispiel nannte er den Branchenstandard «Swissmilk green». Dieser umfasst für Milchproduzenten 10 Grundanforderungen im Bereich Tierwohl, Fütterung und Ökologie und 2 Zusatzanforderungen und für Verarbeiter den Nachhaltigkeitsnachweis. Produzenten erhalten für die für die erbrachten Mehrleistungen 3 Rappen Zuschlag auf der A-Molkereimilch.

 

Gemäss Hofer produzierten Ende 2020 gut 60% der Verkehrsmilchbetriebe nach dem Branchenstandard. 89% der Schweizer Milchviehbetriebe mit 93 % der Milchkühe die Tierwohlanforderungen von BTS (besonders tierfreundliche Stallhaltungssysteme) oder RAUS (regelmässigen Auslauf im Freien).

 

Christian Hofer, Direktor Bundesamt für Landwirtschaft, sagte, dass der Branchenstandard «Swissmilk Green» ein Meilenstein in Sachen Nachhaltigkeit sei.
ZMP

 

«Stärkere Ausrichtung auf Raufutter»

 

Hofer wies darauf hin, dass weitere Anstrengungen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit notwendig seien, beispielsweise mit der parlamentarischen Initiative «Reduktion des Risikos beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln». Der Ende April veröffentlichte «Massnahmenplan Sauberes Wasser» enthält ein Paket von Landwirtschaftsverordnungen, wie beispielsweise die Absenkpfade Pflanzenschutzmittel und Nährstoffe, die Meldepflicht für Pflanzenschutzmittel, Kraftfutter und Dünger.

 

Hofer sagte weiter, dass die Kritik an Futtermittelimporte nicht verstummen würde. Künftig soll gemäss dem BLW-Direktor die Ackerfläche mehr für die direkte menschliche Ernährung eingesetzt werden. Eine stärkere Ausrichtung der Milchproduktion auf Raufutter sei deshalb notwendig. Hofer sagte weiter, dass sich die Schweizer Milch mit einem hohen Nachhaltigkeitsstandard von ausländischer Milch abheben könne. «Die Milchbranche hat mit «Swissmilk green» Initiative und Verantwortung gezeigt. Und dies ist ein positives Signal und ein Meilenstein auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit», sagte Hofer weiter. Bei der Transformation des Ernährungssystems sieht Hofer alle Akteure in der Verantwortung. So auch den Konsumenten, der nachhaltige und regionale Lebensmittel kaufen soll, um damit Nachfrage zu schaffen.

 

Nachhaltigkeitsstrategie stärkt Marke

 

Alt Ständerat Konrad Graber, Präsident Verwaltungsrat Emmi AG, führte aus, dass Emmi bereits vor 12 Jahren die Nachhaltigkeit als Führungsaufgabe definiert habe. Er sieht im Thema langfristige Erfolgsvoraussetzungen – auch indem Risiken vorgebeugt und Kosten gesenkt werden können. «Eine glaubwürdige Nachhaltigkeitsstrategie stärkt zudem das Vertrauen in die Marke Emmi und in die Produkte», sagte Graber.

 

Er führte weiter aus, dass 90 % der Treibhausgasemissionen ausserhalb des Einflussbereiches von Emmi entstehen. Deshalb brauche es gemeinsame Anstrengungen und systemische Veränderungen. Wichtig sei, die Nachhaltigkeitsthemen nicht als Bedrohung, sondern als Chance wahrzunehmen.

 

Konrad Graber, Präsident des Verwaltungsrats von Milchverarbeiter Emmi, erachtet die Nachhaltigkeit als Chance für die Schweizer Milchwirtschaft.
ZMP

 

ZMP fordern Korrekturen

 

Der Geschäftsführer der Zentralschweizer Milchproduzenten, Pirmin Furrer, äusserte sich ebenfalls zum «Massnahmenplan Sauberes Wasser». Die ZMP signalisieren in der Vernehmlassungsantwort grundsätzlich Unterstützung für die Massnahmen, die die Risiken beim Pflanzenschutz reduzieren und den Absenkpfad für Nährstoffverluste sicherstellen.

 

Die ZMP fordern aber einige Korrekturen. Unter anderem bei Kompensation des Einkommensverlustes von Milchbetrieben im Talgebiet, bei den Biodiversitätsförderflächen (BFF) auf offener Ackerfläche, beim Herbizid-Verzicht und der Humusbilanz. Kritisiert wird auch die Kürzung des Fehlerbereichs in der Nährstoffbilanz. Der Absenkpfad Nährstoffverluste soll ohne Abbau der Viehbestände erfolgen, machen die ZMP deutlich.

 

Milchproduktion standortgerecht

 

«Die Zentralschweiz bietet mit ihren Graslandflächen die optimale natürliche Futtergrundlage für Milchkühe», sagte Furrer. Die Milch- und Fleischproduktion sei in der Zentralschweiz standortgerecht und damit nachhaltig. Wegen dem hohen Anteil an Berg- und Hügelgebiet sei Ackerbau nur bedingt möglich.

 

Damit sendete Furrer das Signal auch nach Bern, dass er mit einer flächendeckenden Erhöhung des Pflanzenbaus Mühe bekundet. «Die Schweiz ist prädestiniert für die Milchproduktion. Eine Verschiebung zu Ungunsten der Milchbauern wird von den ZMP nicht unterstützt», stellte er klar.

Kommentare (6)

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  • lachender Hans | 29.08.2021
    Brauche ich als Betriebsleiter einen Ingenieur, um irgendetwas offiziell zu berechnen, dann bin ich mit Fr. 185. / h konfrontiert. Meine Kühe melke ich also für so ca. Fr. 0.65/kg. Die Kuh muss mir also 285 kg Milch schenken, damit ich eine Stunde Ingenieurskosten finanzieren kann. Sie muss mir also fast 10 Tage lang Milch schenken dafür....Nun es ist offensichtlich, unsere liebe Gesellschaft will definitiv nicht faire Preise für das Essen bezahlen. Und wir schreiben das Jahr 2021..:-(
  • Ex Milchproduzent | 27.08.2021
    Recht häsch!
    • Ex - Milchproduzent | 28.08.2021
      Der obenstehende Kommentar bezieht sich auf den Beobachter, nicht auf den alten Bauer, der noch nie ein Gabelstiel in der Hand hatte.
  • Gesunder Menschenverstand | 26.08.2021
    An Furrer, Graber, Hofer.
    Wenn ihr Nachhaltige Milch wollt, zahlt als erstes gerechte Milchpreise!
    1 Fr pro Liter Milch wäre Nachhaltig für die Milchproduzenten!
    • Beobachter | 27.08.2021
      Grosskotzig referieren, die Bauern mit einem nicht kostendeckenden Milchpreis ausnützen, ist das nachaltig?
      • alter Bauer | 28.08.2021
        Der Milchpreis könnte bei CHF 2.- sein und es würde immer noch Produzenten geben, deren Produktion (buchhalterisch bestätigt) nicht kostendeckend wäre.
        Jeder, der fachlich auf der höhe ist, kann mit dem aktuellen Milchpries all seine Kosten decken.
        Dies, weil es viele schlechte Produzenten gibt, die den Milchpreis hinaufdrücken und trotzdem mit Verlust produzieren.
        Dies gilt für Agrarprodukte, aber auch für Autos, Textilien usw.
        Denn: jede Produktion muss standortgerecht und wirtschaftlich sein.

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