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Keine Patentrezepte für gute Weiden

Im Zentrum des Agridea-Kurses «Sömmerungsbeiträge aktuell» am Inforama Hondrich stand der Kampf gegen Verbuschung und Problempflanzen. Er wird an vielen Fronten geführt.

Sibylle Hunziker |

 

 

Im Zentrum des Agridea-Kurses «Sömmerungsbeiträge aktuell» am Inforama Hondrich stand der Kampf gegen Verbuschung und Problempflanzen. Er wird an vielen Fronten geführt.

Die Waldfläche der Schweiz hat in den letzten 30 Jahren um zehn Prozent zugenommen – grösstenteils auf unternutzten Alpweiden und -wiesen. Zugleich gibt es übernutzte Flächen, auf denen Problempflanzen wie Alpenampfer (Blacken) den Futterkräutern den Platz wegnehmen. In beiden Fällen gehen  Flächen für die Lebensmittelproduktion und die Biodiversität verloren. Dem versucht die Verordnung über Sömmerungsbeiträge entgegenwirken.

Dranbleiben lohnt sich

Der Kanton Bern versucht seit 2009 eine Umsetzung der Verordnung mit flexiblen Fristen zwischen einem und vier Jahren für die Sanierung verbuschender Flächen, kombiniert mit Beitragskürzungen, Kontrollen und, bei grösseren Problemen, einem Sanierungsplan. «So können die Betriebe eine Sanierung nicht vor sich hinschieben», sagte Andreas Zuber von der Kontrollkommission für umweltschonende und tierfreundliche Landwirtschaft KUL. Das Vorgehen werde meist als praxisnah begrüsst.

Gute Erfahrungen macht Graubünden mit seinem Anreizsystem, wie Peter Vincenz vom Amt für Landwirtschaft und Geoinformation berichtete. Seit der Kanton für die Räumung einwachsender Wiesen und Weiden einen Beitrag zahlt, wurden im Schnitt zwischen 70 und 80 Hektaren pro Jahr entbuscht. «Wichtig ist auch, dass Forst und Landwirtschaft eng zusammenarbeiten und dass die Bevölkerung einbezogen wird», sagt Vincenz. So organisierten etwa manche Orte die Alpweidenräumung als Dorffest.

Mehr Motivation

Auf die Befürchtung, die Sanierungsbeiträge könnten ein Anreiz sein, die ordentliche Weidepflege zu vernachlässigen, erwiderte Vincenz: «Wir beobachten, dass allgemein die Motivation zugenommen hat, die Weiden zu pflegen.»

Damit Büsche und Problempflanzen gar nicht erst überhand nehmen, braucht es eine Bewirtschaftung, die dem Standort angepasst ist, wie Martin Kneubühl, Lehrer und Berater am Inforama Hondrich, erläuterte. Am Beispiel der Alpen Hellboden und Leissigbärgli, die beide der Burgergemeinde Krattigen BE  gehören, zeigte er vor Ort, wie bei einer abgestuften Düngungs- und Nutzungsintensität die Pflanzenbestände dichtbleiben.

Vereinzelte Problempflanzen können in Schach gehalten werden, wenn man ihre Eigenarten kennt und frühzeitig eingreift. So gilt bei der Ackerkratzdistel «Nulltoleranz», weil sie sonst unterirdische Ausläufer bildet und mechanisch nur noch schlecht zu bekämpfen ist. Einzelne Sumpfkratzdisteln schaden hingegen nichts.

Binsen nehmen vor allem bei Trittschäden an nassen Stellen zu; hier hat der Berater gute Rückmeldungen von Betrieben, die das Land mit leichteren Tieren schonen und die Binsen regelmässig mähen. So bekommen Gräser und Kräuter einen Konkurrenzvorteil.

Die Alp Hellboden, auf der Büsche wegen der tiefen Lage (900 bis 1000m ü. M.) schnell wachsen, wird mit Gemeinwerk abschnittweise im Vierjahresturnus entbuscht. Wo keine gute Weide möglich ist, bleibt das artenreiche Gebüsch zum Teil stehen – auch als Lebensraum für Goldammer oder Neuntöter.

Die Kunst des Machbaren

In Übungen diskutierten die Kontrolleure und Fachleute aus der Verwaltung über die Beurteilung einer Alpweide – ein Austausch, der die Gleichbehandlung der Betriebe in allen Regionen fördert. Zugleich wurden auch Vor- und Nachteile verschiedener Massnahmen aus der Beraterperspektive diskutiert. So könnte etwa der Einsatz von Ziegen die Bauern beim Entbuschen entlasten; allerdings ist die  Haltung einer Ziegenherde nicht einfach, und Menschen können selektiver entbuschen als Ziegen. Auf den besten Stücken der obersten Alpweiden könnte präventiv der Nutzungsdruck durch einen ersten Heuschnitt erhöht werden. Und ein flexibler Besatz wäre oft gut für eine gute Qualität der Weide, ist aber auf Genossenschaftsalpen oft nicht möglich.

«Grundsätzlich geht es nicht darum, die Landschaft im Sömmerungsgebiet auszuräumen, sondern um eine differenzierte Nutzung, welche die Ertragsfähigkeit guter Weiden sichert und ökologisch wertvolle Elemente erhält», sagte Martin Kneubühl.

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