Die UNO hat 2020 zum Internationalen Jahr der Pflanzengesundheit ausgerufen. Dabei geht es darum, das Einschleppen von neuen Krankheiten und Schädlingen zu verhindern. Am Lancierungs-Event war auch der Schweizer Bauernverband vertreten. -> Mit Video
Die Globalisierung mit zunehmendem Warenverkehr und immer mehr Touristen, die um die Welt reisen, hat das Risiko erhöht, dass neue Schadorganismen eingeschleppt werden. Dazu kommt der Klimawandel, der die Ökosysteme unter Stress setzt. Die UNO will mit dem Internationalen Jahr der Pflanzengesundheit die Leute und Unternehmungen weltweit für das Problem sensibilisieren.
Landwirtschaft leidtragend
Martin Rufer, Vizedirektor des Schweizer Bauernverbands, betonte am Event am Inforama Rütti in Zollikofen BE, dass die Landwirtschaft leidtragend ist, wenn Krankheiten und Schädlinge eingeschleppt werden. Er erwähnte die Kirschessigfliege, die im Jahr 2014 an Schweizer Kirschbäumen und Reben sehr grosse Schäden verursacht habe. Ebenso sei der Maiswurzelbohrer ein ständiges Problem. Die Marmorierte Baumwanze habe 2019 in der Ostschweiz bei den Birnen zu Ernteverlusten im Wert von über 3 Millionen Franken geführt.
Am Beispiel der Goldgelben Vergilbung, welche die Reben betreffe, erläuterte er das Problem zum Pflanzenschutz, dessen Reduktion ja derzeit zuoberst auf der politischen Agenda stehe. Die Vergilbung werde von einer Zikade übertragen. Wenn eine solche festgestellt werde, würden die kantonalen Stellen den Einsatz eines Insektizides anordnen, erläuterte Rufer. Deshalb helfe die Prävention im Bereich Warenverkehr und Reiseverkehr auch mit, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu senken.
Japankäfer
Ein weiteres Beispiel ist die Xylella fastidiosa, das Feuerbakterium. Es hat in Italien riesige Olivenhaine vernichtet, auch in Spanien hat es schon gewütet. In der Schweiz ist bislang kein Ausbruch registriert worden. Es nähere sich aber der Schweizer Grenze, sagte Peter Huber, Mitglied des Zentralvorstands von Jardin Suisse. Man beobachte die Lage deshalb sehr genau und sie rufe alle zu erhöhter Aufmerksamkeit auf, betonte Gabriele Schachenmayr, Vizedirektorin des Bundesamts für Landwirtschaft. In der Schweiz könnten unter anderem die Reben vom Feuerbakterium betroffen sein.
Auch eine Gefahr für die hiesige Landwirtschaft ist der Japankäfer. Im Tessin wurde dieser im Herbst 2017 erstmals nachgewiesen. Eingewandert ist er von Norditalien. Im Oktober wurde er bei Stabio in der freien Natur beobachtet. Der Käfer hat über 200 mögliche Wirtspflanzen, darunter Mais, Tomaten, Kirschen, Äpfel und Reben aber auch Ahornbaum, Linden und Rosen. Zudem greifen die Larven des Japankäfers die Wurzeln der Pflanzen an.
460 Beanstandungsfälle
Auch ein Mann mit Pistole und Pfefferspray war am Lancierungsevent vertreten. Es war Peter Zellweger, Dienstchef der Eidgenössichen Zollverwaltung am Flughafen Zürich. Er berichtete, dass der Bundesrat per 1. Januar 2020 die Regeln für den Import von Pflanzen in die Schweiz verschärft habe. Den Pflanzenpass gebe es seit 2010, nun seien die Anforderungen an ihn erhöht worden. Das betrifft vor allem gewerbliche Importeure.
Generell gilt neu ein Importverbot von frischem Pflanzenmaterial von ausserhalb der EU. Früher gab es noch Toleranzmengen bzw. Freimengen, damit ist jetzt Schluss. Nur einige Ausnahmen wie Bananen, Kokosnüsse und Datteln dürfen aus Nicht-EU-Ländern noch eingeführt werden. Seit Anfang Jahr hat das Grenzwachtkorps bereits 460 Beanstandungsfälle registriert und 2,7 Tonnen pflanzliches Material wurde vom Pflanzengesundheitsdienst fachgerecht entsorgt. Dieser hat fünf zusätzliche Inspektoren eingestellt.
Am Lancierungsevent vertreten waren die Bundesämter für Landwirtschaft und Umwelt, das Grenzwachtkorps, der Schweizer Bauernverband, Jardin Suisse, WaldSchweiz und der Schweizerische Familiengärtner-Verband.