Unsere Leserreise im Juni fand in Irland statt. 42 Leserreisende erkundeten während einer Woche die grüne Insel und tauchten in die irische Landwirtschaft, Landschaft und Kultur ein. Die Reise führte von Dublin über Wicklow-Carlow-Cork-Kerry-Ring of Kerry-County Clare- Midlands zurück nach Dublin. Im Reisetagebuch werden die Erlebnisse festgehalten. Mit Bildergalerie und Videos
Laut schlägt die Tür zu. Zwei, drei dumpfe Stockhiebe. Drei Rinder springen vor. Klirrende Metallgeräusch, das Gatter geht auf und schon sind sie wieder weg. Das Ganze hat vermutlich gerade Mal 20 Sekunden gedauert. Doch der Hammer ist gefallen. Die Rinder haben den Besitzer gewechselt.
Vorne am Ring erhebt sich ein Mann und verschwindet hinter der nächsten Tür. Ich schaue ihm noch nach, doch ich werde aus meinen Gedanken gerissen. Das emsige Treiben vor mir ist bereits wieder im vollen Gange. Wir befinden uns auf dem Viehmarkt.
Highteck am Viehmarkt
Aber wer an angebundene Kühe, Sägemehl und Handschläge denkt, liegt leicht daneben. Am Markt in Corrin ist Hightech allgegenwärtig. Das Gewicht der gezeigten Tiere wird automatisch erfasst und erscheint gleich auf der grossen Anzeigetafel vorne am Ring, genauso wie alle anderen Daten des Tieres.
Und es geht schnell, ja sehr schnell vorwärts. Muss es auch, denn jährlich werden dort 111‘000 Rinder, 79‘000 Kälber und 71‘000 Schafe gehandelt. Weil alles so schnell geht, haben wir von unseren Reiseleitern eine klare Anweisung erhalten: Keiner kratzt sich am Kopf. Sonst müssen wir auf einmal noch ein Rind mit nach Hause nehmen.
10000 Bauern sind beteiligt
Die Cooperative „Cork Co-operative Marts Ltd.“ , der die Auktionshalle gehört, ist zu hundert Prozent im Besitz der Bauern. Insgesamt 10‘000 Bauern gehören zu den Miteigentümern. Die Aktien werden für einen Euro verkauft und für den gleichen Betrag wieder abgegeben. Mit den Wertpapieren kann also nicht spekuliert werden.
Die Cooperative macht einen jährlichen Umsatz von 120 Millionen Euro (132 Mio. Fr.) und hat neben dem Markt in Corrin fünf weitere Auktionsanlagen. Neben dem Handel und dem Markt übernimmt sie auch beratende Aufgaben. Für uns Besucher ist nicht nur der Ring interessant, sondern auch was hinter der Fassade steckt.
Hinter den Fassaden
Wir begeben uns in die Halle, in der die Tiere in zahlreichen Panelverschlägen auf die Versteigerung warten. Das Besondere daran: Wir bewegen uns rund drei Meter über dem Boden und laufen über die Tiere hinweg. Unter uns muht es.
Die Tiere werden umgetrieben und teilweise schon verladen. Eine ganz eindrückliche Prozedur, wenn man so was noch nie gesehen hat. Zwischen Händlern und Bauern nehmen wir unser Mittagessen in der Cafeteria ein. Dann chauffiert uns unser Fahrer Mark Dunlop, ein waschechter Ire, grossgewachsen, mit rotem Bart und schelmisch funkelnden blauen Augen, zu unserem nächsten Betriebsbesuch.
50er-Karussell für 400 Kühe
Ein 50er-Karussel steht auf dem Programm. Wir treffen um 16 Uhr ein. Der Melkbetrieb ist bereits im vollen Gang. Vierhundert Kühe werden in dem grossen Karussell zweimal täglich gemolken.
Die Tiere sind nervös. Sie sind sich nicht gewohnt, dass 42 neugierige Besucher beim Melken anwesend sind. Auffällig viele Aggregate werden von den Kühen heruntergeschlagen. Der Melker hat alle Hände voll zu tun.
Flüssiger Puffer im Futter
Laut Betriebsleiter geben seine Kühe eine durchschnittliche Jahresmilchleistung von 8‘000 kg bei 3,6 Prozent Eiweiss und 4,2 Prozent Fett. Jährlich wird pro Kuh rund eine Tonne Kraftfutter verfüttert. Zudem erhalten die Kühe das ganze Jahr über jeweils nach dem Melken eine TMR aus Whiskytreber, Mais und einem flüssigen Puffer.
Der Stall wurde vor drei Jahren gebaut. Für viele Leserreisende sah er aber deutlich älter aus. Neue Eindrücke begleiteten die lustige Reisetruppe und sorgten anschliessend für viel Gesprächsstoff im Reisebus.