Der Grüne Berner Nationalrat Kilian Baumann hat im Zusammenhang mit dem Abstimmungskampf um die beiden Agrarinitiativen seine Teilnahme an öffentlichen Podien abgesagt. Er begründet dies mit Drohungen im Zusammenhang mit dem gehässigen Abstimmungskampf.
Der Druck auf ihn und seine Familie habe zugenommen, sagte Baumann in einem Streitgespräch mit SVP-Präsident Werner Salzmann, das die Zeitung «Der Bund» am Mittwoch veröffentlichte. Aus Protest, aber auch weil er «mittlerweile ein ungutes Gefühl» habe, wenn er am Abend Familie und Hof zurücklasse und irgendwo ins Emmental oder Oberland reise, begründete Baumann seinen Entscheid.
«Kopfgeld»
In der Rundschau des Schweizer Fernsehen SRF liest der Biobauer einen Drohschreiben vor: «Gehen Sie in den Wald und knüpfen Sie sich auf.» Der Schreiber fordert, ein «Kopfgeld» auf den grünen Nationalrat auszusetzen. «Wir müssen uns schon fragen, wie es so weit kommen konnte», sagt Kilian Baumann und zeigt eine Reihe anonymer Zuschriften. Es sei aus dem Ruder gelaufen.
Drohungen im Abstimmungskampf seien «unter der Gürtellinie» befand auch Salzmann. Er gab jedoch auch zu bedenken, dass gerade die Trinkwasserinitiative vielen Bauern grosse Sorgen mache, weil es um ihre Existenz gehe. «Sie produzieren heute schon ökologischer dank der Fortschritte der Agrarforschung, und jetzt haben sie das Gefühl, das alles werde nicht einmal wahrgenommen», sagte Salzmann im Interview mit der Zeitung «Der Bund».
Pneu aufgeschlitzt
Auch Gegner der Initiativen werden bedroht. «Wir sind immer noch in der Schweiz. Ich hätte nie gedacht, dass wir so weit kommen», sagt Landwirt Samuel Häberli in der Rundschau. Vandalen haben auf seinem Hof mitten in der Nacht seinen Anhänger mit 2-Mal-Nein-Plakaten angezündet. Nicht nur er, sondern auch andere Landwirte in der Region Payerne (VD) wurden mit Vandalismus konfrontiert. Häberli zeigt das Foto einer Landmaschine – versprüht mit Polit-Propaganda der Ja-Seite und aufgeschlitzten Pneus.
Der Bauernverband forderte jüngst alle Beteiligten – unabhängig ihrer Haltung zu den Initiativen – auf, den Abstimmungskampf mit Argumenten und nicht mit «solchen völlig unangemessenen Mitteln» zu führen. Am 13. Juni stimmt die Schweiz über die Trinkwasserinitiative und die Pestizidinitiative ab.