Dass der Aargauer Kirschen-Qualitätswettbewerbs dieses Jahr überhaupt durchgeführt werden konnte, glich einem Wunder. Der Sieg ging an einen Produzenten, der erfolgreich fünf Frostnächten trotzte.
Man traut den Augen nicht: 14 Reihen einer hektarengrossen Kirschenanlage von Kurt und Fränzi Rennhard im Weiler Schlatt oberhalb der Gemeinde Leuggern – in Sichtweite des Rheins und des gegenüber liegenden deutschen Ufers – sind mit acht Kirschsorten behangen.
Schönste Qualität reift hier heran. Der Sieger des diesjährigen Aargauer Kirschen-Qualitätswettbewerbs erwartet eine Vollernte. Und dies trotz fünf Frostnächten im April mit Temperaturen bis minus 5 Grad. Wie hat er das geschafft?
Dem Frost getrotzt
Kurt Rennhard ist ein Tüftler und ein Profi. Das bestätigten seine Erläuterungen und die Besichtigung der Kirschenanlage. Er analysierte vor Frostbeginn in- und ausländischer Meteoberichte, schnitt das Gras unter den Bäumen kurz und bewässerte den Boden zur Wärmespeicherung, kaufte Hunderte Parafinkerzen ein, bevor sie am Markt ausgingen, zog Foliendächer über die Baumreihen und eine drei Meter hohe Stoffwand um die ganze Anlage– auch, um die Kirschessigfliege abzuwehren.
Zuerst mit Frostkerzen – und als diese wegen der unerwarteten Kaskade von Frostnächten ausgingen mit dem Feuer von 800 Holzschnitzelhaufen – verwandelte Rennhard die Baumanlage sozusagen in eine Rauchkammer. Das funktionierte, und der grosse Arbeitseinsatz lohnte sich.
«Der Trick», erklärte der Betriebsleiter, «war das Qualmen und weniger das Heizen.» Er habe in den fünf Frostnächten viel gelernt, vor allem, dass es Frostbekämpfung nach Schema F nicht gebe. Sicher sei aber, dass in Zukunft im Intensivobstbau Folien unerlässlich würden, meinte Rennhard.
Wettbewerb gesichert
Laut Othmar Eicher, Leiter der kantonalen Zentralstelle für Obstbau, ist dieses Jahr aus den 90 Hektaren Kirschenanlagen im Aargau eine 25-prozentige Ernte zu erwarten. Sie stammt hauptsächlich aus Spezialbetrieben, die in der Frostabwehr mehr oder weniger erfolgreich waren.
Das reichte, dass der traditionelle Aargauer Kirschen-Qualitätswettbewerb entgegen ersten Befürchtungen wiederum durchgeführt werden konnte. Denn 18 Betriebe, unter ihnen vier neue, meldeten ihre Teilnahme an (letztes Jahr waren es 24).
Der Verband Aargauer Obstproduzenten will mit dem Wettbewerb die Produzenten zu Höchstleistungen anspornen. Durch die gegebenen Verhältnisse wurde der Behang dieses Mal nicht voll gewichtet, wie Experte Franz Freiermuth erläuterte. Dadurch rückten die Konkurrenten in der Bewertung zusammen, so dass schliesslich allen die Goldmedaille winkte.
Wettbewerbs-Rangliste: 1. Kurt und Fränzi Rennhard, Leuggern. 2. Urs und Fränzi Baur, Egliswil. 3. Ex aequo Martin und Lotti Baumann, Beinwil am See; Hansruedi und Zita Burkart, Obermumpf; Martin und Regina Hort, Wittnau; Christoph Müller, Schupfart; Gregor Rehmann, Kaisten; August Schmid, Gipf-Oberfrick; Adrian und Claudia Schreiber, Wegenstetten; Andy und Pia Steinacher, Schupfart; Thomas Widmer, Oftringen. 4. Fünf Betriebe. 5. Zwei Betriebe.