Das Jahr 2024 brachte für den Schweizer Weinbau das Gegenteil der vorangegangenen Trockenjahre. «Nach zwei Jahren, die von Trockenheit und Hitze geprägt waren, war 2024 feucht und nass, insbesondere im Frühjahr», erklärt Hélène Noirjean, Direktorin des Schweizerischen Weinbauernverbands SWBV. Die anhaltenden Regenfälle während der Blütezeit führten bei weissen Trauben zu Verrieselungen und erschwerten die Pflege der Reben.
Bei der Verrieselung werden ungewöhnlich viele Blüten oder kleine Beeren vom Stielgerüst abgestossen. «Der Druck durch Pilzkrankheiten war enorm, was dazu führte, dass Pflanzenschutzbehandlungen häufiger als üblich wiederholt werden mussten, weil sie regelmässig ausgewaschen wurden», führt Hélène Noirjean weiter aus.
Jürg Bachofner, Geschäftsführer des Branchenverbands Deutschschweizer Wein, schildert die Auswirkungen auf die Deutschschweiz: «Der warme März begünstigte einen frühen Austrieb, doch Spätfröste im April, die vor allem die Nordschweiz trafen, verursachten erhebliche Schäden.»
Besonders betroffen waren Regionen wie Schaffhausen, Thurgau, Zürich, Aargau und Basel, aber auch das Wallis und die Genferseeregion litten unter Frostschäden. Zusätzlich zu den Frösten verursachte der nasse Mai und Juni einen hohen Pilzdruck: «Das Pflegen der Reben war äusserst schwierig», so Jürg Bachofner. Mehrere Hagelschläge und Starkregen, vor allem Anfang August, verschärften die Lage weiter.
Schwierige Ernte
Die Ernte fiel 2024 sowohl in Menge als auch im Ablauf herausfordernd aus. «Der nasse, kühle September hat in einigen Regionen zu Reifeverzögerungen geführt», erläutert Jürg Bachofner. Die Ernte zog sich dadurch in die Länge und die Mengen blieben vielerorts deutlich unter dem Durchschnitt. «Ich schätze die Erntemenge auf 70 bis 80 Prozent einer Durchschnittsernte», so Jürg Bachofner weiter.
Laut dem Geschäftsführer des Branchenverbands Deutschschweizer Wein dürfte es in den Kantonen Thurgau und Graubünden rund 10 bis 20 Prozent weniger, in den Kantonen Zürich, Aargau, Basel, Solothurn und allgemein in der Zentralschweiz rund 30 Prozent weniger und in den Kantonen Schaffhausen, St. Gallen und Bern rund 40 bis 50 Prozent weniger Ernteertrag geben.
Qualität der Weine stimmt optimistisch
Trotz aller Schwierigkeiten verspricht der Jahrgang 2024 hochwertige Weine. «Die Weine weisen viel Charakter und sortentypische Eigenschaften auf, bei etwas geringerem Alkoholgehalt», betont Jürg Bachofner. «Es ist ein schwieriger Jahrgang, aber die Ernte wird die Erwartungen des Marktes in Bezug auf Qualität und Quantität erfüllen», bestätigt Hélène Noirjean.
In Bezug auf die Marktsituation gibt es laut Jürg Bachofner kaum Veränderungen: «Die Marktpreise bleiben stabil, Anpassungen nach oben sind nicht zu erwarten.» Allerdings weist er darauf hin, dass der leicht rückläufige Weinkonsum den Detailhandel unter Druck setzt. «Die Nachfrage ist etwas geringer, was sich in den Marktpreisen widerspiegelt», so Jürg Bachofner.