Die Gebrüder Daniel und Markus Zürcher aus Kandersteg BE setzen in der Direktvermarktung auf Fleisch. Ihr Selbstbedienungsladen läuft gut.
Seit sieben Jahren steht in Kandersteg BE ein heimeliger Hofladen, der beim Autoverlad am rauschenden Kanderfluss liegt. Doch wer hier auf 1174 Meter über Meer Gemüse und Früchte sucht, wird nicht fündig. Dafür stehen zwei Tiefkühltruhen und ein Kühlschrank mit grosser Auswahl an Fleisch, Trockenfleisch, Wurstwaren und Alpkäse bereit. Die sorgfältig verarbeiteten und verpackten Rind-, Lamm- und Schweinefleischstücke laden zum Kauf ein.
Regional weckt Vertrauen
Der Hofladen gehört den Brüdern Daniel und Markus Zürcher. Sie bewirtschaften in Kandersteg BE einen 22 Hektar grossen Bio-Milchwirtschaftsbetrieb. Markus ist gelernter Metzger. Im Schlachthaus in Kandersteg, das der Familie Zürcher und einem anderen Metzger gehört, veredelt er die betriebseigenen Tiere selber. Dies reiche jedoch nicht aus, um die Nachfrage zu decken, sagt Markus Zürcher.
Darum benötigt es einen Zukauf von weiteren Kühen, aber auch Schafen, Ziegen und Schweinen. So werden jährlich ca.15 Kühe, 10 Rinder sowie 45 Ziegen, Schafe und Lämmer geschlachtet. Seine Frau Elisabeth portioniert im Verarbeitungsraum die Fleischerzeugnisse zu verkaufsfertigen Paketen und übernimmt die Hofladenbetreuung.
Touristenort als Chance
Wenn in den Sommermonaten das Ehepaar mit den Tieren im Ueschinental den Alpbetrieb bewirtschaftet, ist Daniel Zürcher für das Einbringen des Winterfutters im Tal zuständig. Der Ältere der beiden führt vorwiegend den Hof und arbeitet dazu ein 70%-Arbeitspensum bei den örtlichen Bergbahnen.
Kandersteg ist ein Ferienort mit zahlreichen Hotel- und Gastronomiebetrieben. Doch nur ein kleiner Teil des verarbeiteten Fleisches findet den Weg in deren Küchen, dies wegen der Preisphilosophie. Aus Rücksicht aufs geschlachtete Tier wollen die beiden Landwirte das Frischfleisch nicht unter dem Wert anbieten. Trotzdem profitieren Zürchers von der guten Lage im Berner Oberland. Die Stammkundschaft des Hofladens bestehe grösstenteils aus Ferienhaus- und Zweitwohnungsbesitzern.
Sehen positiv in Zukunft
Nach Ostern ist das alljährliche Zwischensaison-Tief und im Lädeli würde es normalerweise gemächlicher zu und her gehen. Nicht dieses Jahr, meint Elisabeth Zürcher. «Wegen der Corona-Krise ist die Arbeitsbelastung etwas höher und der Umsatz im Holzchalet um einen Drittel angestiegen. Die Kundschaft tätigt beim Besuch im Hofladen grössere Einkäufe.»
Dieser Mehrumsatz entschädigt das coronabedingt ausfallende Einkommen der wöchentlichen Vermarktung von Würsten und Trockenfleisch über den Dorfmärit in den Wintermonaten. Die verordnete Abstandsregelung kann im Hofladen gut eingehalten werden, schliesslich ist er «der kleinste Fleisch-Supermarkt der Welt», wie ihn Markus Zürcher liebevoll nennt. Allfällige Wartezeiten vor dem Selbstbedienungsladen werden durch das Bergpanorama entschädigt. Die Familie sieht der kommenden Zeit nach Corona ruhig und positiv entgegen. Das Ehepaar ist sich einig, dass das Bild der Landwirtschaft an Wert gewonnen hat.
Betriebsspiegel
Daniel und Markus Zürcher bewirtschaften einen Bio-Landwirtschaftsbetrieb in der Bergzone III in Kandersteg BE. Im Sommer verkäsen Elisabeth und Markus Zürcher auf der Alp Ueschinen die Milch von 8 Original Braunvieh und 7 Simmentalerkühen zu Alpkäse. Es profitieren auch 4 Ochsen, 10 Stück Jungvieh, 20 Schafe und 5 Ziegen mit Gitzi von den würzigen Alpenkräutern. Derweil hält Daniel Zürcher mit 2 Freibergerstuten die Stellung im Talbetrieb. uru