Erwärmt sich das Klima weiter, könnte es in tiefen Lagen Graubündens für Waldföhre und Fichte zu trocken werden. Weiter oben geht es den Bäumen dagegen besser. Zu diesen Schlüssen kamen der Kanton Graubünden und der Bund in einer gemeinsamen Studie.
Der Anstieg der Temperaturen in den letzten Jahren war auch in Graubünden aussergewöhnlich. In tiefen Lagen nahm seit den 1960er Jahren die Zahl der Tage mit einer Maximal-Temperatur von über 25 Grad um 50 bis 70 Prozent zu, die Zahl der Frosttage reduzierte sich hingegen um 15 bis 45 Prozent.
Temperaturen 2 bis 2,5 Grad höher
In Graubünden stieg die mittlere Jahrestemperatur im letzten Jahrhundert um 2 bis 2,5 Grad an, wie das Bündner Bau-, Verkehrs- und Forstdepartement sowie die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) am Montag mitteilten.
Das Forstdepartement und die WSL untersuchten im Projekt «Bündner Wald im Klimawandel», wie sich dieses wärmere Klima bereits auf die Bäume auswirkt. Zudem wurden Zukunftsszenarien entwickelt.
Schmale Jahrringe in tiefen Lagen
Die Forschungen ergaben, dass in tiefen Lagen die Waldföhren in niederschlagsarmen Jahren auffallend schmale Jahrringe produzierten und kurze Höhen- und Seitentriebe bildeten. An trockenen Stellen starben viele Bäume ab.
Die langfristigen Folgen einer weiteren Temperaturerhöhung um bis zu vier Grad, die sich gemäss wissenschaftlichen Erkenntnissen bis Ende dieses Jahrhunderts einstellen könnte, unterscheiden sich in den Tief- und Hochlagen. In den Tieflagen des Churer Rheintales wird die Waldföhre vermutlich nur noch in lockeren oder gemischten Beständen bestehen.
Auch für Fichte, Weisstanne und Buche gibt es an warmen Orten keine optimalen Bedingungen mehr. Die Forscher rechnen mit einer stärkeren Ausbreitung einheimischer Eichenarten.
Besseres Wachstum als heute oberhalb 1000 Metern
Oberhalb von 1000 bis 1200 Metern hingegen wirkt sich die Trockenheit nicht mehr negativ aus. Die Forscher glauben, dass Fichte und Lärche dort bei höheren Temperaturen und genügend Niederschlägen besser wachsen als heute.
Versuche der WSL zeigten, dass Baumsamen in den Tieflagen bei wärmeren Temperaturen genügend Feuchtigkeit zum Keimen vorfinden. Die Waldverjüngung dürfte gewährleistet sein. Und feuchte Sommer sorgen nach Meinung der Fachleute dafür, dass die Waldföhre nicht so rasch aus den Wäldern des Churer Rheintales verschwindet.
Gemäss dem Bündner Forstdirektor, Regierungsrat Mario Cavigelli, verbessert die Studie die Entscheidungsgrundlagen für den Kanton Graubünden erheblich. Je mehr Baumarten eine Region aufweise, desto grösser sei die Chance, dass der Wald kommende Klimaschwankungen überstehe, resümierte Cavigelli.