Neuere Zusagen vieler Länder dahin gehend, ihre CO2-Emissionen in den kommenden Jahrzehnten in Richtung null zu drücken, machen zumindest einen Temperaturanstieg von vier Grad und mehr bis im Jahr 2100 sehr unwahrscheinlich.
In einer Studie im Fachblatt «Science» geht ein internationales Forschungsteam davon aus, dass die ambitionierteren Ziele auch die Begrenzung auf ein Plus von zwei Grad Celsius zumindest plausibler machen – wenn sie umgesetzt werden.
Laut den Plänen der Schweiz, der EU und der USA sollen bis 2050 nicht mehr Treibhausgase ausgestossen werden, als kompensiert werden. Zumindest bis 2030 will die EU mindestens 55 Prozent weniger Treibhausgas ausstossen als im Vergleichsjahr 1990, die Schweiz möchte die Treibhausgasemissionen halbieren.
Bis 2060 möchte – ebenfalls dem Bekunden nach – der mittlerweile grösste CO2-Emissionsverursacher, China, klimaneutral sein. Eine Vielzahl weitere Länder haben sich verschiedenste nationale Ziele gesetzt oder wollen dies tun. Die Bekenntnisse gehen teils über die Zusagen hinaus, die im Pariser Klimaabkommen von 2015 abgegeben wurden.
Szenarien durchgespielt
33 Länder haben sich laut dem Forschungsteam zu längerfristigen Strategien zur CO2-Reduktion bekannt. Netto-Null-Emissionen bis zur Mitte des Jahrhunderts haben sich 52 Länder oder Staatenbünde auf die Fahnen geschrieben, die zusammen für 54 Prozent des weltweiten Ausstosses verantwortlich sind, wie die Forscher in der Arbeit schreiben.
Das Team hat verschiedene Szenarien zur Umsetzung oder Nicht-Umsetzung der Reduktion durchgerechnet und dabei Effekte der Covid-19-Krise, technologische Fortschritte wie die günstiger werdende Photovoltaik oder das Entfernen von CO2 aus der Atmosphäre einbezogen.
Werden keine Reduktionsmassnahmen getroffen, liegt die Wahrscheinlichkeit demnach bei rund 70 Prozent, dass die Erhitzung im Jahr 2100 zwischen drei und vier bzw. über vier Grad Celsius beträgt. Das Erreichen des Zwei-Grad-Zieles ist hier ausgeschlossen.
«Worten müssen Taten folgen»
In Szenarien, die sich mehr oder weniger an Zusagen zum Paris-Abkommen orientieren, die dann auch ambitioniert umgesetzt würden, gehen die Emissionen nach 2030 zumindest um zwei Prozent pro Jahr zurück. Hier liegt die Chance, dass die Erwärmung zwischen 1,5 und zwei Grad ausfällt, zumindest bei knapp unter zehn Prozent, so die Berechnungen. Am ehesten landet sie aber zwischen zwei und drei Grad plus. Auch die Eintrittswahrscheinlichkeit von Szenarien in Richtung vier Grad und darüber lägen aber noch bei etwas über 20 Prozent.
Deutlich besser sieht es unter der Annahme aus, dass viele Länder ihre jüngeren Zusagen in Richtung Netto-Null-Emissionen bis zur Mitte des Jahrhunderts auch wahr machen und den Ausstoss auch schon vorher entsprechend reduzieren. In diesem Szenario ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Temperaturen bis zum Jahrhundertende auf über vier Grad ansteigen «nahezu eliminiert», heisst es in der Publikation. Dass der Anstieg zwischen 1,5 und zwei Grad bleibt, hat demnach eine Wahrscheinlichkeit von 34 Prozent. Am ehesten lande man bei einem Plus zwischen zwei und drei Grad.
Würden also die ambitionierteren Bekenntnisse umgesetzt, falle die Klimaprognose deutlich besser aus als bei der Einhaltung der Zugeständnisse des Pariser Abkommens. Um diese in der Studie skizzierten längerfristigen Vorteile für das Klima auch einfahren zu können, «müssen aber Worten auch Taten folgen», so die Autoren.



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