Darin sei deutlich geworden, dass der Klimawandel einen Lebensraum in seiner Gänze in bisher nicht dagewesener Geschwindigkeit umwandelt, berichten Co-Erstautor Christian Buschbaum und Co-Erstautorin Lisa Shama, die an der AWI-Wattenmeerstation List auf Sylt arbeiten.
Dabei seien die Auswirkungen auf die Küste vielseitig: «Der Klimawandel wirkt auf alle Ebenen des Wattenmeeres ein: Temperaturerhöhung und Meeresspiegelanstieg verändern die Morphologie der Küste und die Sedimentdynamik, welche das Wattenmeer seit gut 8000 Jahren prägt», erläuterte Buschbaum weiter.
«Das Wattenmeer in der südöstlichen Nordsee erwärmt sich schneller als viele andere gemässigte Küstengebiete, wobei die Oberflächentemperatur des Meerwassers in den letzten 60 Jahren um fast 2 Grad gestiegen ist, was fast dem Doppelten des durchschnittlichen globalen Anstiegs der Ozeane entspricht», schreiben die Forschendem in ihrem Bericht in der Fachzeitschrift «Marine Biodiversity». Er entstand anlässlich des 100-jährigen Bestehens der AWI-Wattenmeerstation.
Folgen für die Tierwelt
Dabei haben laut AWI vorrangig milde Winter und sehr warme Sommertemperaturen einen grossen Einfluss auf das Ökosystem. Insbesondere Hitzewellen mit Temperaturen von drei bis fünf Grad über dem Durchschnitt werden demnach häufiger und dauern länger an. Diese physikalischen Änderungen beeinflussten das Vorkommen einzelner Arten im Wasser und am Meeresboden.
Manche Arten wie der Kabeljau seien von den Veränderungen besonders betroffen und litten neben der Erwärmung auch unter Übernutzung. Buschbaum betonte: «Wir beobachten ausserdem einen deutlichen Anstieg an eingeschleppten, wärmeliebenden Arten.» Diese bedrohten bisher zwar keine heimischen Organismen, führten aber zu einer Veränderung des Lebensraumes. «Riesige Riffe pazifischer Austern und hektargrosse Unterwasserwälder, gebildet von Algen aus Fernost, sind unmittelbar von jedem Wattwanderer zu erkennen», sagte der Forscher.


