Kohlmeisen helfen ihren Nachbarn bei der Nestverteidigung - aber meist nur dann, wenn sie diese schon kennen. Vogelpärchen, die bereits im vergangenen Jahr in nebeneinander-liegenden Gebieten gebrütet haben, greifen fast immer ein, wenn das Nest der Nachbarn angegriffen haben, berichteten britische Forscher am Mittwoch.
Kohlmeisenpärchen, die noch nie nebeneinander genistet haben, helfen den Nachbarn hingegen seltener. Erstmals brütende Tiere mischen sich in die Auseinandersetzung am nachbarlichen Nest gar nie ein.
Mit der Zeit entwickelt sich Kooperation
Warum die Vögel sich untereinander beim Nestschutz helfen, haben die Wissenschaftler um Ada Grabowska von britischen Universität Oxford nicht untersucht. Sie vermuten aber, dass nebeneinander brütende Kohlmeisenpärchen täglich miteinander zu tun haben - beispielsweise auf der Suche nach Nahrung - und so einen «guten Ruf» bei ihren Nachbarn aufbauen könnten.
Über die Zeit könne sich so eine Kooperation entwickeln, berichteten die Forscher am Mittwoch im Fachblatt «Biology Letters». Das Verhalten sei wahrscheinlich mit dafür verantwortlich, dass vertraute Nachbarn mehr Nachkommen hätten als neu dazustossende Kohlmeisenpärchen.
Kein Eigennutz bei Hilfestellung
Eigennutz könne als Grund weitgehend ausgeschlossen werden, da auch geholfen werde, wenn das Nest des Nachbarn weiter weg liege. Das eigene Nest mit zu schützen sei also nicht in erster Linie der Anlass für die Nachbarschaftshilfe.
Für das Experiment haben die Wissenschaftler rund zwei Wochen lang einen Kohlmeisenbestand in der Nähe von Oxford beobachtet. Bei Vogelpärchen, die bereits im vergangenen Jahr nebeneinander gebrütet hatten, griff in 12 von 16 Fällen entweder das Weibchen oder das Männchen in einen Konflikt am nachbarlichen Nest ein. Bei Vogelpärchen, die noch nie nebeneinander genistet hatten, mischte sich nur in 2 von 16 Fällen ein Nachbar ein.
Kohlmeisen sind die am weitesten verbreiteten Meisen in Europa. Sie haben einen dunklen Kopf und einen gelben Bauch. Kohlmeisenpärchen finden sich zu Anfang der Brutzeit und bleiben dann die Saison über zusammen.