Der Bundesrat soll eine neue Institution aufbauen, die die wissenschaftliche und fachliche Kompetenz zur Erhaltung von ertragsfähigen und ertragssicheren Ackerböden sicherstellt. Der Nationalrat hat am Mittwoch eine entsprechende Motion mit 111 zu 76 Stimmen bei 7 Enthaltungen angenommen.
Die Siedlungsentwicklung, Verkehrsinfrastruktur und Renaturierung der Schweiz würden derzeit zum einem grossen Teil auf Kosten des fruchtbarsten Ackerlandes im Talgebiet erfolgen, begründete Werner Salzmann (SVP/BE) seine Motion.
Seit der Annahme der eidgenössischen Bundesverfassung im Jahr 1848 ist die Bevölkerung um das 3,6-Fache angestiegen, schreibt Salzmann in seiner Motion. Allein seit 1980 habe sich das produktive Ackerland pro Kopf um einen Drittel reduziert.
Infrastrukturen anpassen
Seit 1980 habe sich das produktive Ackerland pro Kopf um einen Drittel reduziert, führte Martin Haab (SVP/ZH) aus. Der Nettoselbstversorgungsgrad drohe von jetzt schon unter 60 Prozent auf unter 50 Prozent zu fallen, befürchtet Haab. Die Befürworter der Motion glauben, dass dies verhindert werden könnte, wenn die Ressourcen Boden und Wasser für die landeseigene Nahrungsmittelproduktion verfügbar gehalten würden.
Es brauche deshalb angepasste Infrastrukturen im Bereich Wassermanagement. Dies deshalb, weil einerseits Starkniederschläge rechtzeitig aus den Feldern weggebracht (Drainagesysteme) und andererseits in Trockenperioden genügend Wasser verfügbar gemacht werden müsse (Bewässerungssysteme).
Ein Drittel der Drainagen vor Erneuerung
Gemäss Motion wurde ein Drittel der potenziellen Ackerböden (Fruchtfolgeflächen) wurde in den letzten 100 Jahren drainiert. Das sind rund 150’000 Hektaren. Gemäss dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) entspricht dies einem Infrastrukturkapital von etwa 5 Milliarden Franken. Das BLW geht davon aus, dass in den kommenden 10 bis 15 Jahren rund ein Drittel der Drainageinfrastruktur erneuert werden muss.
Die Forschung und Entwicklung im Bereich der angewandten Bodenverbesserung liege seit etwa 1980 brach, sagte Haab. Sie sollen daher wieder gezielt aufgebaut werden, um die Staatsaufgabe Ernährungssicherheit wirkungsvoll und kostengünstig wahrnehmen zu können. Gerade die Digitalisierung eröffne der Landwirtschaft neue Perspektiven, sagte Haab.
Bundesrat gegen Motion
Der Bundesrat lehnte den Auftrag ab. Die Behandlung des Problems sei bereits in vielen Bundesprojekten integriert, sagte Wirtschaftsminister Guy Parmelin. Etwa in der Überarbeitung und Stärkung des Sachplans Fruchtfolgeflächen, der Errichtung des Kompetenzzentrums Boden, der Erarbeitung einer Bodenstrategie sowie der Förderung von Projekten zur Kartierung der Böden der Schweiz.
All diese Vorhaben unterstützen indirekt auch die wissenschaftliche und fachliche Kompetenz zur Erhaltung von ertragsfähigen und ertragssicheren Ackerböden. Zudem habe die Forschungsanstalt Agroscope die Aufgabe, die technischen Grundlagen für die landwirtschaftliche Praxis, Bildung und Beratung zu erarbeiten. Es mache keinen Sinn, eine weitere Institution aufzubauen, sagte Parmelin.