«Schweizer Bauer»: Der Berner Bauernverband (BEBV) beurteilt in einer Medienmitteilung die Preisbänder und die Fixpreise für die Kartoffelernte wie folgt: «Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung, die geforderte Erhöhung konnte jedoch nicht oder nur minimal erreicht werden.» Was sagen Sie dazu?
Ruedi Fischer: Ich möchte zuerst etwas Grundsätzliches zur Kommunikation des BEBV sagen.
Und das wäre?
Ich begrüsse es, wenn der BEBV seine Mitglieder über die stattgefundenen Preisverhandlungen informiert. Die Kommunikation des BEBV erfolgte jedoch ohne Rücksprache mit mir. Als Mitglied der Fachkommission Pflanzenbau des BEBV hätte ich ein koordiniertes Vorgehen bei der Kommunikation erwartet.
Was sagen Sie zur Meldung des BEBV?
Die VSKP hat ihre konkreten Preisforderungen bereits im Winter, noch bevor der SBV seine Petition lanciert hatte, schriftlich in die Preisverhandlungen eingebracht. Die von der VSKP geforderten Preiserhöhungen konnten in den Verhandlungen praktisch 1:1 durchgesetzt werden. Wir haben unsere Arbeit gemacht. Zudem greift die Betrachtung der Produzentenpreis-Entwicklung über ein Jahr zu kurz. Wir konnten seit dem Jahr 2022 zum dritten Mal in Folge die mittleren Preisbänder erhöhen. Beispielsweise für die Hauptsorte Agria konnte seit dem Jahr 2021 eine Preiserhöhung von 20% erzielt werden. Aus meiner Sicht ist das ein gutes Zeichen für die Kartoffelproduzenten.
Ruedi Fischer ist Präsident der Vereinigung Schweizer Kartoffelproduzenten (VSKP).
zvg
Der BEBV schreibt: «Bei genauerer Analyse stellt der BEBV fest, dass das System so angepasst wurde, dass bei den konventionellen, festkochenden Speisesorten im Vergleich zu 2023 effektiv keine Preiserhöhung möglich ist.» Ist das so?
Diese Analyse wurde leider ohne uns gemacht. Unsere Analyse sieht so aus: Bei einer normalen Kartoffelernte werden die Produzentenpreise für Speisekartoffeln mit den angehobenen Preisbändern um 2.00.–/dt höher liegen. Am System wurde nichts geändert. Die Preise werden wie bis anhin anhand der Ertragserhebungen festgelegt. Dass die Spreizung der Preisbänder um 2 Franken reduziert wurde, war ein Kompromiss. Bei einer ganz tiefen Ernte ist das für uns ein Nachteil. Bei einer normalen oder guten Ernte wird sich das nicht negativ auf die Preise auswirken. Sollten wir wieder einmal eine sehr gute Ernte haben, ist das schmalere Preisband für uns ein Vorteil.
Sind Sie mit dem Erzielten zufrieden?
Ich bin mit dem Verhandlungsresultat zufrieden. Das bestätigt sich auch in den vielen positiven Rückmeldungen, die ich von Produzenten erhalte.
Warum lag nicht mehr drin?
Diese Frage kann man sich im Nachhinein immer stellen. Bei der VSKP handhaben wir Preisverhandlungen so, dass wir uns im Vorstand schon sehr früh Gedanken darüber machen, wo welche Preiserhöhung in welcher Höhe für die nächste Ernte nötig ist. Das sind jeweils intensive Diskussionen, die wir führen. Aufgrund der Vorstandsbeschlüsse bringen wir unsere Forderungen in die Preisverhandlungen ein. Daran halten wir dann fest. Glaubwürdigkeit in den Preisverhandlungen ist uns wichtig.
Wie sollen die Landwirtinnen und Landwirte motiviert bleiben, auf ihren Betrieben auch in Zukunft noch auf den Schweizer Kartoffelbau zu setzen?
Die Kartoffel ist nach wie vor eine sehr interessante Ackerkultur. Wer die nötige Kapazität in Form von Infrastruktur, Maschinen und Arbeitskräften hat, kann mit dem Kartoffelbau viel Wertschöpfung generieren. Der Markt ist gesund, was sich auch in den Produzentenpreisen widerspiegelt. Die Nachfrage nach Schweizer Kartoffeln steigt von Jahr zu Jahr. Unsere Ausgangslage ist also gut.
Wo steht die Branche, und in welche Richtung muss sie sich bewegen?
Die Kartoffelbranche ist mit der Swisspatat sehr gut aufgestellt. Bis jetzt haben wir zu Problemen Lösungen gefunden. An Herausforderungen wird es auch in Zukunft nicht mangeln (Pflanzkartoffelversorgung, Reduktion von Food Waste, Absenkpfad, etc.). Als Nächstes werden wir in der Branche über die Übernahmebedingungen diskutieren. Vor allem für Veredelungskartoffeln bin ich optimistisch, dass wir die Übernahmebedingungen zusammen mit der Industrie in eine gute Richtung weiterentwickeln werden.
Beenden Sie die Sätze:
Die Preisbänder und die Fixpreise sind … ein gutes System und auf einem guten Niveau für die anstehende Ernte.
Der Kartoffelanbau ist … die Königsdisziplin, anspruchsvoll, aber interessant.
Landwirtschaft ist … mein Beruf und meine Leidenschaft.
«Ziel bei Kartoffelpreisen nicht erreicht»
Letzte Woche hat Swisspatat, die Branchenorganisation der Kartoffelwirtschaft, eine Erhöhung der Preisbänder und Fixpreise bei den Kartoffeln kommuniziert. Der Berner Bauernverband spricht zwar von einem ersten Schritt. Doch die Forderungen seien nur teils erfüllt worden. Mehr lesen Sie hier. blu
Du hast vollkommen Recht. Klar wünscht sich jeder Bauer höhere Preise, da mit den höheren Produktionskosten, den Einschränkungen der Wirkstoffe das Risiko für eine Missernte steigt und auf den Betrieben immer weniger Arbeitskräfte sind. Aber besser eine Preisfindung, auch wenn die Maximalforderungen nichr erreicht werden konnten, als wie bei den Getreidepreisen wo es letztes Jahr keine Richtpreiseinigung gab und jeder machen konnte was er wollte. Wir benötigen für unsere Produkte einen fairen Richtpreis um nicht der Willkür der Abnehmer ausgeliefert zu sein.
Danke Ruedi und dem VSKP.
Da kann der BEBV noch so gegen dich schiessen, sollen doch der Präsident Iseli und der Intrimsgeschäftsführer Wyss doch mal selvst im grossen Stiel Kartoffelbau betreiben!