Das Bäuerliche Zentrum Schweiz (BZS) fordert eine Offensive für Schweizer Produkte und bis Ende Jahr um 10% höhere Produzentenpreise. Diskutiert wurde in Reiden LU aber auch über ein Referendum gegen die AP 2017.
Er habe als Nationalrat die Agrarpolitik 2014–2017 (AP 2017) abgelehnt, sagte Andreas Aebi (SVP, BE). Aber am BZS-Anlass in Reiden machte er deutlich: «Ich bin nicht für ein Referendum, das sage ich ganz klar.» Das gebe einen innerlandwirtschaftlichen Zwist, und sofort werde es heissen: «Die Bauern bekommen so viel Geld und sind immer noch nicht zufrieden!». Man müsse die Verordnungen kritisch begleiten und den Boden für die vom Bundesrat geplante nächste Agrarreform AP 2018–2021 bereiten. Hans Frei, Präsident des Zürcher Bauernverbandes und ebenfalls Referent in Reiden, schlug in die gleiche Kerbe. «Die Zeit für ein Referendum ist nicht reif», betonte er. Er kämpfe für eine andere Agrarpolitik, «aber vor unseren Medien und unserer Gesellschaft in agrarpolitischen Fragen zerstritten anzutreten, ist ein No-go. Da haben wir null Chance.»
Stimmen für Referendum
SBV-Mann Francis Egger verwies ebenfalls auf die fehlende Einigkeit: «Wir verloren im Parlament wegen bäuerlichen Organisationen, die sehr stark in die ökologische Richtung gehen wie Bio Suisse, und wegen Bergbauern.» BZS-Präsident Josef Kunz hingegen sagte: «Korrekturen über die Verordnungen könnt ihr vergessen». Das BZS werde ein Referendum unterstützen. Markus Müller, Sempach LU, Max Locher, Biembach BE, und Moritz Bachmann, Malters LU, sprachen sich für ein Referendum gegen die AP 2017 aus. «Wir müssen nur auf all die Skandale mit ausländischen und importierten Lebensmitteln hinweisen, die will niemand», erklärte Bachmann. Kunz führte unter den knapp hundert Anwesenden eine Konsultativabstimmung durch, eine sehr deutliche Mehrheit sprach sich dafür aus.
Preisforderungen stellen
Scharf kritisierte Kunz die bäuerlichen Organisationen, die auf seine Einladung, über die Marktposition der Bauern zu diskutieren, kommentarlos abgemeldet haben. Was die Bauern am Markt lösen könnten, sei sehr wichtig, sagte Kunz. «Entscheidend ist, was der Bauer Ende Monat oder Ende Jahr in der Tasche hat.» Das heisse, ganz klare Preisforderungen zu stellen. Das BZS schlage allen Produzentenorganisationen vor, bis Ende Jahr eine Steigerung der Produzentenpreise um mindestens 10% durchzusetzen. Das sei mehr als gerechtfertigt.
Eine weitere Forderung betraf Vorstandsmitglieder in bäuerlichen Organisationen, «die nicht klar die bäuerlichen Anliegen unterstützen». Solche Scheinvertreter hätten freiwillig zurückzutreten. Bei den Schweizer Milchproduzenten (SMP) seien mit Peter Gfeller und Albert Rösti gerade die Falschen gegangen, betonte Kunz.
Konsumenten gewinnen
Drittens müssten die Konsumenten mit einer Offensive für Schweizer Produkte gewonnen werden. Heute seien jene Manipuliermasse der Grossverteiler. Mit Irene Herzog-Feusi, Präsidentin des Bürgerforums Gemeinde Freienbach SZ, hatte Kunz auch eine Konsumentin eingeladen. Ihre Faustregel sei: möglichst wenig Industriefood, möglichst viele frische, regionale, saisonale Produkte. Um dies umzusetzen, müsse aber ein entsprechendes, glaubwürdiges Angebot erreichbar sein. In Pfäffikon SZ etwa seien im Chäslade Schmucki seit kurzem Produkte mit dem Label «Das Beste der Region» erhältlich – mit grossem Erfolg. In der Bevölkerung würden solche Produkte zunehmend geschätzt.