Die Schweizer Konsumentenschützer setzen ihren Kampf gegen die Hochpreisinsel Schweiz fort. Am Dienstag haben sie den preisbarometer.ch lanciert. Die Internetseite vergleicht die Preise von Markenprodukten in der Schweiz und im benachbarten Ausland.
«Wir wollen den Druck aufrechterhalten», sagte Jean-Marc Vögele vom Eidg. Büro für Konsumentenfragen am Dienstag vor den Medien in Bern. Währungsvorteile würden noch immer nur zum Teil und zeitverzögert weitergegeben. Sara Stalder, Geschäftsführerin der Stiftung für Konsumentenschutz, fügte hinzu: «Wenn die Schweizer im Inland einkaufen sollen, braucht es dringend Massnahmen.»
Die Konsumentenschützer präsentierten bereits erste Erkenntnisse, die ihnen der preisbarometer.ch lieferte: So kosten bei allen untersuchten Produktegruppen (Nahrungsmittel, Kosmetika, Kleider, Schuhe, Zeitschriften) die gleichen Warenkörbe in der Schweiz mehr als im benachbartem Ausland.
Preise vom Ausland gesetzt
Besonders gross sind die Preisunterschiede bei den Zeitschriften. So kosten solche in der Deutschschweiz 61 Prozent mehr als in Deutschland. Für französische Zeitschriften zahlt man in der Romandie 69 Prozent mehr als in Frankreich. Im Tessin sind italienische Zeitschriften sogar 104 Prozent teurer als in Italien.
Die Konsumentenschützer hielten dazu fest, dass den beiden Kioskbetreibern (Valora und Naville Presse) die Preise von den ausländischen Verlagen vorgeschrieben würden. «Auch in anderen Bereichen ist es so, dass im Ausland bestimmt wird, welche Preise in der Schweiz gelten», sagte Stalder. Dagegen sollten sich Wirtschaft und Politik gemeinsam wehren.
Bei den Nahrungsmitteln gibt es die grössten Unterschiede im Vergleich zwischen der Schweiz und Deutschland. Am kleinsten - aber gemäss den Konsumentenschützern immer noch substanziell - sind die Unterschiede zwischen der Schweiz und Italien.
Vom Bund beschlossene Massnahme
Die Erstellung des Preisbarometers erfolgte im Auftrag des Bundes. Bund und Parlament hatten im Jahr 2011 Massnahmen zur Abfederung der Folgen der Frankenstärke beschlossen. Die Kosten für die Schaffung der Barometers beliefen sich auf rund 500’000 Franken.
Die Internetseite soll noch bis mindestens im Jahr 2014 bestehen und so einen Trend angeben können. Die Preise werden alle sechs Monate neu erhoben. In die Warenkörbe, die miteinander verglichen werden, gelangen nur Markenprodukte und Eigenmarken, welche über die Landesgrenzen verkauft werden.
Der Preisbarometer wird von den vier Konsumentenschutzorganisation der Schweiz getragen (Stiftung für Konsumentenschutz, Konsumentenforum, Fédération romande des consommateurs, Associazione consumatrici e consumatori delle Svizzera italiana). Das Eidg. Büro für Konsumentenfragen unterstützt die Organisationen.
Gewerbeverband: «Barometer informiert falsch»
Keine Freude am Preisbarometer hat der Schweizerische Gewerbeverband. Der Barometer informiere falsch, weil er nicht alle Kosten erfasse, teilte der Verband mit. So fehlten etwa die Wegkosten der Einkaufstouristen. Auch würden Angebote wie Aktionen, Sortiment, Service und Garantieleistungen nicht berücksichtigt.
Der Gewerbeverband fordert deshalb eine «vollständige Überarbeitung» der Internetseite. So sollte beispielsweise den Händlern die Möglichkeit gegeben werden, interaktiv zu erklären, wieso ihre Preise höher sind. Ausserdem solle der Barometer die Vollkosten als Basis nehmen und Angaben zur Kaufkraft machen.
Politisch müsse geklärt werden, wie der Bund dazu komme, derart «leichtfertig und unprofessionell Steuergelder zu verschleudern». In seiner jetzigen Form heize der Barometer den Einkaufstourismus an, findet der Verband.
Der Gewerbeverband hatte sich im vergangenen Frühling bereits daran gestört, dass die Stiftung für Konsumentenschutz eine Broschüre zum Einkaufen im Ausland herausgab. Diese gibt Auskunft über Einfuhrvorschriften, Zölle und Steuern. Der Verband wollte daraufhin der Stiftung die Bundesgelder streichen lassen.