Konventionell erzeugte Lebensmittel sind nach Ansicht des Präsidenten vom Europäischen Dachverband für ökologische Verarbeitung und Handel (OPTA), Stefan Hipp, ungeachtet der jüngsten Preissteigerungen noch immer „deutlich zu billig".
Hipp verweist im Interview mit AGRA-EUROPE auf Folgeeffekte der konventionellen Landwirtschaft, die diese „als Schrammen in unserer Umwelt hinterlässt". Als Beispiele nennt der Geschäftsführer der Hipp-Holding Chemikalien im Grundwasser und Boden sowie den Rückgang der Artenvielfalt. „Das sind alles Schäden, die wir am Ende auch als Verbraucher wieder bezahlen müssen."
Keine Mehrwertsteuer auf Bio-Produkte
Nach einem geeigneten Instrument gefragt, erklärt Hipp, dass die Mehrwertsteuer für biologische Lebensmittel herabgesetzt oder am besten ganz gestrichen werden sollte. Zugleich stellt er allerdings klar, dass die Preise nicht einseitig auf Kosten der Bio-Landwirte runtergehen dürften.
Im Hinblick auf das von der Europäischen Kommission offiziell anvisierte Ziel, bis 2030 anteilig eine ökologisch bewirtschaftete Anbaufläche von 25% zu erreichen, gibt Hipp zu bedenken, dass auch der Biomarkt entsprechend mitwachsen müsse. „Am Ende hat der Ökolandbau langfristig nur Erfolg, wenn wir die Konsumenten motivieren und überzeugen können, ihre Nachfrage nach Bioerzeugnissen zu steigern."
Grosses Potential in Polen
Gleichzeitig stellt der OPTA-Präsident aber auch klar, dass er sich wünschen würde, dieses Ziel zu erreichen. „Jeder Schritt in Richtung Bio ist gut und man braucht ehrgeizige Ziele. Aber am Ende müssen wir natürlich auf dem Boden der Tatsachen bleiben."
Egal was man bis 2030 erreicht habe, die Anstrengungen für mehr ökologische Landwirtschaft dürfen dann nicht aufhören. Gefragt nach seinem langfristigen Ziel, antwortet Hipp, dass er persönlich sich einen Anteil von 100% Ökolandbau wünschen würde. Mit Blick auf die Produktionsseite sieht er in der Europäischen Union insbesondere in Polen noch ein grosses Potential.
Um dieses zu heben hält Hipp eine Harmonisierung der Beihilfen für die Bio-Bauern in den EU-Ländern für notwendig. Auf das Thema Rückstände angesprochen, konstatiert der OPTA-Präsident, dass man „in der Welt, in der wir leben", nicht erwarten könne, dass ein Bio-Produkt frei davon sei. „Das ist leider traurige Realität. Bio produziert nicht unter einer Glasglocke." Laut Hipp wurden in den letzten 70 Jahren die Böden und das Wasser stark belastet. Die Folgen bekomme man heute zu spüren.