Im Rübenbau steigt der Druck zur Herbizidreduktion. In Frankreich wird deshalb vermehrt gehackt. In der Schweiz befürchtet der Rübenbau-Experte Samuel Jenni, dass die Produzenten aus Kostengründen eher aussteigen.
Bis in zwei Jahren soll ein Feldroboter in Schweizer Äckern GPS-gesteuert säen, düngen oder hacken. Das jedenfalls ist die Vision von Bernhard Streit, Dozent an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften in Zollikofen BE, und Kurt Hug, bis vor Kurzem Professor für Fahrzeugelektronik an der Berner Fachhochschule in Biel BE. Sie entwickeln den Feldroboter.
Praktiker reagieren Verhalten
Die Reaktionen aus der Praxis fallen verhalten aus. Eine Umfrage des Verbands Schweizer Gemüseproduzenten unter seinen Mitgliedern hat laut dem Landwirtschaftlichen Informationsdienst ergeben, dass diese sich entweder «nichts unter einem Feldroboter vorstellen können oder keinen solchen möchten». Bei den Kartoffelproduzenten will man zuerst wissen, wie sicher, zuverlässig und kostenintensiv das Endprodukt sein wird.
Im Rübenanbau sieht Samuel Jenni, Leiter der Schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenbau (SFZ), keine grossen Chancen für das Gefährt. Dies, obschon in dieser Kultur die mechanische Unkrautregulierung immer mehr zum Thema wird. «Ein Roboter wäre in erster Linie für Biobetriebe interessant», mutmasst er. «Im konventionellen Rübenbau kann sich nicht einmal die Hacke durchsetzen, obwohl der Druck zur Herbizidreduktion steigt.
Produktionsausstieg wegen Herbizidlimitierung
In Frankreich muss der Herbizideinsatz bis 2025 um die Hälfte reduziert werden – obschon die in den Rüben eingesetzten Wirkstoffmengen dort heute eher tiefer sind als bei uns», so Jenni. Rübenproduzenten setzen deshalb vermehrt Hacken ein, die kamera- oder GPS-gesteuert oder dank einer Furchenführung im Boden in der Spur bleiben.
Für die Schweiz befürchtet Jenni eine andere Entwicklung: «Wird die Herbizidmenge limitiert und das Hacken verordnet, steigen vor allem Rübenbauern mit stark verunkrauteten Feldern oder mit Direktsaatsystemen aus der Produktion aus.» Beim Hacken seien, speziell beim aktuell sehr tiefen Rübenpreis, die Kosten ein zentraler Faktor: «Wer in Frankreich 50ha Rüben hat, kann die Hacke amortisieren. In der Schweiz mit 3ha Durchschnittsfläche geht das nicht.»
Mehr Hoffnung setzt Jenni in die ALS-toleranten Rüben, die 2019 in Europa und auch in der Schweiz auf den Markt kommen könnten. Diese klassisch gezüchteten Rüben können mit Sulfonylharnstoff gespritzt werden, ohne dass sie Schaden nehmen. «Dadurch braucht es nur noch 80g statt wie bisher fast 5kg Herbizidwirkstoff pro Hektare.»