Der Einsatz von synthetischen Kraftstoffen, sogenannten E-Fuels, im Strassenverkehr ergibt einer Studienauswertung zufolge nach derzeitigem Wissenstand kurz- und mittelfristig «wenig Sinn». Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) veröffentlichte am Dienstag ein Diskussionspapier, demzufolge es mehrere Gründe gegen den Einsatz von mit Strom hergestellten E-Fuels bei Pkw und Lkw gibt.
Ein solcher Einsatz sei «wirtschaftlich und ökologisch nicht zielführend». Einer der Gründe ist die Verfügbarkeit: Die weltweite erneuerbare Stromproduktion müsste im Vergleich zum heutigen Stand fast verdoppelt werden, um im Jahr 2050 einen weltweiten Anteil von zehn Prozent an grünem Wasserstoff und synthetischen Brenn- und Kraftstoffen einschliesslich E-Fuels zu erreichen. Letztere werden daher noch lange knapp und teuer sein, heisst es in dem Papier.
Besser als Elekto
Die Autoren raten daher, den Einsatz von E-Fuels auf Anwendungsbereiche zu konzentrieren, in denen keine anderen wirtschaftlichen Alternativen zur Erreichung der Treibhausgasneutralität zur Verfügung stehen. Sie nennen den Stahlsektor, die Grundstoffchemie, Raffinerien und den internationalen Flug- und Schiffsverkehr.
In dem Papier werden auch die «enormen» Umwandlungsverluste angeführt: Alternativen wie die direkte Elektrifizierung seien auf die Stromnutzung bezogen bis zu fünfmal effizienter. Die CO2-Vermeidungskosten liegen demnach bei Pkw mit E-Fuels im Jahr 2030 bei etwa 992.68 Franken (1000 Euro) pro Tonne CO2 und damit um ein Vielfaches über denen der Elektromobilität oder anderer Klimaschutzmassnahmen.
E-Fuels sind zu teuer
E-Fuels seien zudem teuer und könnten von einkommensschwächeren Haushalten in Zukunft kaum bezahlt werden. Die Autoren zitieren Studien, die auch nach Erreichung von bedeutenden Kostensenkungspotenzialen noch von einem Preis zwischen umgerechnet rund 1,20 Franken und 3,60 Franken pro Liter für E-Fuels im Jahr 2050 ausgehen – zuzüglich Steuern, Abgaben, Gewinnmargen, Vertriebsausgaben sowie Forschungs- und Entwicklungskosten.
Die Umweltbilanz schliesslich sei «problematisch», weil die synthetischen Kraftstoffe bei ihrer Verbrennung im Motor Stickoxide, Kohlenmonoxid und Feinstaub freisetzen. Notwendige Initiativen in Richtung Elektromobilität oder andere alternative Mobilitätsformen könnten verlangsamt werden, hiess es weiter.