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Krieg setzt Fischern zu

Zwei Stunden hat Samir al-Hissi bis zur Hüfte im Wasser gestanden, nun betrachtet er das dürftige Häuflein aus 14 winzigen Fischen. Aber der enttäuschende Fang ist nicht der einzige Tribut, den die Fischer von Gaza dem Krieg zahlen.

 

 

Zwei Stunden hat Samir al-Hissi bis zur Hüfte im Wasser gestanden, nun betrachtet er das dürftige Häuflein aus 14 winzigen Fischen. Aber der enttäuschende Fang ist nicht der einzige Tribut, den die Fischer von Gaza dem Krieg zahlen.

Zurück am Strand hebt al-Hissi sein T-Shirt und entdeckt eine rotbraune Maserung auf der Haut, Resultat des Aufenthalts im fleckigen, übelriechenden Schmutzwasser nahe der Küste.

Fischereizone wechselt je nach Sicherheitslage

Seit die israelische Armee bei einem Angriff - nach eigenen Angaben versehentlich - das einstige Elektrizitätswerk des Gazastreifens in Brand schoss, fliessen die Betriebswasser aus den Kanälen ungeklärt ins Mittelmeer. «Das Abwasser im Meer schadet den Leuten und den Fischen, die sie essen», sagt der etwa 50 Jahre alte Fischer.

Bis zum Beginn der israelischen Militäroffensive am 8. Juli fuhr al-Hissi mit seinem Boot innerhalb der auf drei Seemeilen begrenzten Zone auf Fang, die Israel den Fischern des Küstengebiets derzeit zugesteht. Seit die Blockade vor acht Jahren begann, variiert diese Zone je nach Sicherheitslage zwischen drei und zwölf Seemeilen.

Krank vom Baden

Nun watet der magere Mann jeden Tag einige Stunden in Küstennähe mit einem kleinen Handnetz im Wasser und versucht, zumindest etwas für den Familientisch an Land zu ziehen. Doch bald wird er gar nichts mehr fangen, denn die Fische suchen das Weite.

«Wenn ihre Umwelt gefährlich wird, machen Fische das gleiche wie Menschen, sie fliehen - wenn sie können», sagt al-Hissi. Kinder sind dagegen unvorsichtiger. Einige seien nach einem Bad im Meer bereits krank geworden, weiss der Fischer.

Die örtlichen Helfer der UNO hatten schon vor dem Krieg vor der Wasserverschmutzung gewarnt. «Rund 90'000 Kubikmeter ungenügend behandelter Abwässer fliessen vor dem Gazastreifen täglich ins Mittelmeer», berichtete die UNO 2012 in einem Umweltbericht - das gefährde die öffentliche Gesundheit und die Fischwirtschaft.

Keine Untersuchung wegen Bombengefahr

Nisar Ajisch, der Vorsitzende des Fischer-Verbands, betont, dass sich das Problem drastisch verschärft habe, seit das E-Werk ausfiel. Wegen der grossen Gefahr, von israelischen Kanonenbooten beschossen zu werden, habe sein etwa viertausend Mitglieder zählender Verband das aktuelle Ausmass der Verschmutzung noch nicht genau untersuchen können.

Bahaa al-Agha vom Umweltamt pflichtet ihm bei: Er habe noch nicht gewagt, Inspektoren in den Hafen zu schicken. Dort zeugen die Trümmer der kleinen Hütten, in denen die Fischer ihre Netze aufbewahrten, von den jüngsten Bombardierungen.

Jasir al-Sultan rudert mit seinem kleinen Boot in 200 Meter Abstand die Küste entlang und holt seine Netze mit der Hand ein. 30 Jahre sei er nun Fischer und stelle fest, dass die Schwärme aufgrund des ganzen Unrats im Wasser weniger würden. «Alles ist hier so verschmutzt», klagt al-Sultan.

Möglichst weit weg von der Verschmutzung

Er fahre trotz der Gefahr das Stück heraus, um sich von den Kanalrohren zu entfernen. Dann zeigt er auf den Hafen und die nebenliegenden Hotels in einiger Entfernung und sagt: «Der Hafen sollte einmal Touristen anlocken. Aber mit dem Abwasser kommt keiner, das stinkt viel zu sehr.» Das wichtigste sei nun, dass die Kämpfe aufhörten, hofft der Fischer. «Wir brauchen eine endgültige Lösung, sonst schiessen die Israelis weiter jeden Tag auf uns.»

Auch die grösseren Fischerboote, die während der Waffenruhe aus dem Hafen auslaufen, stoppen nach spätestens 300 Metern. Denn sichtbar patrouillieren vor der Küste die Schiffe der israelischen Kriegsmarine. Am Dienstag feuerte ein Kanonenboot vor Rafah im Süden des Gazastreifens sofort Warnschüsse ab, als sich ein Fischerboot mehr als zwei Seemeilen von der Küste entfernte.

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