In der israelischen Landwirtschaft drohen erhebliche Einbussen bei der Erzeugung von Tomaten, Salaten und Kohl. Dies teilte die Regierung in Tel Aviv am 17. Dezember mit.
Fehlende Arbeitskräfte
Gravierende Versorgungsengpässe würden allerdings nicht erwartet. Dem Landwirtschaftsministerium zufolge sind bereits Fördermassnahmen zur Stärkung einzelner Sektoren aufgelegt worden. Überdies könne auch ein Teil der Ertragseinbussen über Importe ausgeglichen werden, erklärte das Agrarressort. Der Terrorangriff der Hamas auf den Süden des Landes am 7. Oktober und der daraus resultierende israelische Gegenangriff namens «Swords of Iron» hat nach Angaben der Regierung die Gemüseproduktion des Landes «deutlich negativ» beeinflusst.
Als Grund wird der Mangel an Arbeitskräften genannt. Viele Landwirte wurden zum Militär eingezogen. Zudem fehlen wegen des Krieges ausländische Saisonarbeiter. Durch die Abriegelung des Gaza-Streifens und Teilen des Westjordanlandes gilt dies auch für viele palästinensische Arbeitskräfte. Zudem können laut Agrarressort in Tel Aviv viele Flächen rund um den Gaza-Streifen aktuell nicht bewirtschaftet werden.
Teils deutliche Rückgänge
Für Tomaten erwartet die Regierung einen Produktionsrückgang in den Wintermonaten von mehr als 30% im Vergleich zum saisonalen Durchschnitt. Auch für die Produktion von Kopfsalat drohen deutliche Rückgänge. Hier wird das aktuelle Minus des Anbauvolumens auf annähernd 25% geschätzt. Die erwartete Ernte bei Kohl dürfte um ein Fünftel unter dem Durchschnitt der regulären Saisons bleiben. Für Salatgurken wird in den kommenden Monaten eine Produktionsabnahme von etwa 10% erwartet.
Aufgrund von Problemen mit dem Vermehrungsmaterial von Zwiebeln im September geht das israelische Agrarressort für den gesamten Winter bis April 2024 bei dieser Kultur von Einbussen in der Höhe von etwa 20% aus. Auch im Erdbeeranbau wird in dieser Saison der Ertrag geringer ausfallen. Das Ausmass hänge von der Verfügbarkeit palästinensischer Arbeitskräfte für die Ernte im Frühling ab, so das Ministerium. Keine nennenswerten Einbussen werden indes für Kartoffeln und Süsskartoffeln sowie für Karotten und Paprika erwartet.
Ernährungssouveränität als Kernziel
Angesichts der Produktionseinbussen soll nun die Renovierung und Modernisierung alter Gewächshäuser für den Anbau von Salaten unterstützt werden. Auch soll es finanzielle Anreize für eine frühe Aussaat von Tomaten geben. Ferner kündigte die Regierung an, die Produktion von Weizen durch Aussaatprämien anzukurbeln.
Die Sicherstellung der Versorgungssicherheit mit heimischen Lebensmitteln spielt in Israel traditionell eine grosse Rolle. Begründet ist dies in den oft wenig verlässlichen, wenn nicht feindlich gesinnten Nachbarstaaten, aber auch in der relativ stetigen Wasserknappheit. Die Regierung sieht die Ernährungssouveränität als Kernziel ihrer Agrarpolitik.
Knappes Wasser
Die Landwirtschaft in Israel gilt als hoch entwickelter Wirtschaftszweig und weltweit führend in der Agrartechnologie. Das Land ist ein wichtiger Exporteur von Frischobst und -gemüse. Als schwierig gelten die geografischen Gegebenheiten des Landes. Mehr als die Hälfte des Territoriums ist Wüste. Entsprechend knapp sind auch die Wasserressourcen.
Nur 20% der Landfläche sind von Natur aus ackerbaulich nutzbar. Je nach Quelle entfielen zuletzt 2% oder 3% des israelischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf den Agrarsektor. Nichtsdestoweniger liegt die Selbstversorgungsrate Israels bei rund 95%. Importieren muss das Land vor allem Teile seines Getreide- und Ölsaatenbedarfs. Aber auch Fleisch, Kaffee, Kakao und Zucker werden in grösseren Mengen eingeführt.
Für die israelische Landwirtschaft gelten Produktionsquoten unter anderem für Milch, Eier, Geflügel und Kartoffeln.