In Ungarn sollen in den nächsten Monaten die Ende März abgelaufenen Pachtverträge über 200'000 ha staatliche Agrarflächen verlängert beziehungsweise neue Verträge darüber abgeschlossen werden.
Das hat Landwirtschaftsminister Sándor Fazeka gegenüber der Presse angekündigt. Es handle sich dabei neben den Flächen des 2011 gegründeten Nationalen Bodenfonds (NFA) in geringerem Umfang auch um neu erschlossene beziehungsweise neu erworbene Areale, erläuterte der Minister.
Ein „Landvergabeprogramm dieser Grössenordnung“ habe es in Ungarn noch nie gegeben, denn im Jahr 2010 seien 62'000 ha und 2011 rund 130'000 ha Land neu vergeben beziehungsweise 1'600 Pachtverträge abgeschlossen worden, erklärte Fazeka. Er betonte, dass das Ministerium bei der Pachtverlängerung oder Neuvergabe der Pachtflächen diesmal noch genauer darauf achten werde, dass sich Gross- und Kleinbetriebe die Waage hielten. Die amtlich festgelegte Obergrenze liegt bei 200 ha pro „Familie“.
Dieser Grenzwert könne jedoch über Strohmänner umgangen werden, berichtete die Zeitung „Pester Lloyd“, die als mögliche Laufzeit der Pachtverträge sieben und 20 Jahre sowie in Ausnahmefällen 50 Jahre angibt. Regierungskritiker behaupten der Zeitung zufolge, dass Pachtfristen von sieben Jahren für die einfachen Bauern gelten würden, 20 Jahre für privilegierte Kader der regierenden Fidesz-Partei und 50 Jahre für Personen aus dem engeren Kreis von Premierminister Viktor Orbán.
Zum tatsächlichen Flächenumfang im Rahmen des staatlichen Bodenfonds liegen keine genauen Zahlen vor. Experten veranschlagen die vom ungarischen Staat verwaltete Agrarfläche aktuell auf rund 1 Mio ha.