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«Kühe, Käse und drei Kinder»

Der Dokumentarfilm «Kühe, Käse und drei Kinder» porträtiert eine fünfköpfige Familie, die den Sommer auf der Alp verbringt. Nicht um den Konsum und die digitalen Verlockungen im Tal zu verteufeln, sondern um den Kindern eine Form von Freiheit zu ermöglichen, wie sie in den heutigen Alltagsstrukturen kaum mehr möglich ist. Ein bereichernder Film über das bescheidene Leben. Mit Trailer

 

Der Dokumentarfilm «Kühe, Käse und drei Kinder» porträtiert eine fünfköpfige Familie, die den Sommer auf der Alp verbringt. Nicht um den Konsum und die digitalen Verlockungen im Tal zu verteufeln, sondern um den Kindern eine Form von Freiheit zu ermöglichen, wie sie in den heutigen Alltagsstrukturen kaum mehr möglich ist. Ein bereichernder Film über das bescheidene Leben. Mit Trailer

Die 8-jährige Braida, ihre Brüder Marchet, 6, und Jon, 3, stehen in Gummistiefeln, Arbeitskleidern und mit leuchtenden Augen vor dem Stall bereit. Derweil werden die Glocken langsam lauter. Sobald die Kühe bei der Alphütte angelangt sind, kann das Abenteuer auf 1995 Meter über Meer beginnen.

Drei Monate Melken, Misten, Käsen und Holzen

Drei Monate Melken, Misten, Käsen und Holzen warten auf die drei Kinder. Noch freuen sich die Geschwister mit ihren Eltern Anna und Riccardo, denkt sich der Zuschauer, der glaubt, der Alpsommer sei ein Experiment für die Familie aus Scuol. Doch das Forstingenieur-Ehepaar und seine Kinder sind nicht zum ersten Mal hoch oben - sie wissen, was sie erwartet.

Vom ersten Tag an packt die Jungmannschaft tatkräftig mit an. Der kleine Jon freut sich, dass er mit dem Beil hantieren darf, Marchet rennt gerne herum oder klettert auf das Schuppendach, während sich Braida am liebsten zu den Tieren gesellt. Die Familie ist glücklich auf der Alp, es fehlt ihr an nichts.

Der Zuschauer ist skeptisch

Doch man will der Idylle noch immer nicht trauen. Wartet lange auf den Moment, in dem die Regisseurin, die sich mit der Kamera stets auf Augenhöhe der Kinder befindet, erstmals eine Situation einfängt, in der die drei lauthals nach einem Fernseher oder einem Computer schreien. In der sie die Alp verfluchen und ihren Eltern die Hölle heiss machen. Erstaunlich ist: Der Moment tritt nie ein.

Und dennoch ist «Kühe, Käse und drei Kinder» keineswegs ein Pamphlet gegen die Konsumgesellschaft und die digitalisierte Welt. Auch auf der Alp Gün melken die Menschen mit Maschinen, schätzen Strom und fliessendes Wasser und essen Crunchy Cream zum Frühstück.

Ein Glücksfall

Ausserdem hat sich Susanna Fanzun nicht zwanghaft eine Familie ausgesucht, deren Kinder besonders mühelos auf Technik und anderen Luxus verzichten können. Nur damit sich das Leben auf der Alp besonders leicht idealisieren liesse. Sie hat ihre Protagonisten zwar aus dem Heimatdorf gekannt und den Umgang der Eltern mit ihren Kinder schon immer bewundert. Doch der Rest war ein Glücksfall.

Sie sei während den Dreharbeiten oft «erstaunt und überrascht» gewesen, schreibt die Regisseurin und Zweifachmutter in den Presseunterlagen. Vor allem von der Tatsache, wie die Kinder mit den Tieren, ihren Ängsten und nicht zuletzt der gähnenden Langeweile umgehen, die auf der Alp nicht selten aufgekommen sei.

Auf unspektakuläre Art fesselnd

Die anfängliche Befürchtung, dieser Film sei eine unterschwellige Moralpredigt für alle Eltern, die ihre Kinder vor den Fernseher setzen und der bestmöglichen Entspannung halber Ferien im All-Inclusive-Hotel buchen, weicht also letztlich der Faszination.

Überhaupt: In dem Film, der am Cuneo Montagna Festival 2015 in Italien mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde, geht es nie um die Eltern - weder um jene auf der Alp noch um jene im Kinosaal. Es geht nur um Braida, Marchet und Jon und deren souveränen Umgang mit einer Situation, die früher einmal Normalität war und heute durchaus als Ausnahmezustand und grosse Herausforderung bezeichnet werden kann.

«Kühe, Käse und drei Kinder» ist trotz schöner Bergbilder und humorvoller Begebenheiten ein unspektakulärer Film. Er zeigt keine Problemkinder, keine überforderten Eltern, keinen Alltag, von dem sich Schweizerinnen und Schweizer nicht anderswo schon ein Bild hätten machen können. Man könnte den Kinosaal jederzeit verlassen, ohne irgendetwas Unfassbares zu verpassen. Doch man will nicht.

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