Nach den Blogs aus Neuseeland, von der Alp Meienfall im Diemtigtal und der Alp Pfidertschegg im Eriz, bloggt Esther Schneiter wieder auf www.schweizerbauer.ch. Nun aus ihrem Leben als Lehrerin und Landwirtin.
Mit dem Monatswechsel gab es auch einen Personalwechsel auf unserem Betrieb. Ariane wurde mit dem ersten Lehrjahr als Landwirtin fertig und ist auf einen anderen Betrieb gezogen.
Lehrling startet mit Alpgottesdienst
Mit dem Neuanfang eines neuen Lernenden merken wir noch deutlicher, was Ariane alles gelernt hat in einem Jahr. Alle Feldnamen kannte sie auswendig, viele Arbeiten konnte sie selbständig und verantwortungsbewusst übernehmen. Nun dürfen wir Janik ein Jahr begleiten und ihm unser Wissen weitergeben. Ich freue mich auf diese Zeit.
Der Start von Janik war etwas ungewöhnlich. Am vergangenen Samstag kam er an, am Sonntag fand der Alpgottesdienst von der Kirchgemeinde Schwarzenegg auf der Pfidertschegg statt. So musste er bei den Vorbereitungen und nach dem Gottesdienst in der «Festwirtschaft» helfen. Das Wetter war wunderbar und ich genoss die guten Gespräche mit den vielen Leuten.
Namenserklärung «Pfidertschegg»
Zu Beginn der Predigt hat der Pfarrer den Anwesenden den Namen «Pfidertschegg» erklärt. Für uns ist dies völlig verständlich. Ich habe aber gemerkt, dass dies nicht für alle so ist. «Egg» leitet sich von der topografischen Lage ab. Die Pfidertschegg liegt zuoberst auf dem Ausläufer von der Schörizegg und Staufen, eben auf der Egg.
Und «Pfidertsche» ist auf die erste Blume im Frühjahr, dem weissen Hahnenfuss, auch eisenhutblättriger Hahnenfuss genannt, zurückzuführen. Er wächst auf feuchten bis nassen sowie nährstoffreichen Böden im Berggebiet und ist futterbaulich gesehen wenig wertvoll. Der Name kommt wohl daher, weil im Frühjahr hier oben «Pfidertsche» blüht.
Tintenfisch-Pilz
Momentan ist von der Pfidertsche nichts zu sehen. Einige alte dürre Gräser prägen die Weiden, darunter wenig saftiges Gras. Ab und zu trifft man auf etwas schier Unheimliches. Es ist ein stinkendes, rotes, tentakelähnliches Gebilde, das laut Internet ein Tintenfisch-Pilz ist.
Er sei hier ein Exot, seine Heimat sei in Australien, heisst es weiter. Ob er giftig ist, weiss ich nicht. Schon nur wegen des Gestanks kommt aber bestimmt niemand in Versuchung, ihn zu essen.
50kg/a Weizen – wir sind zufrieden
Es gibt viele Anzeichen für den baldigen Herbst. Beispielsweise haben wir am Wochenende in der Hausmatte weitere Siloballen gepresst. Beim nächsten Aufwuchs wollen wir diese Parzelle als Weide nutzen. Auch wurde der Weizen gedroschen. Mit einem Ertrag von 50 Kilogramm pro Are und 14,4 Prozent Feuchtigkeit sind wir als Bio-Bauern sehr zufrieden.
Letzte Milchkontrolle auf der Alp
Das Gras ist weiterhin knapp und die Kühe sind in der Milchleistung gefallen. Doch da fragt die Milchkontrolleurin nicht. So haben die momentan 14 laktierenden Kühe, alle weisen über 200 Laktationstage auf, im Schnitt nur gerade 14,5 Kilogramm Tagesmilch gegeben, dies bei Inhaltsstoffen von 4,6 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiss.
Das ist sicher nicht gerade berauschend. Wenn wir aber den Milchpreis von 79 Rappen im Juni (Industriemlich, Hofabfuhr, Bio, Cremo) und die Direktzahlungen von 770 Franken pro Normalstoss betrachten, verdienen wir dennoch Geld. Zu beachten ist auch, dass die Kraftfutter- und Tierarztkosten seit April bei 0 Franken liegen.
Kühe gehen ins Tal
Morgens und abends bekommen die Kühe eine Handvoll Heu, ansonsten füttern wir nichts zu. Aktuell weiden wir zwar am Tag und in der Nacht, jedoch ist das Futterangebot für laktierende Tiere zu knapp. Die Rechnung nach Kosten und Nutzen bei weiterem Zufüttern auf der Alp ist für uns schnell gemacht.
Der Aufwand lohnt sich nicht, wenn wir zu Hause einen so praktischen Stall und auch genügend Gras zum Weiden haben. So werden wir nächste Woche nach Hause zügeln. Mitkommen werden jene zehn Kühe, die nach dem 1. Oktober neun Monate trächtig sein werden. Den Rest stellen wir noch trocken. Auch kommen vier Rinder und eine Galtkuh mit auf den Heimatbetrieb, sie haben vor dem 20. August neun Monate Trächtigkeit erreicht.
Abschied nehmen
Dies heisst bereits wieder ein Stück weit Abschied nehmen, denn wir wohnen immer dort, wo die Kühe sind. Es war ein Sommer, der viel zu schnell verstrich. Ich freue mich aufs Warmwasser in der Küche und auf «längere Tage». Denn nun können wir am Abend nach dem Melken wieder Emd einführen oder was gerade ansteht.
Gleichzeitig vermisse ich aber schon die Ruhe, das «Alleinesein» und den Ausblick auf die Berge. Zum Glück werden wir weiterhin täglich hochfahren, um die Galtkühe und Rinder zu kontrollieren, zu misten sowie die Alp Schritt für Schritt wieder «wintersicher» zu machen.
Unser Betrieb
Auf unserem Hof leben im Sommer zirka 25 Kühe (im Winter zirka 40 Kühe), 30 Rinder und 15 Kälber. Der Talbetrieb liegt im Bach, Gemeinde Fahrni BE. Hier produzieren wir auch das Futter für den Winter. Den Sommer, rund 100 Tage, verbringen wir auf der Alp Fiedersegg im Eriz. Die Tiere grasen nachts auf der Weide. Tagsüber sind sie im Stall, wo sie sich ausruhen können und vor Insekten und der Hitze geschützt sind.
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