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Kühe respektvoll treiben

Kühe an einen gewünschten Ort zu treiben, sollte kein Stress sein. Nicht für Mutter-, aber auch nicht für Milchkühe. Letztere standen im Fokus eines Kurses. Philipp Wenz zeigte, wie Tier und Bauer entspannt bleiben.

 

 

Kühe an einen gewünschten Ort zu treiben, sollte kein Stress sein. Nicht für Mutter-, aber auch nicht für Milchkühe. Letztere standen im Fokus eines Kurses. Philipp Wenz zeigte, wie Tier und Bauer entspannt bleiben.

Täglich muss ein Milchbauer eine, einige wenige oder alle seine Kühe irgendwohin treiben. Entweder sollen sie auf die Weide oder zurück in den Stall, in den Melkstand oder in den Klauenstand. Es kann aber auch sein, dass er ein einziges Tier für eine Untersuchung von der Herde abtrennen muss.

Fast gewohnheitsmässig hat er dabei einen Stock in der Hand, um den Kühen klar zu machen, was er will. Dass es auch anders geht, zeigte Philipp Wenz am Kurs «Low-Stress-Stockmanship» des landwirtschaftlichen Zentrums St.Gallen. Der praktische Teil fand in Ganterschwil auf dem Hof von Werner Ammann statt.

Routine verlassen

Bei den Demonstrationen von Philipp Wenz zeigte sich, dass das Treiben und Lenken einer Herde mit wenig Stress keine leichte Aufgabe ist – oder zumindest eine, die gelernt sein will. Soll alles ohne Berührung geschehen, so wird das Ganze noch anspruchsvoller. «Das Problem dabei sind nicht die Tiere», erklärte Philipp Wenz. «Die Menschen sind es, die sich an Neues heranwagen müssen.» 

Das beginne damit, sich klar zu werden, wie aufmerksam die Kühe seien, wenn sich der Tierhalter ihnen nähere, wie feinfühlig sie auf Menschen reagieren würden. «Es geht aber auch darum, aus der gewohnten Routine herauszukommen.»

Druck und Entspannung

«Eine Kuh läuft dahin, wo sie hinschaut», sagte Wenz, als er mitten in der Herde stand und über Mikrofon sein Vorgehen erklärte. «Sie will zudem immer sehen, wo ich bin und was ich tue. Das mache ich mir zunutze, indem ich versuche, ihren Blick zu lenken.» Dabei näherte sich Wenz einem Tier seitlich in einer geraden Linie und erhöhte damit den Druck, bis die Kuh reagierte. Sofort entspannte er die Situation durch Rückwärtsschritte, um keinen Stress aufkommen zu lassen.

Dieses Vorgehen wiederholte er, bis das Tier die gewünschte Richtung eingenommen hatte. Bei der einen Kuh dauerte dies länger, bei der andern ging es sofort oder gar nicht. «Dieses unterschiedliche Wesen muss ich berücksichtigen. Ich muss der Kuh Zeit lassen zum Überlegen.» Dieses Wesen gilt es auch beim Treiben der Kühe aus einer Sackgasse zu beachten. «Wer sie von hinten her heraustreiben will, wird nur ein Chaos veranstalten, weil alle Tiere mich sehen wollen und sich zu mir nach hinten drehen. Wenn ich aber langsam von vorne nach hinten in die Sackgasse gehe, so bewegen sich die Tiere in einer Schlaufe zwar zuerst nach hinten, dann aber nach vorne.»

Das Treiben mögen

Die Bereitschaft für das Neue war bei den Teilnehmenden ebenso gross wie die Skepsis. Sie konnten sich zum Beispiel nicht vorstellen, dass sich eine Kuh ohne Halfter in einen Klauenstand treiben lässt. Doch Philipp Wenz beruhigte. «Wir müssen unsere Vorstellung an jene unserer Tiere anpassen», sagte er.

«Wir dürfen etwas von ihnen fordern, müssen aber auch die Grenzen respektieren. Unser Ziel muss es sein, dass die Kuh das Treiben mag.» Er schlug deshalb vor, den Kühen die Möglichkeit zu geben, den Klauenstand über zwei, drei Tage kennenzulernen. Eine trainierte Kuh lasse sich danach mühelos darin festmachen.

Renitente Kuh

Kühe, die nicht auf den Druckaufbau reagieren, bezeichnet Wenz als «büffelige» Tiere. Oft sind es die Tiere, welche es sich in der Liegebox bequem gemacht haben, statt in den Melkstand zu gehen. «Solche Tiere haben im Grunde keinen oder viel zu wenig Respekt gegenüber dem Betriebsleiter», erklärte Wenz. «Wir haben diese Kühe meist selbst so erzogen.» Möchte ein Bauer etwas ändern, rät Wenz, mit so viel Druck zu arbeiten, wie eben nötig ist. Reagiert die Kuh, wird sie mit Wegnahme von Druck belohnt und langsam, aber stetig sensibilisiert.

 

Aus den USA 

«Low-Stress-Stockmanship» bedeutet «stressfreier Umgang mit Nutztieren». Dabei geht es um eine ruhige und partnerschaftliche Zusammenarbeit ohne Lärm, hektische Bewegungen und Schlagen. Der Deutsche Philipp Wenz hat die Methode bei mehreren Aufenthalten in den USA von Bud Williams kennengelernt und nach Europa gebracht. mbr

www.stockmanship.de

 

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