Am 1. Oktober geht im Kanton Thurgau ein neues Recycling-Zeitalter los: Die Konsumenten können Kunststoffabfälle in separaten, gebührenpflichtigen Säcken sammeln und bei Sammelstellen abgeben.
Ob Shampoo- oder Milchflasche, Tetrapackung, Blumentopf, Kanister oder Plastiksack: Die Thurgauer Bevölkerung ist aufgefordert, Kunststoffabfälle inskünftig separat zu sammeln. Für 20 Franken verkauft die KVA Thurgau ab Anfang Oktober 10-er Rollen mit den sogenannten Kuh-Säcken mit 60 Litern Inhalt.
20 Rückgabestellen
Die vollen Säcke können an 20 Rückgabestellen in Gemeinden oder Regionalen Annahmezentren (RAZ) abgegeben werden. Die Zahl der Rücknahmestellen soll noch ausgebaut werden, wie Kurt Baumann, Präsident der Thurgauer Gemeinden und Verwaltungsratspräsident des Zweckverbandes Abfallverwertung Bazenheid (ZAB), am Mittwoch vor den Medien sagte.
Der Anteil an Kunststoffabfällen im Kehricht beträgt zwischen 30 und 50 Prozent. Statt die wertvollen Kunststoffe in den Kehrichtverbrennungsanlagen zu verbrennen, sollen die Stoffe inskünftig wie beim PET gesammelt und soweit möglich recycliert werden. Das Sammeln von Kunststoffabfällen sei ein Bedürfnis der Bevölkerung und schone die Umwelt, sagte die Thurgauer Baudirektorin Carmen Haag (CVP).
Pilotprojekt wird ausgewertet
Das neue, einheitliche Sammelkonzept für 100 Gemeinden in den Kantonen Thurgau und St. Gallen mit rund 380'000 Einwohnerinnen und Einwohnern wurde von den Kehrichtzweckverbänden KVA Thurgau und ZAB Bazenheid in Zusammenarbeit mit dem Thurgauer Amt für Umwelt ausgearbeitet. Eine entscheidende Rolle spielte dabei die Branche, welche von sich aus aktiv geworden sei und das Angebot rasch und ohne staatliche Vorgaben geschaffen habe, sagte Haag.
Da es sich bei der Kunststoffsammlung schweizweit um ein Pilotprojekt handelt, soll dieses wissenschaftlich ausgewertet werden. Bisher sei unklar, wie viel Kunststoff wiederverwertet werden könne. «Wir rechnen mit einer Verwertungsquote von gut 50 Prozent, sagte Martin Eugster vom Thurgauer Amt für Umwelt. Die Kunststoffe werden sortiert und soweit möglich bei privaten Recycling-Firmen zu Rohstoffen für neue Produkte verarbeitet. Der Rest landet als Energieträger in einer Kehrichtverbrennungsanlage oder in einem Zementwerk.
Sammlung in Wil
Eine weitere Studie zum Sammeln von Kunststoffen macht die Stadt Wil SG, wie Claudio Bianculli von der ZAB an der Medienorientierung sagte. Die Abfallverwertung Bazenheid (ZAB) wird ab Anfang 2016 während eines Jahrs in einem Quartier der Stadt Wil eine sogenannte Hol-Sammlung für Kunststoffabfälle einführen. Im Quartier, in welchem etwa ein Viertel der Bevölkerung der Stadt wohnt, wird ein Fahrzeug der ZAB die Säcke mit den Kunststoffabfällen vor den Haustüren abholen.
Je nach den Ergebnis werde das Projekt, das auf eine parlamentarische Initiative zurückgehe, weiterentwickelt oder gestoppt, sagte Bianculli.
Mehr lesen Sie hier