Den deutschen Kuhfotografen Martin Killewald vom Fototeam KeLeKi kennen viele Schweizer. Doch nur wenige wissen, dass er sich in der katholischen Pfarrgemeinde engagiert und Bratsche spielt.
Seine Bilder von schönen Schweizer Kühen kennt jeder Viehzüchter hierzulande. Martin Killewald vom Fototeam KeLeKi (siehe Kasten) verbringt etwa 110 Tage in der Schweiz, um hier zu fotografieren. Er wohnt aber rund 580 km entfernt in einem Reihenhaus am Rand der deutschen Stadt Bonn.
46’000 Kühe im Archiv
Was erinnert den Kuhfotografen in der Heimat an die Schweiz? «Ich habe viele Telefonate aus der Schweiz, aber auch die Datenerfassung der Bilder passiert hier bei mir», betont er. So sei jede von KeLeKi fotografierte Kuh auf einem Server bei ihm im Haus gespeichert. Das «halbe Schweizer Herdebuch», sei darauf gespeichert. Insgesamt habe er rund 22000 Schweizer Kühe im digitalen Archiv.
Fast jede Woche fährt er von Bonn in die Schweiz und zurück. Fast 70000 km ist er also jedes Jahr in Sachen Kuhfotografie unterwegs. Warum zügelt Killewald nicht in die Schweiz, wenn er hauptsächlich dort arbeitet? Familienpolitisch gehe das nicht, antwortet er. Denn der 53-Jährige ist verheiratet. Er und seine Frau Margrit haben zusammen zwei Söhne. Laurenz ist 18 und Jasper 15-jährig. In der Phase, als er noch nicht so viel in der Schweiz fotografiert habe, hätten sie ihr Haus in Bonn gekauft. Dazu sei die Familie auch sonst vielfältig in Bonn integriert.
Kein Stubenhocker
Killewald ist offensichtlich kein Stubenhocker. Auch zu Hause sei er viel unterwegs, sagt Frau Margrit. «Er ist im Schulrat und in der katholischen Kirchgemeinde sehr aktiv», fügt sie an. Im Familienleben gehe es halt sehr spontan zu. Man müsse immer wieder neue Termine suchen. Ob er bis zum Rentenalter so weiter mache, wisse er nicht, sagt der 53-Jährige. «Ich merke schon auch, dass ich älter werde, aber wenn es mir gesundheitlich gut geht, mache ich weiter», betont er.
2000 Kuhbilder pro Jahr
2000 Kühe pro Jahr zu fotografieren, sei schon anstrengend, räumt er ein. Man suche sich aber bewusst auch Erholungsphasen. So fahre er ungefähr jedes zweite Mal mit dem Zug zwischen Deutschland und der Schweiz hin und her. Dort könne er bereits arbeiten. Wenn er zu Hause sei, dann stehe er etwa um 6 Uhr auf und esse in Ruhe sein Frühstück. «Egal, wo ich bin, esse ich immer in Ruhe mein Frühstück», betont er. Um 8 Uhr rufe er die Bauern an, um die Termine für die nächste Arbeitswoche zu vereinbaren. Dann bearbeite er die Bilder, gebe den Ausdruck der Bilder beim Fotolabor in Auftrag und verschicke die entwickelten Bilder. Wenn die Kinder aus der Schule kommen, essen Killewalds erst um 14 Uhr zu Mittag. «Auf ein kurzes Mittagsschläfchen lege ich wegen der Erholung viel wert», betont er. Dann mache er etwas mit seinen Jungs und beschäftige sich im Anschluss noch einmal mit den Fotos.
Sternsingen mit Kindern
Am Abend habe er dann manchmal eine Sitzung mit der katholischen Pfarrgemeinde, wo er Pfarrgemeinderatsvorsitzender ist: «In diesem Amt verwalte ich kein Geld, bin aber beteiligt an der Gestaltung des Gemeindelebens.» Weil er im Winter oft an Ausstellungen ist, gehe er dann sehr selten in die Kirche, was eigentlich mit dem katholischen Glauben schlecht vereinbar sei. Da er aber eine leitende Funktion habe, könne er wichtige Termine in der Regel selber bestimmen.
Zwischen Weihnachten und Neujahr geht er mit Messdienern in ein Schneelager und organisiere das Sternsingen mit den Gemeindekindern. Und jedes zweite Jahr gehen Killewalds auf eine Familienwallfahrt mit der Pfarrei. So seien sie schon in den Papststädten Rom und Avignon gewesen. «Und letztes Jahr waren wir auf den Spuren des Apostels Paulus in der Türkei», fügt er an.
Auch in der Schule aktiv
In der Schulpflegschaft, einer Art Elternrat, in dem er auch Einsitz nimmt, könne er die Termine selber schlecht beeinflussen. Demzufolge fehle er dort halt öfter. Am Montagabend geht der Kuhfotograf – wenn er im Lande ist – in ein Orchester, wo er die Saiten von Geige und Bratsche streicht: «Ich habe bereits als Junge bis zum Abitur Geige gespielt.» Als sein Sohn ebenfalls mit dem Bratschenspielen angefangen habe, sei er zusammen mit ihm wieder eingestiegen.
Mit dem Sport hingegen habe er es aber nicht so, ausser man bezeichne wie beim Formel-1-Fahrer Michael Schumacher Autofahren als Sport. «Demnach bin ich sehr sportlich», meint er listig.
Fototeam Keleki
Zum Fototeam KeLeKi gehören heute noch zwei Fotografen. In der Schweiz etwas unbekannter ist Wilhelm Lemm (Le). Martin Killewalds Name trägt das «Ki» zum Namen KeLeKi bei. Das «Ke» stammt von einem dritten Fotograf, der jedoch bereits nach zwei Jahren aufgehört hat. Zum Fotografieren inspiriert wurden die drei durch den amerikanischen Kuhfotografen Danny Weaver.