Im Gürbetal droht Kulturland abzusinken. Der Humusanteil der Torf- und Moorböden nimmt ab. Nun wird das Land künstlich erhöht, so dass im Frühling eine Klee-Gras-Samenmischung gesät werden kann.
Seit Anfang Mai wird auf einer Landparzelle entlang der Verbindungsstrasse Kirchenthurnen–Mühledorf lastwagenweise Erdmaterial aufgeschüttet. Seit der Güterzusammenlegung mitsamt Einbau von Drainageröhren vor bald 70 Jahren (Gesamtmelioration Thurnen 1942–1951) sinken die Oberflächen des dortigen Kulturlandes stetig ab.
Der Hauptgrund liegt im andauernden Humusabbau der Torf- und Moorböden. Dies hat zur Folge, dass die während der Melioration nahezu zwei Meter tief eingelegten Drainageröhren heute teils nur noch in einer Tiefe von weniger als einem Meter liegen.
Stauende Nässe
Beängstigend ist die Tatsache, dass die Drainage das Oberflächenwasser nicht mehr abzuleiten vermag und es laufend zu stauenden Nässen kommt. Mehr noch: «Es besteht zunehmend die Gefahr, dass die schweren Mähdrescher und Maschinen die teils weniger als einen Meter unter dem Boden verbleibenden Drainageleitungen erdrücken», erläutert Rudolf Scheidegger, Präsident der Flurgenossenschaft Thurnen, (FGT).
«Die Sorgen der FGT mit dem Bodenschwund sind begründet und nachvollziehbar. Ohne Bodenverbesserungsmassnahmen verliert der Boden seine Fruchtbarkeit durch Vernässung oder vollständigen Verlust des Torfs», bestätigt Werner Rohr von der Geotest AG. Den zuständigen kantonalen Stellen für den Bodenschutz ist dieses Problem bekannt. Sie erarbeiteten ein Konzept, das die Verwertung von geeignetem Bodenaushub in Gebieten mit Bodenschwund fördert.
Umsetzung des Projekts
Entstanden ist das Pilotprojekt aus einem Vorstoss seitens der FGT. Unterstützt wird es durch die Geotest AG, Zollikofen, die Terre AG, Muhen, das kantonale Amt für Landwirtschaft und Natur sowie das kantonale Amt für Wasser und Abfall.
In der Praxis wurde nun vor der Ablagerung der Oberboden (Humusschicht) bis auf eine Tiefe von 50 Zentimetern abgetragen. Dieser wird nach Abschluss der künstlichen Erhöhung wieder eingetragen. Die Höhe des Auffüllmaterials beträgt teilweise über einen Meter. Die Anfuhren des Bodenaushubs und die Erdarbeiten werden von der Geotest AG und der Terre AG stetig überwacht. Wichtig dabei sind die Anforderungen an das zugeführte Bodenmaterial wie Ton- und Schluffgehalt sowie der Anteil an Kies und Steinen.
Wasser fliesst nicht ab
Eigentümer der zwei Hektaren messenden Versuchsparzelle sind die Gebrüder Andreas und Hanspeter Hadorn aus Mühledorf. «Die Bewirtschaftung dieses Landstücks bereitete uns zunehmend Schwierigkeiten. Jedes Mal wenn es stark regnet, vermag das Wasser nicht abzufliessen. Zurück bleibt stauende Nässe, die die Acker und Erntearbeiten stark einschränken», erklärt Andreas Hadorn.
Das bald abgeschlossene Projekt wird voraussichtlich kostenneutral abschliessen. Üblicherweise sind dafür Depotgebühren zu entrichten, betont die Aushub- und Rückbauunternehmung Isenschmid AG. Die zwei Hektaren sollen ab dem kommenden Frühjahr wieder mit einer herkömmlichen Klee-Gras-Samenmischung begrünt werden.
Erst nach drei Jahren darf wieder Ackerbau betrieben werden. Diese Zeitdauer wird auch Aufschluss darüber geben, inwieweit eine Fortsetzung des Projekts erfolgen soll.