Genugtuung bei Landwirt Paul Schuler aus Meggen LU. Das Bezirksgericht Kriens ist auf eine Anzeige von Nachbarn wegen nächtlichem Glockenlärm nicht eingetreten. Der Bauer darf seinen Rindern weiterhin Glocken anlegen.
Für die einen ist es beruhigend und gehört zum idyllischen Schweizer Landleben, andere wiederum empfinden nächtliches Glockengeläut als Lärm und Nachtruhestörung.
Letzten September flatterte bei Landwirt Paul Schuler aus dem luzernischen Meggen eine Anzeige von zwei Nachbarn ins Haus mit der Aufforderung, den Rindern ab sofort zwischen acht Uhr abends und sieben Uhr morgens die Glocken abzunehmen und so die Nachtruhe einzuhalten. «Bereits vorgängig drohte mir derselbe Nachbar mit der Polizei, falls ich die Glocken nicht innert 24 Stunden abnehmen würde», sagt Schuler. Auf der rund neun Hektaren grossen Landwirtschaftszone, welche unmittelbar an die Wohnzone grenzt, weideten zu dem Zeitpunkt sechzig Jersey-Rinder.
Unverständnis bei Bauer
«Nur die Hälfte der Jersey-Rinder haben ein Glöcklein getragen, nicht einmal eine grosse Glocke. Ich kann nicht nachvollziehen, wie die kleinen Glöckchen derart schlafstörend sein können, da das Haus der Nachbarn nicht einmal direkt an das Weideland grenzt», zeigt Schuler sein Unverständnis. In all den Jahren habe sich noch nie jemand über die Glocken beklagt, im Gegenteil: Als im Dorf bekannt wurde, dass die Glocken verschwinden sollen, hätten über 80 Anwohner Unterschriften gesammelt und so kundgetan, dass die Glocken sie nicht stören würden.
Faktisch ein Freispruch
Sich einen eigenen Anwalt zu nehmen und gegen die Anklage vorzugehen, hat sich für den Badhof-Bauern gelohnt. Das Bezirksgericht Kriens trat nicht auf das Gesuch der Klägerin ein, was faktisch einem Freispruch gleichkommt. «Es ist mir wichtig, an meinem Beispiel anderen Landwirten zu zeigen, dass das Gericht auch den Bauern Recht gibt, und ich will sie ermutigen, nicht immer gleich die Flinte ins Korn zu werfen.» Seiner Einschätzung nach seien es zu neunzig Prozent Zuzüger, welche sich an Glockenlärm oder am Güllen stören würden, darum werde bereits weitgehend auf das Güllen an Wochenenden verzichtet.
Bald wird Paul Schuler nur noch hobbymässig ein paar seiner Jersey-Rinder halten und sich hauptsächlich um die Umsetzung des geplanten Golfplatzes auf seinem Terrain kümmern. Start soll im April 2015 sein. «Dann ist es vorbei mit der Reklamiererei, ich werde meiner Arbeit auf dem Golfgelände nachkommen und die Ausgleichsfläche pflegen», freut sich der Frühpensionär auf seine Ruhe.