Eigentlich wollte Agnes Hügli gar nicht unbedingt bei der Landfrauenküche mitmachen. Doch für ihre Tochter Anja stand von Anfang an fest, dass ihre Mutter nicht nur bei der Sendung mitmachen, sondern auch gewinnen sollte. So ist sie eigentlich die heimliche Siegerin der Finalsendung, die in einer Eventlocation im zürcherischen Saland aufgezeichnet und gestern Abend auf SRF 1 ausgestrahlt wurde.
Anja wird zum TV-Star
So war es auch Anja, die die Herzen der Zuschauer während der Sendung bei der Familie Hügli besonders berührte. «Nachdem die Sendung, in der ich gekocht habe, ausgestrahlt worden war, habe ich so viele positive Rückmeldungen bekommen. Ich war völlig überwältigt davon», erzählt Agnes Hügli. Viele Leute hätten ihr wegen ihrem Menü geschrieben und sie dafür gelobt.
Noch mehr Rückmeldungen bekam sie aber zu ihrer Familie und eben besonders zu ihrer Tochter Anja. «Meine Tochter wurde vor 23 Jahren mit Trisomie 21 geboren. Das kam für mich auch unerwartet, da der Arzt bei den Ultraschalluntersuchungen nichts Auffälliges gesehen hatte.» Wie das häufig bei Menschen mit einer solchen Behinderung der Fall sei, sei auch Anja direkt nach der Geburt auf die Intensivpflegestation gekommen.
Agnes Hügli weiss anzupacken
«Dass Anja das Down-Syndrom hat, hat mich nicht so schockiert. Aber meinen Mann und mir wurde auf wenig einfühlsame Weise mitgeteilt, dass dieses Kind immer krank sein werde. Ich hatte ja schon vier Kinder und den Betrieb und dachte immer nur, wie ich das schaffen soll.» Doch Agnes Hügli weiss anzupacken und ist organisiert, das konnten auch die Zuschauerinnen und Zuschauer bei ihrer TV-Sendung sehen.
Sie arrangierte sich mit der Situation, hörte mehr als einmal auf ihren Mutterinstinkt und integrierte Anja ins Familienleben. «Nachdem Anja ihre Herzoperation gut hinter sich gebracht hatte, war sie nicht häufiger krank, als das jedes andere Kind ist», erinnert sich die Bäuerin. Dank der Fürsorge und Geduld ihrer Mutter meistert die junge Frau heute viele Aufgaben selbstständig.
«Anjas positives und fröhliches Wesen kam offenbar einfach gut an. Das hat mich auch als Mutter sehr gefreut. Für Anja war es bereits ein riesiges Erlebnis, dass sie überhaupt bei der Sendung dabei sein und mich als Helferin in der Küche unterstützen durfte.»
Legendäres Onsen-Ei
Für die anderen sechs Kandidatinnen, die Agnes Hüglis Essen geniessen durften und dann auch zu bewerten hatten, stand aber in erster Linie das Kulinarische und nicht die Familie im Fokus. Mit einer gut durchdachten und exklusiven Vorspeise gelang es Agnes Hügli vom ersten Gang an zu punkten. «Ich habe ein Kernotto mit Käseschaum und einem Onsen-Ei gekocht, und eben dieses Ei kam wahnsinnig gut an», stellt die Köchin fest.
Onsen-Eier habe sie nur aus der japanischen Küche gekannt. «Ich habe mir ein paar Tipps von einem Koch geholt und der meinte, dass ein Onsen-Ei eine gute Idee wäre.» Der Trick bei diesen Eiern besteht darin, dass sie eine Stunde lang bei konstanten 64 Grad im Wasser ziehen gelassen werden. Das Resultat ähnelt etwas einem pochierten Ei. «Idealerweise verwendet man dazu einen Sous-vide-Garer, weil so die Temperatur am besten kontrolliert werden kann.»
Alter ist kein Thema
Der Hauptgang, bestehend aus einem Rinds-Flank-Steak mit Randensauce, Pommes Anja und Saisongemüse, wie auch das Dessert aus Merengue-Herzen mit gekochten Zwetschgen, Eierkirsch-Glace und Schokoladenkuchen kamen offenbar gut bei den anderen Kandidatinnen an. «Ich war ja mit Abstand die Älteste in der Truppe», sagt Agnes Hügli.
Am Anfang sei das für sie nicht ganz einfach gewesen. Sie habe darum das Thema auch angesprochen. «Die anderen Frauen waren teilweise im Alter meiner älteren Kinder. Aber sie haben mir alle versichert, dass das kein Problem sei, da ich ja auch jeden Blödsinn mitmachen und darum gar nicht auffallen würde.»
Ein Generationenwechsel
Es war nicht nur Tochter Anja, die überzeugt war, dass ihre Mutter gewinnen sollte, sondern auch ihr Sohn Beat. In der Sendung schwärmt er vom Essen seiner Mutter, sagt, dass sie die beste Köchin überhaupt sei, und rückblickend haben seine Worte schon fast ein bisschen etwas Prophetisches. «Wir haben eine gute Familie und schauen zueinander», betont die Bäuerin. «Anders würde es gar nicht gehen.»
Nach all der Aufregung freue sie sich nun aber auch wieder auf etwas mehr Ruhe. «Wir werden demnächst den Betrieb an unseren Sohn Florian übergeben. Auf seine Initiative hin haben wir auf die Eierproduktion umgestellt. Es ist ein schönes Gefühl, einen gut funktionierenden Betrieb an die nächste Generation weitergeben zu können.»
Bereits werden Kandidatinnen für die 18. Staffel Landfrauenküche gesucht. Hier geht es zur Anmeldung.
Es freut mich ungemein, dass Frau Hügli gewann-sie hat es mit ihrer guten Kochkunst, aber auch mit ihrer sympathischen Art sehr verdient. Vor allem mag man es von Herzen auch ihrer Tochter gönnen.