Bettina Kiener (30) ist Landwirtin, Agronomin FH und arbeitet beim «Schweizer Bauer» als Redaktorin. Diesen Sommer verbringt sie auf der Alp Meienberg in Zweisimmen BE und hilft dort im Stall, beim Käsen und bei allem, was es sonst zu tun gibt. Rund alle zwei Wochen berichtet sie, was sie erlebt.
Wie heisst es doch: «Wenn dich das Alpfieber einmal gepackt hat, dann wirst du es nicht mehr los.» So gehts zumindest mir und schon als kleines Mädchen ging ich gerne z Alp.
Im Sommer immer auf der Alp
In all meinen Sommerferien verbrachte ich jeweils ein paar Tage bei Renate und Hansruedi von Känel auf der Alp Meienberg oberhalb von Zweisimmen BE. In diesen Alpferien gabs so vieles zu sehen, zu entdecken und zu bestaunen. In besonderer Erinnerung ist mir mein zweiter Besuch auf der Alp geblieben: Es schneite über eine Woche lang und ich schlief die ganze Zeit in meinen Kleidern, so kalt wars.
Vor vier Jahren war ich das erste Mal den ganzen Sommer über auf dem Meienberg und die Begeisterung für das Leben und Schaffen auf der Alp packte mich vollends. Heuer ist es wieder so weit: Ich tausche den Schreibtisch mit dem Käsekessi und bin statt auf der Redaktion in den Bergen.
«Freue mich auf vieles»
Ich freue mich auf so vieles. Sei das auf die friedliche Morgenstimmung, wenn wir die Kühe von der Alpweide in den Stall treiben, auf das anschliessende Käsen oder auch einfach auf die gemütlichen Abende in der Hütte. Oder auf das Holzhacken, denn auf der Alp brauchts so einiges an Brennholz, da wir über dem offenen Feuer käsen und auch mit Feuer kochen. Zugegeben, es kann auch mühsam sein. Zum Beispiel wenn es morgens regnet, neblig ist und ich die Kühe nur schemenhaft am Hang ausmachen kann, oder sie auch gar nicht sehe.
Wovor ich etwas Bammel habe? Beim sogenannten Brennen erhitzen wir den Berner Alpkäse auf 53 Grad Celsius und ziehen nach dem Ausrühren jeden Käse einzeln mit einem Käsetuch aus dem Kessi. Dafür tauche ich mit meinen Armen tief in die heisse Milch ein.
Fast in Kessi gefallen
Und ganz ehrlich, 53 Grad sind einfach zu heiss und nicht mehr angenehm. Auch dann nicht, wenn es richtig kalt ist. Als ich letztes Jahr meinen ersten Käse aus dem Kessi fischte, wäre ich beinahe kopfüber in die heisse Milch gefallen. Ich hatte vergessen, wie schwer so ein Käse zusammen mit der Schotte ist und beinahe das Gleichgewicht verloren. Hoffen wir mal, dass mir das nicht wieder passiert.
Nun muss ich mich aber beeilen, denn heute Donnerstag führen die Bauern ihre Tiere auf die Alp Meienberg und ich sitze immer noch hier im Büro. 26 Milchkühe, 18 Kälber, 10 Ziegen, 6 Schweine und 8 Hühner sömmern bei uns. Im westlichen Berner Oberland werden die Tiere nie an einem Mittwoch und auch nicht am 22. Juni gezügelt. Warum das so ist, schreibe ich im nächsten Blog.
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