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Farmblog: Einschneidender Alarm

Pia Lehmann aus Walkringen BE ist nach dem Abschluss ihres Agronomie-Studiums an der Berner Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) nach Australien gereist. Sie arbeitet dort bei der Warrawagine Cattle Co. Sie berichtet auf «Schweizer Bauer Online» regelmässig über ihren Alltag auf der Farm.

Bereits kurz nach meiner Ankunft auf Warrawagine habe ich gemerkt, dass die Leute das Leben hier im Outback ein bisschen anders ist. Dies beginnt mit den echten Cowboys um mich herum und endet bei der unerlässlichen Organisation des Lebens hier.

Drei Stunden bis zum Supermarkt

Denn die Fahrt zum nächsten Supermarkt dauert rund drei Stunden. Da kann man nicht kurz in die Stadt fahren, wenn etwas fehlt. Die Distanzen sind gewöhnungsbedürftig und die Post wird jeden Mittwoch per Flugzeug geliefert. Und wenn man etwas per Post bestellt, wartet man in der Regel mehr als einen Monat.

Die Aufgaben auf der Station sind klar verteilt. Es gibt einen Manager, einen Head Stockman (die rechte Hand des Managers) und die Station Hands (die Arbeiter). Weiter gibt es einen Koch, einen Gärtner, eine Putzkraft, Mechaniker, Piloten, Kammerjäger und Büroangestellte, um einige zu nennen. Wenn Arbeit anfällt, die ich nicht von den eigenen Leuten gemacht werde kann, werden Lohnunternehmer beauftragt. Insgesamt werden ungefähr 35 Angestellte Vollzeit beschäftigt.

Regeln

Ich selbst bin als Station Hand angestellt und somit ein Teil des «Stock-Teams». Das bedeutet, ich erledige alle Arbeiten, die rund um die Rinderhaltung anfallen. Von Zäune flicken über Rinder treiben und verarbeiten bis hin zum Putzen der Tränken.

Bei so vielen Angestellten braucht es auch einige Regeln. So sind beispielsweise im Essensraum Handys Tabu, vor dem Abendessen muss geduscht werden und die getragene Kleidung muss angemessen sein. Der Konsum von Spirituosen jeglicher Art ist auf der gesamten Station strengstens verboten, nur Bier und Wein sind erlaubt.

Nebst der Arbeit ist auch der soziale Aspekt sehr wichtig. Ob beim Feierabendbier, beim Barbecue am Samstagabend, bei einer gemütlichen Runde Billard oder bei Ausflügen zum Baden und Fischen an freien Tagen: es gibt immer etwas zu lachen hier. Aber es ist auch sehr gewöhnungsbedürftig immer um dieselben Leute herum zu sein.

Jahreszyklus

Die Arbeit auf der Station richtet sich stark nach den Jahreszeiten, besser gesagt nach den Temperaturen und dem Regen. Im Sommer, das heisst von Dezember bis März wird so wenig wie möglich mit den Rindern gearbeitet. Denn es ist schlicht und einfach zu heiss und eine Zumutung sowohl für die Rinder als auch für die Arbeiter. In dieser Zeit werden etliche Unterhaltsarbeiten erledigt und die Angestellten fahren in die Ferien.

Der australische Sommer bedeutet hier gleichzeitig Regenzeit. Im Januar und Februar gibt es Niederschlag. Das Nass haucht dem Land frisches Leben ein. Alles wird wieder grün und beginnt zu blühen. Nach der Regenzeit und bei etwas kühleren Temperaturen beginnt das Mustering, das Eintreiben der Rinder. Dies dauert den ganzen Winter über an und wird im November abgeschlossen, weil es da wieder zu heiss wird.

Zur Person

Pia Lehmann aus Walkringen BE ist nach dem Abschluss ihres Agronomie Studiums an der Berner Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) nach Australien gereist. Dort sammelt sie eine Saison lange Arbeitserfahrung in der Rindviehmast auf der Warrawagine Station im westaustralischen Outback. Die Leidenschaft für die Landwirtschaft hat sie bereits seit dem Kindesalter. Ihr besonderes Interesse gilt dabei der Tiergesundheit und dem Tierwohl. Pia reist sehr gerne und ist im Winter oft auf dem Snowboard anzutreffen.

Zäunen im hüfthohen Wasser

Das Wasser in der Regenzeit bringt zwar das Land wieder zum Blühen, es bedeutet gleichzeitig viele Umstände und Arbeit. Auch in diesem Jahr war die Station einige Wochen lang nur mit dem Helikopter erreichbar, da der hohe Wasserpegel der Flüsse das Passieren mit dem Auto verunmöglicht hat.

Die Zäune, die zum Teil quer über das Flussbett verlaufen, werden jedes Jahr weggeschwemmt und müssen immer wieder aufs Neue errichtet und zusammengeflickt werden. Dazu werden die langen Jeans auch gerne mal durch kurze Hosen ersetzt und die Pflöcke im hüfthohen Wasser eingeschlagen. Auch die Strassen müssen nach dem Regen alle neu präpariert werden. Ein Vollzeitjob.

Pleiten, Pech und Pannen

Wo gearbeitet wird, geht auch einmal etwas schief. So musste ich bereits mehr als einmal ein Ersatzrad montieren. Bei den holprigen Wegen, die mit den 4x4-Autos zurückgelegt werden, ist es aber auch nicht weiter verwunderlich, dass ab und zu ein Reifen kaputt geht. Glücklicherweise ist jedes Auto mit zwei Ersatzrädern ausgestattet. Als wir innerhalb eines Nachmittags aber gleich drei Platte Reifen hatten, hat auch das nichts genützt. Wir mussten eineinhalb Stunden auf Hilfe warten. Auch habe ich in der Morgendämmerung bereits einen Bullen angefahren und bin mit dem Auto im Sand stecken geblieben.

Etwas einschneidender war der Feueralarm Mitte April auf Warrawagine. Der Heu-Vorrat hat sich in der Hitze selbst entzündet. Rund zweihundert Quaderballen konnten gerettet werden, insgesamt sind aber ungefähr 1‘500 Ballen Heu verbrannt. Ein bedeutender Verlust. Denn das Futter ist in diesem Jahr nicht nur auf Warrawagine Station und Wallal Downs knapp, sondern auch in grossen Teile Australiens. Das knappe Futter gepaart mit einer schlechten Marktsituation werden für die Station in diesem Jahr eine grosse Herausforderung darstellen.

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