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Monika Omlin aus Sachseln OW ist frischgebackene Meisterlandwirtin. Sie will den Milchwirtschafts- und Schweinemastbetrieb ihres Vaters übernehmen. Auch wenn es mal Probleme gebe, werde sie einen Weg finden, zu bauern.
Monika Omlin hat kurz Zeit zum Telefonieren. Sie klingt noch etwas ausser Atem, ist aber bereit. Die Kühe hat sie gemolken, die restlichen Stallarbeiten sind erledigt, die Kälber sind in die grössere Bucht gezügelt. Später wird sie noch die Weide vorbereiten.
Da entgegen der Erwartungen und Meldungen die Sonne scheint, ist sie voller Tatendrang. Die 25-Jährige aus Sachseln OW hat diese Woche ihr Diplom zur Meisterlandwirtin erhalten. Sie schliesst damit einen langen Ausbildungsweg ab. Dieser hat mit etwas anderem als der Landwirtschaft begonnen.
Zuerst etwas anderes
«Ich hatte schon immer im Hinterkopf, die Lehre zur Landwirtin zu machen», sagt sie. Sie habe aber zuerst Bäckerin gelernt, um ein zweites Standbein und eine Absicherung zu haben. Das kommt ihr jetzt zugute, denn sie arbeitet zu 30 Prozent in der Hofbäckerei Burgholz in Kerns OW. Ansonsten ist sie auf dem Betrieb ihres Vaters angestellt. Denn nach der Lehre zur Bäckerin hat sie das eidgenössische Fachzeugnis als Landwirtin erlangt.
«Mein Vater hat mich und meine Schwester nie dazu gedrängt, den Betrieb zu übernehmen», erzählt sie. Während der Lehre habe sie aber gemerkt, dass sie das wolle. Nach der Lehre nimmt sie die Betriebsleiterschule in Angriff und schliesst nun auch noch als Meisterlandwirtin ab. «Ich habe diese Ausbildungen jetzt machen wollen, solange mein Vater noch den Betrieb führt. Später wird es viel komplizierter.»
200 Schweine und 40 Kühe
Nebst den restlichen Pflichtfächern hat sie die Module Milchverarbeitung, Milchvieh, Futterbau, Alpwirtschaft, Alpkäsen und Biodiversität besucht. Das passt zum Betrieb ihrer Familie. Nebst 200 Mastschweinen halten sie 40 Kühe und das eigene Jungvieh, auf den 34 Hektaren bauen sie Futter an. Im Sommer ist ein Teil ihrer Tiere auf der Alp.
Auf dem Boden der Korporation Älggi-Alp haben sie ihre eigene Alp. Auch die auf dem Vordergibel gehört ihnen. Dort haben sie Angestellte, die käsen und die Tiere pflegen. Zu Spitzenzeiten helfen sie ihnen aber etwa beim Bergheuen. Den Käse vermarkten sie direkt, ebenso das Fleisch der zehn Schweine, die auch auf der Alp leben. Ansonsten fliessen ihre Produkte in gängige Kanäle.
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Offen für Veränderungen
Wenn sie den Betrieb des Vaters übernehmen wird, will sie zunächst nicht viel verändern und ihn als konventionellen Betrieb weiterführen. Sie sei aber offen für Veränderungen. Diese könnten auch nötig werden, wie die beiden Agrar-Initiativen im Juni gezeigt hätten. «Ich habe mir sehr viele Gedanken gemacht darüber. Auf unseren Betrieb hätte es einen grossen Einfluss gehabt. Vor allem wegen der Schweine», sagt sie.
Sie sei sehr erleichtert, dass die Initiativen abgelehnt wurden. «Es wäre aber auch sonst irgendwie gegangen», sagt sie. Und es werde trotz der Ablehnung der Initiativen weitere Veränderungen geben, die die Landwirtschaft treffen. Dessen ist sie sich bewusst. Aber: «Ich habe mich für diesen Beruf und für die Landwirtschaft entschieden. Ich werde in jedem Fall einen Weg finden, ihn auszuüben», sagt die junge Frau.
Sie wünscht sich, dass Konsumentinnen und Konsumenten die Produkte der Schweizer Bäuerinnen und Bauern wertschätzen. Dass ein Dialog entsteht zwischen Stadt und Land und dass auch Leute, die keinen Bezug zum Leben auf dem Land haben, verstehen, was auf landwirtschaftlichen Betrieben geleistet wird.
Als Frau wohl gefühlt
Während der Ausbildung hätten sie sich intensiv mit den Initiativen auseinandergesetzt. Auch sonst seien die Themen sehr spannend gewesen. Sie habe sich sehr wohl gefühlt. Auch als Frau habe sie keine Probleme gehabt. Es schliessen zwar noch immer viel weniger Frauen als Männer die Meisterprüfung ab. Dieses Jahr erhielten 83 Männer und neun Frauen das Diplom.
Während ihrer ganzen Ausbildung habe sie aber deswegen nie eine schlechte Erfahrung gemacht. Während der Ausbildung zur Meisterlandwirtin in Pfäffikon SZ sei zudem eine andere Frau in der Klasse gewesen. Sie hat das Gefühl, dass sich etwas tut, was das angeht. In ihrer Nachbarschaft zum Beispiel «scheint niemand mehr etwas Besonderes daran zu finden, dass ich als Frau den Betrieb meines Vaters übernehmen werde.»
Julia Spahr
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