Zu Beginn rücken wir mit verschiedenen Pferden aus, um herauszufinden, mit welchem man am besten umgehen kann.
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Grosse Pferdetransporter stehen auf dem Platz vor dem Reitviereck. «Es braucht noch weitere Personen, die helfen, Pferde auszuladen! Am besten diejenigen, die bereits Erfahrungen mit Pferden haben.» Keiner meldet sich. Daraufhin gebe ich mir einen Ruck und mache mich auf den Weg zu den grossen Fahrzeugen. Getrieben von der Neugier, wie die Pferde wohl aussehen.
«Nasen…was?!»
Der erste Anhänger ist relativ klein – lediglich für zwei Tiere, von denen eines ein Maultier ist. Wow, was für ein schönes Tier! «Das ist Prince», erklärt mir der Besitzer, «er verfügt bereits über viel Erfahrung im Lastentransport.» Ein kleines Lächeln kann ich mir nicht verkneifen: Quasi ein Profi in seinem Gebiet. Der Besitzer streckt mir den Strick entgegen. Ich ergreife ihn, bereit, loszulaufen. «Warte, das Nasenband!»
«Nasen…was?!» Er zeigt mir, dass man den Strick auf eine bestimmte Weise um das Halfter bindet, dass man eine bessere Kontrolle in der Führung des Tieres erlangt. «Das ist Standard hier, im Militär.1» Ich führe Prince über den Platz, mit dem Wissen, dass das Handling mit Maultieren besonders mit Bedacht vorgehen muss. «Komm, Kumpel. Du bist sicherlich ein treues Tier, nicht wahr?». Ich rede ihm gut zu.
Alle Tiere werden kontrolliert
Doch es gibt noch weitere Pferde, die ausgeladen werden müssen. So mache ich mich wieder auf den Weg zu den Transportern. Als nächstes habe ich die Ehre, Hélena zu den Stallungen zu führen. Ihr Besitzer übergibt sie mir mit den Worten, sie fresse sehr gerne und ziemlich alles. Ihre Statur beweist sicherlich nicht das Gegenteil.
Dann ist noch Lewis. Er war bereits das Trainpferd unserer Zugführerin. Bekannt dafür, dass er eher zu schnell läuft als für den Trainschritt erforderlich. Doch keine Zeit für eine grosse Ankommensfeier! Die Pferde werden geputzt, die Vorbereitungen für die Antrittsrevision laufen auf Hochtouren. Das erste Mal werden alle Tiere der Veterinäroffizierinnen vorgeführt. Man schaut, wie ihr Allgemeinzustand ist und ob sie beschlagsbedürftig sind.
Zur Person
Mit 27 die RS zu absolvieren klingt für viele unverständlich. Doch genau dies wagte Tirza Bauer aus Eglisau ZH, die ein paar Monate zuvor noch im Hörsaal der Berner Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) theoretisches Wissen erlangte.
Mit der Begründung, sie müsste das Ganze einfach machen, stürzte sie sich in dieses Abenteuer. Eine grosse Motivation war es vor allem, als eingeteilter Trainsoldat Wissen über Pferde zu erlangen. Aber auch, die Dinge selbst zu erleben, von denen all die Personen, welche vor ihr Dienst geleistet haben, erzählten.
Ich betrachte das Geschehen. Unter den vielen Freibergerpferden sind drei Maultiere. Einer von ihnen ist Prince. Die anderen heissen Victoire und Bambi. Sie sind alle bereits im selben Bereich untergebracht. Noch bevor die Freiberger, eines nach dem anderen, den Boxen zugeteilt werden.
Alles muss sitzen
Nachdem das ganze Material gefasst wurde, beginnt bereits der Trainfachdienst, sprich: das Satteln, Schirren und Zäumen. Jedoch nicht für Rekruten, die als Zusatzfunktion Fahrer sind – der Fachdienst überschneidet sich um eine Woche mit der Fahrausbildung.
Die Wachtmeister erklären Schritt für Schritt, wie das Geschirr richtig eingestellt wird. Nach diesem Vorgang wird es beschriftet, denn nun ist die Einstellung individuell, auf das jeweilige Pferd, angepasst. Das ist wichtig, denn ein unpassend eingestelltes Geschirr verursacht Druckstellen. Zudem erleichtert es die tägliche Arbeit, da nun nicht mehr alle Schnallen gelöst werden müssen, sondern nur diejenigen, die nötig sind, um die Pferde abzusatteln.
Damit die soeben erwähnten «zu lösenden Schnallen» bei jedem Einsatz in der korrekten Position montiert sind, wird dies in den ersten Wochen täglich geübt. Die zurückgelegten Strecken im Wald in der Nähe der Stallungen sind noch nicht lange, da der Fokus zu Beginn auf das korrekten Basten gelegt wird. Auch Lasten gibt es noch keine.
Die Körpersprache erlernen
Als Trainsoldat wird in Binomen gearbeitet, also in «Zweiergruppen». Das bedeutet, dass jedes Pferd unter der Obhut zweier Rekruten, beziehungsweise später, Soldaten steht. Für die Maultiere ist immer nur eine Person verantwortlich, da sich die Tiere nicht von jedem führen lassen. Deshalb ist es wichtig, dass sie nur eine Bezugsperson haben.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich damit rechnete, dass die Zuteilung zu einem jeweiligen Pferd ziemlich bald geschieht. Doch die Tage verstreichen und ich frage mich, ob ich vielleicht doch lieber ein Maultier führen möchte. Auch wenn ich mir vor dem Start der Rekrutenschule schwor, dass das für mich nicht infrage käme.
Jetzt müssen die Rekruten, die letzte Woche noch in der Fahrerausbildung waren, zuerst noch mit den Pferden vertraut werden. Und dann fängt auch bald die Ausbildung im Bereich «Horsemanship» an. Dort lernen wir in der Theorie, wie wir den Gemütszustand unserer lieben Equiden lesen können. In der Praxis, mit Bodenarbeit, wird uns dann gezeigt, wie wir mittels Körpersprache nonverbal mit den Pferden kommunizieren.
Ich denke, dass anhand dieser Lektionen bestimmt wird, wer welches Pferd führt. So macht es für mich jedenfalls Sinn. Mal schauen, wie es wird!
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