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Zwei Herzen schlagen für Hürlimann

Der erste Traktor des Grossvaters entfachte bei Hansedi und Martin Obrist die Faszination für Hürlimann-Traktoren. Bis heute haben die Zwillingsbrüder aus Eichberg mit viel Hingabe über 20 Oldtimer restauriert.

Ramona Riedener |

Man sagt, Zwillinge seien ein Leben lang durch ein unsichtbares Band miteinander verbunden. Dafür gibt es unzählige Geschichten und auch wissenschaftliche Erklärungen.

Drei Generationen

Obwohl sie keine eineiigen Zwillinge sind und sich genetisch unterscheiden, spürt man die ganz besondere Verbindung zwischen Hansedi und Martin Obrist, die sich nicht nur auf ihre gemeinsame Faszination für Hürlimann-Traktoren beschränkt. Die 59-jährigen Zwillinge und ihr fünf Jahre jüngerer Bruder Arno leben mit ihren Familien an der Oberaustrasse in Eichberg SG fast Tür an Tür. Nur wenige Meter von ihren Söhnen entfernt geniessen Hans und Johanna Obrist den Lebensabend.

Die schöne Liegenschaft, wo drei Obrist-Generationen zuhause sind, war bis vor etwa 25 Jahren ein Landwirtschaftsbetrieb. Vater Obrist stellte die Milchwirtschaft ein und hielt neben seiner Arbeit als Rheintal-Bus-Chauffeur noch einige Zeit Schafe, bevor er den Betrieb ganz aufgab.

Hürlimann D50

«Wir sind auf einem Bauernbetrieb aufgewachsen, wo vorwiegend Hürlimann-Traktoren im Einsatz waren. Als Kinder durften wir mit unserem Grossvater auf dem Traktor mitfahren. Zuerst liess er uns das Lenkrad bedienen. Als wir mit den Beinen die Pedale erreichen konnten, durften wir kuppeln und bremsen, und dann selber fahren», erinnert sich einer der Zwillinge, und der andere lächelt versonnen bei den schönen Kindheitserinnerungen.

Den ersten Traktor kaufte sich Grossvater Obrist im Jahr 1948, lange vor der Geburt der Zwillingsbrüder. «Für den Hürlimann D50 mit 28 PS bezahlte unser Grossvater 14’000 Franken. Das war sehr viel Geld. Wenn man vergleicht, dass eine Liegenschaft damals rund 30’000 Franken kostete», erzählt der Hürlimann-Fan Martin. Das teure Fahrzeug leistete dem Bauer aber lange Zeit gute Dienste, bis es irgendwann durch ein neueres Modell ersetzt wurde.

Zufall legte Grundstein

Später, während der Lehrzeit, erinnerten sich die Brüder wieder an den ersten Traktor ihres Grossvaters. Sie gingen auf die Suche, und wie es der Zufall manchmal wollte, fanden sie ihn: Verwahrlost in einem Tobel in Gais AR. Die Jugendlichen wurden mit dem Besitzer handelseinig. Für 50 Franken und, weil gerade Herbst war, dazu eine Harasse Äpfel, kehrte der Hürlimann in den Besitz der Familie Obrist zurück. Freudig überrascht waren die Brüder, als der alte Traktor, aufgetankt und angezogen, beim ersten Versuch sofort anlief. «Das war unser erster Hürlimann und der Grundstein für unsere Sammlung», ist das Fazit der schönen Geschichte.

In der Kindheit spielte ein Hürlimann Typ D65 eine wichtige Rolle. «Wir waren Erstklässler, als der schöne, rote Hürlimann-Traktor mit 45 PS als Ersatz für den D50 auf unseren Betrieb kam. Grossvater und Vater haben ihn liebevoll gepflegt und gewartet, sodass das Fahrzeug über Jahrzenten nie in eine Werkstatt musste.» Noch heute kommen die Hürlimann-Fans ins Schwärmen, wenn sie davon erzählen, wie sie als Kinder mitdurften, wenn der Vater oder Grossvater Servicematerial vom Werk in Wil brauchten und sie dann die Hürlimann-Produktion besichtigen durften. Gerne hätte Martin Obrist eine Lehre als Mechaniker bei Hürlimann gemacht.

Das Hürlimann-Werk

Doch das Lebenswerk des Schweizer Traktorenpioniers Hans Hürlimann, der von 1929 bis 1979 in Wil SG 88 verschiedene Modelle gebaut hat, stand vor dem Umbruch. Nachdem das Unternehmen 1979 an die italienische Same-Gruppe verkauft worden war, wurde das Werk in Wil auf reine Montage umgerüstet. Als Grossvater Obrist im Jahr 1983 seinen letzten Hürlimann kaufte, war dieser bereits kein reinrassiger Schweizer mehr.

«Der Motor des H360 wurde zwar noch in Wil gebaut, doch das Getriebe kam bereits aus Italien. Ein guter Traktor ist der H360 trotzdem. Auch nach über 45 Jahren macht er immer noch einwandfrei seine Arbeit. Uns beeindruckt bei den Hürlimann-Traktoren vor allem die Kombination von Technik und Ästhetik sowie die Funktionalität und Perfektion bis ins letzte Detail», sagt Martin Obrist. Er entschied sich für eine Ausbildung als Landmaschinenmechaniker, und sein Bruder Hansedi machte eine Schreinerlehre.

Zeit und Geduld

Bald nach der Lehre schlugen die beiden andere Berufswege ein. Martin ist seit 28 Jahren beim Kanton St. Gallen als Verkehrsexperte für Führerprüfungen und technische Fahrzeugprüfungen zuständig. Hansedi war 27 Jahre wie sein Vater Buschauffeur, bevor er nach einer Umschulung bei der Primarschule Lienz Hauswart wurde.

Besonders in den kalten Jahreszeiten verbringen die Zwillingsbrüder viel Freizeit in der Werkstatt. Es braucht Zeit, Geduld und geschickte Hände, bis aus einem oft verwahrlosten Vehikel ein schöner Oldtimer wird. «Die meisten Traktoren sind in einem sehr heruntergekommenen Zustand. Das Schlimmste ist, bis der gröbste Dreck weg ist. Manchmal muss man sich schon motivieren, mit der Arbeit anzufangen», meint einer der beiden Hobbyrestaurateure und zeigt auf das aktuelle Projekt, welches, wäre da nicht der Schriftzug, kaum mehr als Hürlimann-Traktor zu erkennen ist.

Nachwuchs hilft mit

«Wir haben den Vorteil, dass wir praktisch alles selber machen. Die schönste Arbeit ist das Lackieren und Zusammenbauen, wenn man das Endergebnis sieht und der Motor anspringt», sagt sein Zwillingsbruder. Auf die Frage, wie viel Zeit sie benötigen, um einen Hürlimann-Traktor wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen, tauschen die beiden ein Schmunzeln aus und zucken ratlos mit den Schultern. Die Arbeit geht den Brüdern nicht aus.

In der ehemaligen Scheune warten bereits die nächsten Projekte. Unterstützung bei der Restauration der Traktoren bekommen Hansedi und Martin Obrist von ihren Söhnen Silvan und Marco. Weil die Cousins ebenso Freude an Hürlimann-Traktoren haben, wissen die Zwillingsbrüder ihre Oldtimer-Sammlung auch in Zukunft in den besten Händen.

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