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Einer der letzten Rindviehhalter der Insel

 

Während einer Woche tauchten «Schweizer Bauer»-Leser in eine andere Welt ab. Auf der portugiesischen Insel Madeira gibt es eine kleinstrukturierte Landwirtschaft mit Früchte- und Gemüseanbau zu sehen. Zur dortigen Ausnahme zählt ein besichtigter Milch- und Mastbetrieb.

 

Bananenbäume, Zuckerrohr, Weinreben – das trifft man immer wieder an. Aber auch kleinstrukturierte Anbauflächen mit Mais, Kartoffeln, Bohnen oder Erdbeeren in steilem Gelände, oftmals auf Terrassenfeldern, gibt es zu sehen. Steil ragen die Berge aus dem Meer, von einem grünen Pflanzenteppich überzogen. Und immer wieder schmücken viele Bäume wie Tulpenbäume, Baumwollbäume und Drachenbäume die Landschaft und die Stadt.

 

 

Wir befinden uns auf einer Insel für Naturliebhaber – auf Madeira. Madeira ist neben der Stadt Funchal auch Berg und Tal, Regenwald und Wüste.

 

Kühe haben Blick aufs Meer

 

Auf der Reise wurde es sogar tierisch, und es ging auf einen der letzten Rindviehbetriebe auf Madeira. Auf dieser Vulkaninsel, wo die Berge steil aus dem Meer ragen und Grasland kaum zu sehen ist, konnte sich niemand Rindvieh vorstellen. Denn auf den wenigen kleinen Feldern, die oftmals in steilem Gelände liegen, werden meist Gemüse und Früchte angebaut.

 

Der Weg zum Rindviehbetrieb war alles andere als einfach – zumindest für einen Reisecar. Schliesslich ging es mit einem Reisebüssli in steilen, engen Wegen weiter, bis man rechts einen wunderbaren Blick auf das Meer hatte und links das alte Gebäude sah. Aus einem grossen Laufhof blickten rote und schwarze Kühe hinaus.

 

Blick in den grosszügigen Laufhof der Milchkühe. Rechts die Futterachse, vorne links wird gemolken.
Adrian Haldimann

 

Der junge Betriebsleiter Eduardo bewirtschaftet in der dritten Generation den Milch- und Fleischproduktionsbetrieb. Wie vermutet ‒ Landfläche für die Futterproduktion gibt es auf diesem Betrieb nicht. Stattdessen wird den 240 Tieren, darunter 47 Milchkühen, sogenannte Bagasse verfüttert.

 

Nein, nicht ein Miststock versperrt halbwegs die Sicht auf das Meer. Es ist letztjährige Bagasse, das dem Rindvieh verfüttert wird.
Adrian Haldimann

 

Reste von Zuckerrohr

 

Als Bagasse werden die faserigen Pflanzenreste bezeichnet, die bei der Zuckerproduktion nach dem Auspressen der Zuckerrohre übrig bleiben. Weiter werden Maiskörner auf dem Betrieb gemahlen und verfüttert. Dazu kommt Weizen, der wie der Mais aus Nordamerika importiert wird. Und wenig Gras stammt von umliegenden Kleinbauern, die im Gegenzug Mist abnehmen. Die Milchkühe würden im Schnitt 35 kg pro Tag Milch produzieren, hiess es. Die Gäste fragten sich, ob diese Milchmenge bei diesem Milchviehmanagement überhaupt möglich ist.

 

Die Milch wird in einer Käserei zu Frischkäse verarbeitet, Trinkmilch von der Insel gibt es nicht. Pro Kilo Milch erhält der Bauer 55 Cent (54 Rp.), zusätzlich wird der Landwirt von der EU mit Geldern unterstützt, und zwar mit 120 Euro pro Kuh und Jahr. Auf die Frage, wie denn der Betrieb kontrolliert werde, sagte Eduardo: «Das basiert alles auf elektronischer Kontrolle.»

 

 

Kälber werden verschifft

 

Bei der Rindermast wurden die Differenzen zum schweizerischen Tierschutzstandard noch deutlicher als bei den Milchkühen. Die Mastremonten werden auf kleinem Raum in Abteilungen und auf Spaltenboden gehalten. Während Eduardo den Betrieb erklärte, verteilten mehrere Mitarbeiter den Masttieren in Kübeln eine Mais- und Getreidemischung. Insgesamt zehn Personen werden auf dem Betrieb beschäftigt.

 

Bei der Mast macht der Anteil eigener Tiere nur fünf Prozent aus, die restlichen Tiere werden aus Ländern wie Holland, Frankreich und auch von Azoreninseln auf Schiffen auf die Insel geführt.

 

Rindermast auf Madeira.
Adrian Haldimann

 

Die «Schweizer Bauer»-Leserinnen und -Leser waren sich einig: Eindrücklich, so einen Betrieb zu sehen. Den Betrieb kritisieren wollte in Anbetracht der beschränkten finanziellen betrieblichen Möglichkeiten niemand.

 

Heurige Bagasse wird hier von einem Mitarbeiter den Masttieren verfüttert.
Adrian Haldimann

 

Kennzahlen und Geschichte

 

Madeira ist eine seit 1974 autonome Region innerhalb Portugals und Geburtsstätte von Fussballstar Cristiano Ronaldo. Die Insel liegt etwa 1000 km südwestlich von Lissabon und 700 km westlich der marokkanischen Küste im Atlantischen Ozean. Die Vulkaninsel mit einer Grösse von 741 km2 (ca. gleich gross wie der Kanton Solothurn) zählt 262’500 Einwohner. Von denen leben 112’000 in der Hauptstadt Funchal, die an der klimatisch begünstigten Südküste liegt.

 

Heute trage die Landwirtschaft auf Madeira laut Reiseleiter und Madeiraner Sergio Silva nur noch acht Prozent zum Bruttoinlandprodukt (BIP) bei. Die Insel sei viel zu viel vom Tourismus abhängig, meint er. Rund 24 Prozent trägt der Tourismus zum BIP bei. Erst im 15. Jahrhundert trafen portugiesische Entdeckungsfahrer Madeira unbewohnt an. Danach wurde die Insel weltweit bekannt als wichtiger Hersteller von Zucker, der zur damaligen Zeit als das «Weisse Gold» bezeichnet wurde und der Insel zu Reichtum verholfen hat.

 

Die wirtschaftliche Situation Madeiras hat sich aber über die Jahrhunderte hinweg stets wechselhaft entwickelt und war von Blütephasen sowie von Schwächephasen geprägt. In den 1970er Jahren galt Madeira noch als das portugiesische Armenhaus, was sich aufgrund von EU-Fördermitteln die letzten Jahre geändert hat. Der Grund für die positive wirtschaftliche Entwicklung ist von allem im Tourismus zu finden, der in den letzten Jahren immer mehr Besucher auf die schöne Insel gelockt hat. Übrigens: Im Schnitt verdient ein Madeiraner pro Monat rund 1000 Euro (976 Franken).

 

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