Der Bundesrat schickt die Strategie Biodiversität Schweiz in die Vernehmlassung. Dies auch zur Erfüllung der Biodiversitätskonvention, die verlangt, dass 17 Prozent der Landesfläche Biodiversitätsvorrangflächen sein müssen.
Im Rahmen der Biodiversitätskonvention hat sich die Schweiz letzten Oktober in Nagoya (J) zu den «Aichi-Zielen» verpflichtet. 17 Prozent der Landesfläche müssen demnach der Biodiversität gewidmet sein. Das sind 701’076 Hektaren. Die heute vorhandenen Schutzgebiete umfassen erst 491’909 Hektaren. Dazu kommen in der Aufstellung des Bundesamts für Umwelt (Bafu) die ökologischen Ausgleichsflächen, allerdings nur solche nach der Öko-Qualitätsverordnung (59’000 Hektaren).
Weiteres Kulturland extensivieren
Weitere 56’555 Hektaren erwartet das Bafu bis 2020 mit der Schaffung neuer Waldreservate. Von diesen sollen die Hälfte Naturwaldreservate sein, in denen überhaupt keine Nutzung mehr möglich ist. Weiter sollen zwei neue Nationalpärke sowie die Ausscheidung von 20’000 Hektaren für die neu zu schaffenden Gewässerräume zum Ziel beitragen.
Doch trotz diesem grossen Programm fehlt noch immer eine Fläche von 53’612 Hektaren zur Erreichung der Aichi-Ziele. Wird deshalb zusätzliches Kulturland für die Biodiversität geopfert? «Grundsätzlich muss die Vervollständigung des Schweizer Schutzgebietssystems gemäss den Anforderungen des strategischen Plans der Biodiversitätskonvention und des Smaragd-Netzwerkes der Berner Konvention erfolgen», sagt Bafu-Sprecherin Barbora Neversil. «Dabei spielen die Gefährdung von Arten und die ökologisch repräsentative Vertretung der natürlichen Lebensräume der Schweiz eine zentrale Rolle», weicht sie aus. Das bedeutet wohl: Zum Erreichen der Aichi-Ziele muss zusätzliches Kulturland extensiviert werden.
Harsche Kritik des Bauernverbandes
Aus Sicht des Schweizerischen Bauernverbandes (SBV) hat die Schweiz das Flächenziel von 17 Prozent in Bezug auf Biodiversität bereits mehr als übertroffen. «In den Berechnungen des Bundes fehlt ein Grossteil der ökologischen Ausgleichsflächen», kritisiert SBV-Sprecherin Sandra Helfenstein. Die Biodiversitätsstrategie zeige, dass die Schweiz mal wieder päpstlicher als der Papst zu sein versuche und wahrscheinlich als einziges Land überhaupt die Ziele von Aichi nicht nur zu erfüllen, sondern sogar zu übertreffen trachte.
Das Ganze sei sehr kurzfristig gedacht, da jede Fläche, die der Produktion entzogen werde, Nahrungsmittelimporte aus dem Ausland bedeutet. Deren Produktion sei aber keineswegs so nachhaltig wie die unsrige. «Wir exportieren die ökologischen Probleme und die Abnahme der Biodiversität somit ins Ausland», kritisiert Helfenstein.