Neuseeland nimmt für sich in Anspruch, ein Vorreiter beim weltweiten Klimaschutz zu sein und hat sich ambitionierte Ziele gesetzt.
Eine Massnahme zur Kompensation von Klimagasen ist dabei die Aufforstung, die sogenannte «Carbon forestry». Doch dies schafft auf den dafür auch genutzten Wiesen und Weiden zunehmend Konflikte mit den Rinder- und Schafhaltern.
Steigende Preise fördern Aufforstung
«Neuseeland ist das einzige Land mit einem regulatorischen Emissionshandelssystem (ETS), das derzeit eine 100-prozentige CO2-Kompensation durch die Forstwirtschaft ermöglicht», erläuterte der Geschäftsführer des Branchenverbandes Beef + Lamb, Sam McIvor.
Es seien dringende Massnahmen erforderlich, um die Ausbreitung der Kohlenstoff-Forstwirtschaft mit dem Anbau von exotischen Bäumen zu begrenzen, um Schaf- und Rinderland zu retten. Selbst das Umweltministerium habe in einem jüngsten Positionspapier zu bedenken gegeben, dass ein steigender ETS-Preis unter den gegenwärtigen Bedingungen zu einer noch stärkeren Zunahme der Aufforstung führen werde, anstatt die tatsächlichen Bruttoemissionen langfristig zu reduzieren.
Aufforstung einschränken
Regeländerungen könnten bis Ende 2022 erfolgen. McIvor begrüsste die Erkenntnis, dass Emissionen eher verringert als kompensiert werden sollten, doch müsse es schneller zu einer Begrenzung der Kompensationsmöglichkeit durch Aufforstung kommen. Die Forstwirtschaft habe 2020 bereits die von der Klimakommission als nachhaltige Grösse empfohlenen 25’000 ha weit überschritten, was negative Auswirkungen auf die Tierhalter und ländlichen Gemeinden habe.
Auch die Sprecherin der landwirtschaftlichen Lobbygruppe «50 Shades of Green», Andy Scott, sprach sich für eine Einschränkung der Carbon forestry aus, um eine Schwächung des Schaf- und Rindfleischsektors und den damit verbundenen Verlust von Exporteinnahmen zu vermeiden sowie sicherzustellen, dass Emissionssenkungen nicht die Nahrungsmittelproduktion gefährden.
Mehr Forschung, Entwicklung und Investitionen zur Reduzierung der Methanemissionen seien stattdessen nötig. Der Präsident des Verbandes der Waldbesitzer, Phil Taylor, wies darauf hin, dass die neuen Wälder weniger als 4 % des Schaf- und Rindfleischlandes bedecken würden. Um die Klimaziele zu erreichen, müssten in den nächsten Jahren jedoch noch sehr viel mehr Bäume auf mehr Fläche gepflanzt werden.


