Jedes Rad wird immer mit der richtigen Drehzahl angetrieben, auch bei Kurvenfahrten.
Aebi
In diesem Jahr wurden insgesamt 251 Neuheiten für den Innovationspreis eingereicht. 234 Anmeldungen fanden Berücksichtigung in der Neuheitenliste. Eine Expertenkommission hat die nach strengen Kriterien die Gewinner des Neuheitenwettbewerbs ermittelt. Die Jury vergab zwei Gold- und 22 Silbermedaillen.
Eine Goldauszeichnung ging an Aebi Schmidt und Müller Landmaschinen GmbH. Die Begründung der Jury:
Line Traction
Um bei Kurvenfahrten Verspannungen im Antriebsstrang allradgetriebener Fahrzeuge zu vermeiden, müssen die Geschwindigkeitsunterschiede zwischen Vorder- und Hinterachse bzw. den beiden Rädern einer Achse ausgeglichen werden. Am verbreitetsten sind heute Differentialgetriebe, während hydrostatische oder elektrische Einzelradantriebe als Alternativen nur vereinzelt bei selbstfahrenden Landmaschinen eingesetzt werden beziehungsweise sich noch im Prototypenstatus befinden.
Neues Antriebskonzept
Kommt es zu Schlupf, müssen Raddrehzahlen vermindert oder gar ganz gleichgeschaltet werden. Gerade Differentialsperren zwingen die Maschine damit faktisch zur Geradeausfahrt. In schwierigem Gelände oder komplizierten Fahrsituationen unterstützen sie den Fahrer folglich nicht und sind zudem häufig schwierig bedienbar.
Mit Line Traction ist erstmals auch bei Kurvenfahrten ein Antrieb jedes Rades mit der richtigen Drehzahl möglich, was die Traktion entscheidend verbessert und die Sicherheit im Grenzbereich deutlich erhöht.
Aebi
Aebi Schmidt stellt mit «Line Traction» ein komplett neues Antriebskonzept für den Hanggeräteträger Aebi Terratrac vor. Dieses wurde gemeinsam mit der Müller in Bonndorf (D) entwickelt und zur Serienreife gebracht. Mit Line Traction kann nicht nur auf das bei solchen Fahrzeugen übliche Längsdifferenzial zum Drehzahlausgleich zwischen den beiden Antriebsachsen verzichtet werden, sondern auch auf die Querdifferenziale, die den Drehzahlausgleich zwischen den Rädern einer Achse gewährleisten. Die Antriebswellen aller vier Räder weisen damit immer die gleichen Drehzahlen auf.
Proportionalventile
Die Anpassung der Raddrehzahl erfolgt erst in den nachgeordneten Planetenendantrieben. Hier verläuft der Leistungsfluss vom Sonnenrad über den Planetenträger zur Radnabe. Im Gegensatz zu klassischen Endantrieben ist das Hohlrad beim Line Traction-Antrieb aber nicht fest mit dem Achsgehäuse verbunden, sondern wird über eine aussenliegende Kurvenscheibe und Radialkolben hydrostatisch abgestützt. Durchfährt der Aebi Terratrac eine Kurve, können die in die hydrostatischen Kreisläufe (einer pro Rad) integrierten Proportionalventile gezielt geöffnet werden, was zu einem kontrollierten Gegenlaufen der Hohlräder führt. Das wiederum hat eine Verringerung der Planetenträger- und somit der Raddrehzahlen zur Folge.
Das von Aebi Schmidt und Müller völlig neu entwickelte Antriebskonzept Line Traction ersetzt die bisher üblichen Längs- und Querdifferenziale durch eine Hydrostatik in den Planetenendantriebe.
Aebi
Dem kurvenäussersten Rad kommt dabei immer die Rolle des «Masters» zu, was bedeutet, dass die Hydrostatik das Hohlrad komplett fixiert. Bei den übrigen Rädern («Slaves»), die kürzere Wege zurücklegen, werden die Proportionalventile so weit geöffnet, bis sich die jeweiligen Soll-Drehzahlen in Abhängigkeit von Lenkwinkel und Geschwindigkeit einstellen. Vorteile für die Praxis: Jedes Rad wird immer mit der richtigen Drehzahl angetrieben, auch bei Kurvenfahrten.
Das System arbeitet vollautomatisch und sorgt dafür, dass in jeder Fahrsituation die bestmögliche Traktion vorhanden ist.
zvg
Das Line Traction-Antriebssystem verbessert damit nicht nur die Traktion und vermindert Schäden an der Grasnarbe, sondern erhöht auch insbesondere die Sicherheit bei Wendemanövern in Hanglagen, wo bei klassischen Antriebskonzepten mit Differenzialen die Sperren gelöst werden müssten.