Angesichts der stark gestiegenen Energiepreise insbesondere für Agrardiesel hat der irische Bauernverband (IFA) bei der Dubliner Regierung mehr Unterstützung für die Landwirte eingefordert.
Die Absenkung der Verbrauchssteuer um 2 Cent pro Liter Agrardiesel sei «nur sehr wenig» angesichts des rasanten Preisanstiegs und werde mit Blick auf die Bedeutung der Ernährungssouveränität als «Beleidigung» empfunden, kritisierte Verbandspräsident Tim Cullinan am vergangene Woche in einer Stellungnahme.
Drastische Kostensteigerungen
Wenn es die Regierung ernst damit meine, die Landwirtinnen zu ermutigen, mehr Gras für Futterzwecke und Feldfrüchte anzubauen und mehr Nahrungsmittel zu produzieren, dann sollte sie die Verbrauchs- und die CO2-Steuer auf Agrardiesel für Landwirte und Lohnunternehmen bis Jahresende aussetzen, forderte der Ire.
Er machte deutlich, dass die Bauernfamilien angesichts der drastischen Kostensteigerungen unter grossem Druck stünden, und mahnte eine «sinnvolle Unterstützung» an. Bei einem zuvor mit Landwirtschaftsminister Charlie McConalogue und Branchenvertretern kurzfristig einberufen Treffen schlug der IFA Massnahmen vor, um den Anbau von Gras für Silage und von Feldfrüchten anzukurbeln. Ausserdem wird das Agrarressort neben der Entlastung beim Agrardiesel dazu aufgerufen, sofort eine Bestandsaufnahme aller Dünge- und Futtermittel, von Saatgut und anderen Betriebsmitteln im Land durchzuführen.
Widerstandsfähigkeit der Agrarbranche verbessern
Der Dubliner Ressortchef sieht die heimische Landwirtschaft «vor einer der grössten Herausforderungen der letzten Jahre». Er plädierte für «proaktive Massnahmen», um mögliche Unterbrechungen der irischen Futter- und Lebensmittelversorgungsketten zu begrenzen. Der Minister kündigte die Einrichtung eines nationalen Ausschusses für Futter- und Ernährungssicherheit (NFFSC) an, der «unverzüglich zusammentreten und seine Arbeit abschliessen» solle.
Der Ausschuss solle alle Möglichkeiten zur Minimierung der Auswirkungen auf die landwirtschaftlichen Betriebe und die kurz- bis mittelfristige Vorsorge erörtern. Laut McConalogue ist die Arbeit des Gremiums dringend notwendig, um in den kommenden Wochen Entscheidungen zur Verbesserung der Widerstandsfähigkeit der irischen Agrarbranche zu ermöglichen. «Die Arbeit des Nationalen Ausschusses für Futter- und Ernährungssicherheit hat für das Ministerium oberste Priorität», stellte der Ressortchef klar.
Saatgutbedarf für 2023 ermitteln
Nach den Vorstellungen des IFA soll das Agrarressort ferner eine Regelung einführen, um den Einsatz von Düngemitteln für den Anbau von mehr Feldfrüchten und die Produktion von Grassilage zu unterstützen. Wie die irische Agrarfachpresse unter Berufung auf die Vereinigung der Getreideerzeuger (IGGG) und der Saatgutindustrie mitteilte, gibt es derzeit Kapazitäten von etwa 40 000 ha, auf denen Getreide wie Weizen, Gerste und Hafer angebaut werden könnte. Demnach gab der IGGG zu bedenken, dass der Bedarf an zusätzlichem Saatgut für 2023 so schnell wie möglich ermittelt werden müsse.
Ausserdem müssen laut IFA weitere Massnahmen aufgelegt werden, um die bereits unter enormen Druck stehenden Schweine- und Geflügelsektoren «am Leben zu erhalten». Im Ackerbau sprach sich der IFA für ein Aussetzen der dreigliedrigen Fruchtfolge aus. Ausserdem dürfe nicht übersehen werden, dass Landwirte mit Unter-Glas-Anbau und Kulturen unter Folientunneln ebenfalls einen enormen Kostenanstieg zu verzeichnen hätten. Angesichts des Preisanstiegs und der Verfügbarkeit von Mineraldünger müssten des Weiteren organische Düngemittel so weit wie möglich genutzt werden.