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Landwirte hoffen auf ein Ende von Armut und Arbeitslosigkeit

Die Ernte fällt in diesem Jahr mickrig aus. Mit einer guten Tonne Weintrauben haben Temuri Dolenjaschwili und seine Frau Eka Saruchanaschwili gerechnet, doch es wird nur halb so viel, denn der Hagel hat grosse Teile der Ernte vernichtet.

Lynn Berry, AP |

 

 

Die Ernte fällt in diesem Jahr mickrig aus. Mit einer guten Tonne Weintrauben haben Temuri Dolenjaschwili und seine Frau Eka Saruchanaschwili gerechnet, doch es wird nur halb so viel, denn der Hagel hat grosse Teile der Ernte vernichtet.

Mit zwei Hilfsarbeitern sind sie zu ihrem Weinberg gekommen, um in der Herbstsonne die reifen Trauben zu pflücken. Für die fünfköpfige Familie sind sie die einzige Einkommensquelle und daher schauen die Dolenjaschwilis mit grosser Hoffnung auf die Parlamentswahlen von Montag.

Russisches Embargo auf georgische Agrarprodukte

Armut und Arbeitslosigkeit gehören derzeit zu den grössten Sorgen der Georgier. Vor allem unter der Landbevölkerung herrscht Unsicherheit, denn aufgrund eines russischen Embargos auf georgische Agrarprodukte fehlt den Landwirten ein wichtiger Absatzmarkt.

Die Arbeitslosigkeit liegt bei 16 Prozent. Und die zahlreichen Gemüseverkäufer, die die spärlichen Erzeugnisse aus ihrem Garten am Strassenrand anbieten, sind in den Statistiken noch nicht einmal enthalten.

Ausserhalb der Hauptstadt kaum Veränderungen

Während Präsident Michail Saakaschwili in den vergangenen Jahren mit ambitionierten Reformen ausländische Investoren angelockt und die Basis für ein solides Wirtschaftswachstum gelegt hat, sind ausserhalb der pulsierenden Hauptstadt Tiflis nur wenig Veränderungen zu beobachten.

Die modernen Glasbauten der Metropole weichen nur wenige Kilometer westlich von Tiflis in der Region Kacheti kleinen Weinbergen und Weiden. Alte Männer hüten dort das Vieh, Pferde ziehen Karren mit gedroschenem Weizen.

Prinzip Hoffnung

Die Sonne hat Temuri Dolenjaschwilis Gesicht stark gerötet. Er und seine Helfer hoffen auf eine bessere Zeit nach den Wahlen, auf ein Ende der Unsicherheit. «Ich werde für denjenigen stimmen, der unser Leben verbessern und das Problem der Arbeitslosigkeit lösen wird», sagt der 53-Jährige. Welche Partei er wählen will, verrät er nicht.

Nadia Tschiaberaschwili, eine 70-jährige Rentnerin, die bei der Ernte hilft, steigen die Tränen in die Augen, als sie über die prekären Lebensverhältnisse ihrer Familie spricht.

Zu ihren Wahlabsichten will sie sich nicht äussern. «Sie hat Angst, sie könnten ihr alles wegnehmen», erklärt Eka Saruchanaschwili. Tschiaberaschwili müsse mit einer Pension von umgerechnet knapp 60 Euro auskommen, vom Staat bekomme ihre Familie noch Sozialleistungen - weniger als 50 Euro.

Entscheidungswahl

Für Saakaschwili, dessen zweite und letzte Amtszeit im kommenden Jahr endet, ist die Wahl mehr als nur ein Stimmungstest. Eine vor kurzem verabschiedete Verfassungsänderung soll das bislang präsidentiell regierte Land postsowjetischer Prägung ab 2013 in eine parlamentarische Demokratie verwandeln.

Das Parlament, das nun gewählt wurde, soll künftig den Ministerpräsidenten bestimmen, der zahlreiche Kompetenzen erhalten wird, die bislang dem Präsidenten zugeordnet sind. Gewinnt Saakaschwilis Partei «Vereinigte Nationale Bewegung», könnte er als Ministerpräsident die Geschicke Georgiens weiter lenken.

Mehr Geld für Agrarsektor - Stimmenfang auf den Land

Im Wahlkampf hatten sowohl die Regierungspartei als auch das oppositionelle Parteienbündnis «Georgischer Traum» die Lösung der Probleme der Landbevölkerung angekündigt. Mehr Geld solle künftig in den unterfinanzierten Agrarsektor fliessen, so lauten die Versprechungen.

Der Oppositionsführer und Milliardär Bidsina Iwanischwili, der einen Grossteil seines Vermögens in Russland gemacht hat, möchte überdies das seit 2008 angespannte Verhältnis zu Moskau verbessern und den russischen Markt wieder für georgische Agrarerzeugnisse öffnen.

Hoffen auf Wiederaufnahme der Weinexporte

Für Weinproduzenten wie Temuri Dolenjaschwili sind das verheissungsvolle Wahlversprechen. In der Mittagspause bereitet Eka Saruchanaschwili im Schatten eines Baumes ein Picknick mit selbst gemachtem Käse und Wein vor.

Als sie ihr Glas erhebt, spricht sie ihre Hoffnungen für die Zeit nach der Wahl offen aus. «Ich wünsche mir, dass sich die Märkte wieder für unseren Wein öffnen und dass wir so gute Ernten haben werden, dass ich die Ausbildung meines Sohnes bezahlen kann», sagt sie.

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