In Italien hat die Landwirtschaft im zweiten Quartal dieses Jahres als einzige Branche ein Minus eingefahren, während die Gesamtwirtschaft gewachsen ist. Das zeigen aktuelle Zahlen des italienischen Statistikamtes.
Den Zahlen des italienischen Statistikamtes zufolge schrumpfte die Landwirtschaft im Berichtszeitraum gegenüber dem ersten Quartal 2022 um 1,1 % und im Vergleich zum zweiten Quartal 2021 um 0,7 %. Dagegen verzeichneten die Statistiker für die italienische Gesamtwirtschaft im zweiten Quartal dieses Jahres ein Wachstum um 1,1 % gegenüber den ersten drei Monaten und ein Plus von sogar 4,7 % im Vergleich zum zweiten Quartal 2021.
Viele Betriebe in wirtschaftlich kritischer Lage
Wie der mitgliederstärkste Landwirtschaftsverband Coldiretti mittteilte, arbeiten inzwischen 34 % der landwirtschaftlichen Betriebe in Italien mit Verlust. Rund 13 % der Betriebe seien in einer wirtschaftlich so kritischen Lage, dass sie in Kürze gezwungen sein könnten, das Unternehmen zu schließen. Die Kosten, die die Landwirte zu stemmen hätten, seien mittlerweile nicht mehr tragbar, beklagte Coldiretti. Die Preise für Düngemittel seien um 170 % gestiegen, die für Futter um 90 %, die für Gas um 129 % und die für den Betrieb der Wasserpumpen um 300 %. Hinzu kämen die gestiegenen Preise für Verpackungsmaterial aller Arten.
„Es müssen sofort Maßnahmen ergriffen werden“, sagte der Vorsitzende von Coldiretti, Ettore Prandini. Die Preisexplosion gefährde „die Autonomie und Selbstversorgungsmöglichkeiten, die von den italienischen Betrieben bis jetzt gesichert wurden“.
Forderung nach günstigem Diesel und Stromeinspeisung
Auch die Konsumenten bekommen den Preisanstieg zu spüren. Nach Angaben des Verbandes der kleinen Agrarbetriebe, Cia-Agricoltori, waren die Lebensmittelpreise im August dieses Jahres im Vergleich zu denen im vorigen Jahr um 10,5 % höher.
Der Verbandsvorsitzende Cristiano Fini fordert deswegen, dass die Steuergutschrift der Landwirte für den Kauf von Diesel bis Ende 2023 verlängert wird und die EU den Agrarbetrieben erlaubt, den überschüssigen selbst hergestellten Strom ins Netz weiterzuleiten.
Kostensteigerungen (bis 200%) dürfen Landwirte bezahlen, bekommen aber nur kleine Preisverbesserungen bei Produkten.