Der „Schweizer Bauer“ ist auf Leserreise. Zu Gast ist die Schweizer Delegation auf der kleinen Insel Malta. Das flächenmässig kleinste Mitglied der EU hat viel zu bieten. Auf Malta werden vor allem Gemüse, Früchte, Reben und Kartoffeln kultiviert. Und dies auf kleinen Parzellen.
Die Leserreise-Gruppe des „Schweizer Bauer“ besucht im März den kleinen Inselstaat Malta. Die Fläche der sechs umfassenden Eilande ist nicht viel grösser als jene des Kantons Zug. Drei der Inseln sind bewohnt. Auf diesen wohnen nicht weniger als 420‘000 Menschen. Dies entspricht 1300 Personen pro Quadratkilometer, die Republik Malta gilt daher als sehr dicht besiedelt. Auf der Insel gibt es aber auch viele Kirchen zu bestaunen. Nicht weniger als 370 Gotteshäuser finden sich auf Malta wieder, erklärt die maltesische Reiseführerin Maria Strauss den Schweizer Besuchern.
Vierzig Jahre nach der Unabhängigkeit im Jahre 1964 wurde Malta Mitglied der Europäischen Union. Die Inselrepublik ist das kleinste Mitglied der EU, 2008 wurde der Euro eingeführt.
Die wechselhafte Geschichte (lesen Sie mehr im Kasten) prägt auch die Sprache, das Malti: es enthält arabische, italienische und englische Elemente. Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor des Landes sind heute der Tourismus, die Reederei, das IT-Wesen und die Wartung von Flugzeugen. Die Lufthansa lässt beispielsweise auf der Insel Flugzeuge warten.
Nur noch 1 Prozent in der Landwirtschaft
In der Landwirtschaft hingegen arbeitet nur noch 1 Prozent der Bevölkerung. Dieses eine Prozent lebt von der Landwirtschaft, es gibt aber noch einige Nebenerwerbsbauern. Der Strukturwandel ist aber eindrucksvoll. Noch vor 20 Jahren haben über 7 Prozent der Bevölkerung im ersten Sektor gearbeitet. Viele Maltesen haben heute aber zwei Jobs, um über die Runden zu kommen.
Die Landwirtschaft auf Malta ist geprägt durch Klein- und Kleinstparzellen. Trockenmauern dienen nebst der Parzellierung auch als Wind- und Erosionsschutz. Der limitierende Faktor auf Malta ist aber das Wasser. Der Grundwasserspiegel ist aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte gesunken. Drei Entsalzungsanlagen sorgen dafür, dass die Wasserversorgung gewährleistet ist.
Malta gilt, auch dank seiner südlichen Lage (südlicher als Tunis), als sehr sonnenreich. Bei der Ankunft der Reisegruppe zeigte sich das Wetter aber von seiner garstigen Seite – es regnete in Strömen. Doch das Nass sorgt dafür, dass sich Malta derzeit sehr grün zeigt. Während den Sommermonaten, bei Temperaturen weit über 30 Grad, ändert sich die Farbe der Felder auf beige.
Viermal jährlich Kartoffeln ernten
Dank dem milden Klima können die Bauern beispielsweise viermal pro Jahr Kartoffeln ernten. „Frost und Schnee haben wir auf der Insel sehr selten“, betont Reiseleiterin Strauss. Dass die Bauern ihr Handwerk im Griff haben, konnten die „Schweizer Bauer“-Lesergruppe beim Besuch eines Gemüsemarktes sehen. Nebst Kartoffeln werden auch Tomaten, Salate, Karotten, Gurken und weiteres Gemüse feilgeboten. Auch Früchte wie Orangen gibt es für die Händler zu kaufen. Und derzeit haben bereits die Erdbeeren Saison. Ab Mitte März gibt es eine 350-Gramm-Schale für einen Euro zu kaufen.
In der ehemaligen britischen Militärkaserne machen Händler und Bauern den Preis untereinander aus. Für ein Kilo Kartoffeln erhalten die Landwirte rund 50 Cent, im Supermarkt werden die Erdäpfel anschliessend für rund 1 Euro verkauft. Nebst den Gemüsebau wird auf Malta auch Viehwirtschaft betrieben. „Man ist aber entweder Gemüse- oder Viehbauer“, betont Maria Strauss. Das Mischfutter der Viehbauern muss aber gänzlich importiert werden.
Einen hervorragenden Blick auf die traditionelle maltesische Landwirtschaft erhascht der Besucher von den Dingli Klippen. Ähnlich wie im Wallis wird auf Terrassenfeldern Gemüsebau betrieben. Doch wie in der Schweiz verwaldet oder verbuscht auch auf Malta diese wunderbare Landschaft immer wie mehr.
Weingut auf Flugplatz
Am Nachmittag steht ein Besuch auf dem Weingut Meridiana auf dem Programm. Auf dem ehemaligen Gelände eines Militärflughafens wurden auf 19 Hektaren vor zwanzig Jahren Reben gepflanzt. Die jährliche Produktion beträgt 140‘000 Flaschen. Die für Malta eher hochpreisigen Weine (10 bis 30 Euro pro Flasche) werden zu 90 Prozent auf der Insel abgesetzt, 10 Prozent werden nach Dänemark, Japan und Belgien ausgeführt.
Kultiviert werden die weissen Traubensorten Chardonnay, Vermentino und Viognier sowie die roten Sorten Syrah, Merlot und Cabernet Sauvignon. Vier Personen haben eine Festanstellung, weitere fünf Personen arbeiten Teilzeit. Während der Lese helfen 40 bis 50 Studenten mit. Diese verdienen 4 Euro die Stunde, ein Festangestellter verdient 900 Euro brutto pro Monat.
Der erste interessante Tag der Leserreise neigte sich nun dem Ende zu. Am Dienstag folgt ein Besuch auf dem staatlichen Versuchsbetrieb „Ghammierei“. Auch ein Halt bei einem Olivenproduzenten.
Geschichte
Bis 1964 gehörte der Staat zu Grossbritannien. Die ersten Menschen besiedelten das Land bereits 5000 v. Chr., die Phönizier herrschten von 1000 bis 397 v. Chr., anschliessend machten sich die Römer die Inselgruppe zu Nutze. Mit den Römern entstand auch die erste christliche Gemeinde, heute sind 90 Prozent der Einwohner der römisch-katholischen Kirche angehörend.
Die abwechslungsreiche Geschichte setze sich fort. Nebst den Phönizier und den Römern hinterliessen auch die Byzantiner und die Araber ihre Spuren. 1070 endete aber der Einfluss der Araber, die Normannen konnten Malta in der Folge erobern. Doch nur 124 Jahre später kamen die Staufer, anschliessend die Spanier. Das spanische Königreich von Aragon konnte sich bis 1530 halten, danach folgte die Herrschaft der Ritter, genauer den Johanniterrittern, die die Insel ebenfalls wesentlich prägten. Die Ritter mussten sich aber 1798 Napoleon beugen. Von 1800 bis 1964 waren anschliessend die Britten die Herrscher der Insel. Im zweiten Weltkrieg wurde die Insel von den Deutschen und den Italienern bombardiert, doch sie fiel nicht.
Auch die Leserreise-Gruppe kam am Montag in den Genuss in die kulturelle Vielfalt des Kleinstaates. Auf einem Plateau befindet sich die ehemalige maltesische Hauptstadt Mdina. Die aus lokalem Kalkstein gebaute Stadt ist sehr verwinkelt und besticht durch ihre imposanten Gebäude, Paläste, Plätze und Mauern. Ihre Anfänge nahm die Stadt in der Zeit der Römer, die Araber zerstörten die Mauern der Stadt aber fast komplett. Die Normannen begannen wieder mit dem Wiederaufbau. Massgeblich zur heutigen Struktur trugen die Johanniterritter bei. Mit dem Bau von Valletta verlor Mdina aber immer mehr an Bedeutung.