/fileadmin/images/logo.svg

Artikel werden durchsucht.

«Landwirtschaft darf nicht auf Politik warten»

Renate Hodel, lid |

 

ETH-Agraringenieur und langjähriger Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft Manfred Bötsch hält die Schweizer Landwirtschaft dazu an, offensiver und mutiger zu sein. Wer für die AP 2030+ und darüber hinaus geschickte Ideen einbringen wolle, müsse diese jetzt aufgleisen.

 

Um den Forderungen von Gesellschaft und Politik künftig zu begegnen, plädiert Manfred Bötsch anlässlich der Mitgliederversammlung der Vereinigung Schweizerischer Kartoffelproduzenten für eine offensivere Haltung von Landwirtinnen und Landwirten.

 

Forderungen der Gesellschaft

 

Die gesellschaftlichen Forderungen an die Landwirtschaft würden sich zuletzt durch zum Teil absolute Forderungen auszeichnen, erläutert Manfred Bötsch: Keine Nutztiere mehr; keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel; gleichzeitig keine Rückstände und keine Emissionen im Boden, in der Luft, im Wasser; keine Grossbetriebe und keine Arten auf der roten Liste.

 

«Gleichzeitig muss auf der Produktebene alles immer noch schön makellos sein, es muss frisch sein, des Weiteren sollten es am liebsten auch noch alles alte Sorten aus der Region sein und natürlich möglichst billig», veranschaulicht der ETH-Agraringenieur die teilweise widersprüchlichen und radikalen Forderungen, die aktuell aus der Gesellschaft zu spüren sind.

 

Und je länger, je mehr spiegelten sich diese Positionen auch im Parlament. Aber auch dort seien die Forderungen sehr absolut, meint Manfred Bötsch: Es genüge nicht mehr, besser zu sein und ausgewogene Lösungen hätten es schwer – ausserdem werde sehr monothematisch diskutiert. «Beim Tierwohl fallen so zum Beispiel Zusammenhänge wie Ernährung oder Nutzung der Grünfläche in den Hintergrund, was austarierte Lösungen verunmöglicht», erklärt er.

 

Landwirtinnen und Landwirte sowie landwirtschaftliche Organisationen müssten ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen, meint Manfred Bötsch.
Jonas Ingold

 

Ignoranz ist auch keine Lösung

 

Sich sträuben bringe allerdings auch nichts: «Es ist eine Tatsache, dass die urbane Gesellschaft heute die Mehrheit in der Schweiz ausmacht und sich diese von der Landwirtschaft entfremdet hat respektive das Agrarische nicht mehr kennt», sagt Manfred Bötsch. Die gesellschaftlichen Forderungen manifestierten ein Stück weit, das fehlende Vertrauen und die Gesellschaft suche nach Sicherheit, Klarheit, dem inhärenten archaischen Lebensgefühl und nach Natürlichkeit.

 

«Wenn die Landwirtschaft nun diese Themen aber als Spinnerei abtut und nicht implizit adressiert, dann werden wir nicht weiterkommen», meint Manfred Bötsch. Ständig Sachen abwehren und bekämpfen zu müssen, brauche ausserdem Energie und viel Geld – aber bewegt werde schlussendlich nicht viel. «Deshalb muss die Landwirtschaft in den Lead gehen – wir haben die Aufgabe, voranzugehen», ist der Agraringenieur überzeugt.

 

Innovationstreiber sei nämlich nicht etwa die Politik, sondern findige, offene und leidenschaftliche Landwirtinnen und Landwirte. «Es ist nicht die Politik, die Innovationen bringt – es sind Bauern und Organisationen, die Hors-sol oder Hackroboter vorangetrieben haben», erläutert Manfred Bötsch und ergänzt: «Wenn die Landwirtschaft auf die Politik wartet, wird sie immer zu spät sein.»

Kommentare (3)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Trumpfbuur | 04.03.2023
    Ein typischer DZ-Jäger, gell. Immer das machen was gerade am meisten Geld gibt. Lenkbar wie eine Marionette. Das haben sie gern in Bern. Leider kein Rückgrat. Kolaborteur, Pharisäer. Definitiv kein Tell.
  • Aargauer Bauer | 04.03.2023
    Jetzt wo sie ja nicht mehr Direktor des BLW sind kann ich es ja schreiben: wandern sie am besten aus oder führen sie mindestens selbst einen Betrieb erfolgreich über Jahre hinweg, aber dafür sind ja zu alt. Alle rundherum wissen anscheinend alles besser als die Bauern selber. Ich behaupte der Klimawandel wurde zum grössten Teil durch die letzten 30 Jahre WTO-Freihandel mit enormen fossilen Emissionen verursacht. Vieles ist aber ein Tabu: Schiffe, Flugzeug, Lkw, Tourismus, IT. Zurück zur Vernunft
  • Jakob Bohnenbluest | 04.03.2023
    Bötsch hat recht. Habe ich selbst erlebt in meinen 4 Jahrzehnten Bauernkarriere. Am neuen Thema musst du schon dran sein, wenn deine Kollegen noch in alten Fahrwassern gemütlich gleiten. Meist kommt dann die Kehrtwende; dann Kannst du aber bereits ein neues Thema beackern und wenn es klappt, die Pionierrente einziehen. Bei uns sind fast alle Spezalbeiträge des Bundes gekommen, als wir die "neuen" Sachen bereits im Griff hatten.
    Und: "Wer seinen eigenen Weg geht, kann nicht überholt werden!"

Das Wetter heute in

Umfrage

Lässt Ihr Trockenfutter produzieren?

  • Ja, aus Gras:
    4.84%
  • Ja, aus Mais:
    10.09%
  • Ja, aus Gras und Mais:
    4%
  • Nein:
    81.07%

Teilnehmer insgesamt: 951

Zur Aktuellen Umfrage

Bekanntschaften

Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?