In laufenden Jahr sinkt gemäss einer ersten Schätzung des Bundesamts für Statistik (BFS) das sektorale Einkommen der Schweizer Landwirtschaft deutlich. Gegenüber über 2014 beträgt das Minus 10,9 Prozent. Der Rückgang wird auf die Einbrüche bei den Milch- und Schweinepreisen zurückgeführt.
Nach den Anstiegen in den Jahren 2013 und 2014 ist das Einkommen der Schweizer Landwirtschaft wieder rückläufig. Ertragsseitig wird ein Gesamtproduktionswert von 10,1 Milliarden Franken erwartet. Das entspricht einen Rückgang von 5,5 Prozent (-592 Millionen Franken) gegenüber 2014.
350 Millionen weniger
Der Landwirtschaftssektor bezieht im laufenden Jahr 2,9 Milliarden Franken an Staatsbeiträgen (hauptsächlich Direktzahlungen). Dies sind 0,4 Prozent weniger als 2014 (-12 Millionen Franken). Aufwandseitig dürften gemäss BFS die Produktionskosten um 2,4 Prozent oder 254 Millionen auf 10,2 Milliarden Franken sinken.
Das Einkommen des Landwirtschaftssektors (Nettounternehmenseinkommen), das die Arbeit und das eingesetzte Kapital entschädigt, wird auf 2,9 Mrd. Fr. geschätzt. Das sind 10,9 Prozent oder 350 Mio. Fr. weniger als 2014. Gemäss dem Bundesamt für Statistik wird das gesamte Entgelt des Sektors für Arbeitnehmende (1,3 Mrd. Fr.) und Selbstständigerwerbende (Nettounternehmenseinkommen 2,9 Mrd. Fr.) rund 4,2 Mrd. Fr. betragen.
Pflanzenbau: Spezialkulturen mit geringstem Minus
Der Pflanzenbau wie in der tierischen Produktion sind 2015 rückläufig. Beim Ersteren ist der Rückgang mit 3,3 Prozent (-139 Millionen Franken) geringer. Die Wetterkapriolen (milder Frühling, aber heisser und trockener Sommer) haben ihre Spuren hinterlassen. Wie die Statistiker schreiben, dürfte der Produktionswert im Ackerbau (Getreide, Zuckerrüben, Ölsaaten, Kartoffeln) 2015 um 7,6 Prozent zurückgehen. Nach der grossen Ernte 2014 wurden die Zuckerrübenquoten – aufgrund des Einbruchs des Zuckerpreises auf dem europäischen Markt – 2015 gesenkt. Beim Futterbau bremste der Wassermangel das Maiswachstum. „Das führt gegenüber 2014 zu einer Abnahme des Produktionswerts beim Futterbau um 4,5 Prozent“, heisst es im Communiqué des BFS.
Der Produktionswert der Spezialkulturen (Obst und Gemüse, Wein- und Gartenbau) geht im Vergleich zum Vorjahr um 1,4 Prozent zurück. Die Spezialkulturen machen aber 61 Prozent des Werts der pflanzlichen Produktion aus (2,5 Milliarden Franken). Der Weinbau erholt sich weiter, nachdem er 2013 schwere Hagelschäden erlitten hat.
Milch -14,6%, Schweine -17,2%
Ein dramatischer Rückgang wird bei der tierischen Produktion erwartet. Gemäss der Prognose des BFS geht diese um 8,7 Prozent (-464 Mio. Fr.) zurück. Der Wert der Milchproduktion dürfte gegenüber 2014 um 14,6 Prozent sinken und somit unter die Grenze von 2,0 Milliarden Franken fallen. Das russische Lebensmittelembargo, die Aufhebung der EU-Milchkontingente und die Aufhebung des Mindestkurses Mitte Januar 2015 haben die Schweizer Milchexporte deutlich beeinträchtigt. Der Milchpreis brach Anfangs 2015 drastisch ein. „Die Kombination aus tiefem Preisniveau und begrenzten Futtermitteln aufgrund der Trockenheit bewirkt, dass auch die Milchlieferungen zurückgehen“, so das BFS.
Auch bei den Schweinen wird beim Produktionswert mit einem -17,2 Prozent ein deutlicher Rückgang erwartet. Die Preise sind seit Sommer 2014 auf dem Sinkflug, haben sich nun aber auf tiefem Niveau stabilisiert. Eine höheren Produktionswert wird bei der Rindviehproduktion (+2,6%) sowie bei der Geflügel- und Eierproduktion (+1,8%) erwartet.
Sinkende Produktionskosten
Die Bauern konnten in den ersten Monaten des Jahres 2015 von tieferen Produktionskosten (-2,4%) profitieren. Der Rückgang konnte den Rückgang bei den Einnahmen aber nur abmildern. Der deutliche Rückgang des Erdölpreises sowie starke Franken haben gemäss BFS zu der Kostensenkung geführt.
Der Preisindex sinkt bei der Mehrheit der Vorleistungs- und Investitionsgüter, auch die Ausgaben für Futtermittel gehen zurück. „2014 konnten dank verfügbarer finanzieller Mittel vermehrt Unterhaltsarbeiten an Gebäuden und Anlagen durchgeführt werden. Solch hohe Ausgaben sind 2015 nicht zu erwarten“, so das BFS. Zudem gehen die Abschreibungen, die die Abnutzung der Anlagen (Gebäude, Ausrüstungen, Pflanzungen) messen, weiter zurück.
Im Jahr 2 der Agrarpolitik 2014–2017 nehmen die Staatsbeiträge im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 Prozent ab. „Mit 2,9 Milliarden Franken machen diese Beiträge über 23 Prozent der Gesamtressourcen des Schweizer Agrarsektors aus und bilden einen wichtigen Bestandteil des Landwirtschaftseinkommens“, so die Bundesstatistiker.