Das Biodiversitätsmonitoring-Programm «ALL-EMA» von der Forschungsanstalt Agroscope erfasst die Arten- und Lebensraumvielfalt in der Schweizer Agrarlandschaft. Erste Resultate zeigen, dass in tieferen Lagen (Tal- und Hügelzone) die Arten- und Lebensraumvielfalt deutlich niedriger ist als in höheren Lagen (Bergzonen).
«ALL-EMA» («Arten und Lebensräume Landwirtschaft – Espèces et milieux agricoles») liefert im Fünfjahresrhythmus repräsentative Daten zur Qualität der Lebensräume und zum Vorkommen von Pflanzen, sowie – in Zusammenarbeit mit dem Biodiversitätsmonitoring Schweiz – von Tagfaltern und Vögeln.
Gegenteil wäre zu erwarten
Nun liegen erste Resultate vor. Gemäss der Auswertung ist in tieferen Lagen (Tal- und Hügelzone) die Arten- und Lebensraumvielfalt deutlich niedriger als in höheren Lagen (Bergzonen). Aufgrund der naturräumlichen Begebenheiten wäre das Gegenteil zu erwarten, schreibt Agroscope.
In tieferen Lagen müssten mehr Arten vorkommen als im Gebirge, wo die Bedingungen für viele Lebewesen zu unwirtlich sind. «Zahlreiche Studien zeigen, dass die intensive menschliche Nutzung der Landschaft im Tiefland die Ursache für diese Situation ist», heisst es weiter.
Massnahmen wirken – aber nicht ausreichend
Alle Landwirtinnen und Landwirte, die Direktzahlungen beziehen, bewirtschaften einen Teil ihres Landes als Biodiversitätsförderflächen. Damit soll ein weiterer Rückgang der Biodiversität verhindert werden. Die Forschenden von Agroscope untersuchten die Unterschiede in der Arten- und Lebensraumvielfalt zwischen diesen Förderflächen und Kontrollflächen ohne Fördermassnahmen.
Dabei stellten sie generell eine höhere Arten- und Lebensraumvielfalt auf den Biodiversitätsförderflächen fest, doch variiert der Unterschied je nach Höhenlage. «In tieferen Lagen ist die Biodiversität auf Förderflächen deutlich höher als auf den Kontrollflächen, was zeigt, wie wichtig die Massnahmen sind», schreibt Agroscope. Es gebe jedoch nicht genügend qualitativ hochwertige Flächen, um grossflächig die Arten- und Lebensraumvielfalt zu fördern.
Im Berggebiet ist der Unterschied zwischen Biodiversitätsförderflächen und Kontrollflächen geringer und der allgemeine Zustand der Biodiversität besser. In den unteren Bergzonen hingegen unterscheiden sich einige Werte kaum von denjenigen in tieferen Lagen.
Agroscope
Fokus auf Ursachen des Rückgangs
Einige der Ergebnisse im «ALL-EMA»-Bericht zum Zustand der Biodiversität in der Schweizer Landwirtschaft flossen bereits als Massnahmen zur Verbesserung der Qualität von Biodiversitätsförderflächen in die Weiterentwicklung der Agrarpolitik ein, indem die Anforderungen für die Biodiversitätsförderflächen verbessert werden sollen.
Inzwischen wurde mit der Zweiterhebung begonnen, um die zeitliche Entwicklung beurteilen zu können. Künftig werden die «ALL-EMA»-Forschenden stärker auf die Ursachen für den Rückgang der Biodiversität fokussieren. Damit können die aktuellen Massnahmen zur Förderung der Arten- und der Lebensraumvielfalt besser beurteilt werden. «Dies wiederum ermöglicht es, effektivere und effizientere Massnahmen zur Biodiversitätsförderung zu ergreifen», schreibt Agroscope.
ALL-EMA
Das Monitoring-Programm «ALL-EMA» («Arten und Lebensräume Landwirtschaft – Espèces et milieux agricoles», www.allema.ch) entstand im Auftrag der Bundesämter für Landwirtschaft (BLW) und Umwelt (BAFU) mit dem Ziel, die Arten- und Lebensraumvielfalt in der schweizerischen Agrarlandschaft zu fördern. Mit «ALL-EMA» lässt sich aus der systematischen Beobachtung der Biodiversität auch schlussfolgern, wie die biodiversitätsfördernden Massnahmen optimiert werden können. Die drei Forschungsbereiche sind:
1) systematische und periodische Erfassung von Zustand und Veränderung in der Arten- und Lebensraumvielfalt in der Agrarlandschaft gemäss der Umweltziele Landwirtschaft
2) Beurteilung von Zustand und Veränderung in der Arten- und Lebensraumvielfalt der Biodiversitätsförderflächen
3) Analyse und Bereitstellung der Daten, um aktuelle und zukünftige Fragen bezüglich Arten- und Lebensraumvielfalt in der Schweizer Agrarlandschaft zu beantworten