Die IG Windpark Honegg, Eriz, besuchte am Samstag den Windpark der Juvent AG im Berner Jura. Sie informierten sich auch über das bereits weit fortgeschrittene Projekt eines Windparkprojekts im Gebiet von Tramelan.
Der Windpark der Juvent auf dem Mont-Crosin ist mit insgesamt 16 Windturbinen das grösste Windkraftwerk der Schweiz. Die neuesten 8 Turbinen haben eine elektrische Leistung von 2000 Kilowatt mit einer Jahresproduktion von rund 4 Millionen Kilowattstunden pro Turbine. Wie die Mitglieder der IG Windpark Honegg, Eriz, auf der Führung vor Ort erfuhren, braucht es 740 Turbinen dieses Typs, um das Kernkraftwerk Mühleberg zu ersetzen.
Umfangreiche Abklärungen
Zwar gibt es insbesondere im Berner Jura weitere geeignete Standorte für Windparks, wie das Projekt auf dem nächsten Höhenzug, den „Montagnes de Tramelan“, beweist. Doch die Mitglieder der IG Windpark Honegg erfuhren im Referat von Franz Bürgi von sol-E-Suisse auch, dass der Weg zu einem Windpark lange und die Hindernisse zahlreich sind.
Die sol-E-Suisse, Tochterfirma der BKW für die neuen erneuerbaren Energien, welche den Windpark Juvent betreibt, ist auch beim Projekt „Montagne de Tramelan“ engagiert - gemeinsam mit den beiden Standortgemeinden Tramelan und Saicourt. Die wichtigste Voraussetzung zum Bau von Windturbinen sei, dass es genügend Wind habe, so Bürgi: „Hierzu müssen präzise Windmessungen stattfinden.“ Weiter müsse das Gebiet grundsätzlich gut erschlossen sein, wobei allerdings der teilweise Neu- oder zumindest Ausbau von bestehenden Wegen normal sei. Weiter müsse der Standort in einem Regionalen Windrichtplan vorgesehen sein.
Aus Erfahrung brauche es mindestens fünf Jahre und es koste rund eine halbe Million Franken, bis ein Windparkprojekt entscheidungsreif sei. Dazu gehörten Machbarkeitsstudien und umfangreiche Umweltverträglichkeitsprüfungen, welche die Auswirkungen des Windparks auf die Umwelt bestimmen. „Der Bau einer Turbine kostet 5-6 Millionen, das ganze Projekt zusammen 55 Millionen, fügt Bürgi an. Ohne Partner für Finanzierung, Bau und Betrieb sei es auch für grössere Gemeinden nicht möglich, ein Projekt selber zu verwirklichen.
Einzelinteressen gegen Windenergie
Markus Gerber, Gemeindepräsident von Saicourt, auf deren Gebiet der neue Windpark teilweise zu liegen kommt, berichtete von teils massivem Widerstand gegen das Projekt. „Bei den Gegnern sind meist Einzelinteressen vorhanden“, betonte er aber auch. Das sei eigentlich schade, denn mit dem neuen Windpark könnte 40 Prozent des Stroms aller Haushaltungen im ganzen Berner Jura produziert werden. „Zusammen mit dem bestehenden Windpark der Juvent werden es gar 80 Prozent sein“, fügte er an. Die Abstimmungen in den Standortgemeinden Tramelan und Saicourt dürften frühestens im September 2013 stattfinden.
Kuhglocken war lauter als Turbinen
Die Argumente der Gegner seien manchmal mehr, manchmal weniger rational. So sei die Geräuschentwicklung ein Dauerthema. Die Wahrnehmung der Geräuschentwicklung sei aber auch stark abhängig von der Einstellung. „Wenn jemand was dagegen hat, dann hört er es immer“, betont Gerber. Wie die Teilnehmer der Exkursion am Morgen beim Windpark der Juvent feststellen konnten, war das Geräusch der Kuhglocken der weidenden Kühe viel lauter, als die Windturbinen.
Auch Franz Bürgi betonte, dass Windparks ohne die Einhaltung von strengen Auflagen gar nicht bewilligt würden: „Der Grenzwert beträgt 50 Dezibel. Es ist ein Bereich, der mit vielen Alltagsgeräuschen vergleichbar ist, die wir nicht bewusst wahrnehmen.“ Wenn man die Energiewende mit der Abkehr von AKWs wolle, dann brauche es gewisse Kompromisse. Zudem könne man eine Windturbine relativ einfach demontieren und das Land danach wieder nutzen. „Ein Windpark kann auch ein positiver Faktor für den Tourismus sein, wie das Beispiel Juvent beweist“, betonte er noch.
Mit vielen neuen Eindrücken und neuer Motivation für das eigene Windparkprojekt auf der Honegg im Eriz kehrten die Mitglieder der IG Windpark Honegg, Eriz, nach Hause zurück.
Windpark Honegg, Eriz
Die IG Windpark Honegg, Eriz, setzt sich für einen Windpark auf der Honegg ein. Der Höhenzug Honegg liegt in Ost-Westrichtung an der Nord-Seite der Gemeinde Eriz. Der höchste Punkt weist gemäss Modellrechnung in 100m Höhe Windgeschwindigkeit von 6.5 – 7.4 m pro Sekunde auf und wäre daher für Windenergie prädestiniert. Die IG setzt sich aber auch generell für die Förderung von Windenergie und für eine breite Abstützung von Windenergie ein.