Die Suche nach Alternativen zu Soja als Eiweissfutter läuft. Das FiBL geht einen neuen Weg: Es nutzt Maden. Dank diesen könnte ein Grossteil des Eiweissbedarfs der Futtermittel-industrie abgedeckt werden.
300’000 Tonnen Import-Soja-Extraktionsschrot haben die Schweizer Nutztiere letztes Jahr gefressen. Das ist problematisch: Der Sojapreis ist stark am Steigen, und es wird immer schwieriger, nicht gentechnisch veränderte Soja auf dem Weltmarkt zu finden.
Bis 65 Prozent Rohprotein
In der Schweiz besteht jedoch Potenzial, grosse Mengen wertvolles Futterprotein selber zu erzeugen – nicht auf dem Acker, sondern mit Larven der Hermetia-Fliege (Black Soldier Fly). Das zeigt ein vom Bund und von Coop unterstütztes Forschungsprojekt des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL).
Die Hermetia-Larven ernähren sich von Essensabfällen. In drei Wochen vertilgen sie das Doppelte ihres Gewichts. Dann werden sie eingefroren und gemahlen. «Dieses Mehl enthält rund 45 Prozent Rohprotein und 30 Prozent Fett», sagt Andreas Stamer vom FiBL. «Wenn wir es entfetten, kommen wir auf 65 Prozent Rohprotein in einer Qualität, die jener von Fischmehl entspricht.» Das FiBL-Projekt hatte ursprünglich zum Ziel, einen Ersatz für Fischmehl zu finden.
2013 geht Pilotanlage in Betrieb
Doch Stamer denkt weiter: «Hermetia-Mehl eignet sich auch als Sojaersatz in der Schweine- und Geflügelmast.» In der Grossviehmast ist es wegen seines zu hochwertigen Aminosäurenmix preislich nicht konkurrenzfähig.
Heute produziert Stamer im Versuch etwa 130 kg Larvenmasse pro Monat, das gibt 60 kg Vollmehl. 2013 soll eine Pilotanlage in Betrieb genommen werden, die jährlich 50 t ausstösst. Ihr Standort steht noch nicht fest. Sie wird in der Nähe einer Biogasanlage liegen, denn die Rückstände der Produktion können vergoren werden.
Bald schon im Futter?
An Rohstoffen für die gefrässigen Larven mangelt es nicht. Laut Stamer könnten Hunderttausende Tonnen Speisereste in Eiweiss umgewandelt werden. Und das bald: «Das Verfahren ist in fünf Jahren praxisreif.»
Heute ist das Mehl in der EU und in der Schweiz nicht als Futtermittel zugelassen. «Sobald es in der EU erlaubt ist, werden wir es auch bewilligen», betont jedoch Louis Tamborini vom Bundesamt für Landwirtschaft. «Das könnte 2013 zumindest teilweise der Fall sein, obwohl in Europa noch Widerstand gegen das Verfüttern tierischer Proteine an Nutztiere spürbar ist.»
Wie Hansueli Rüegsegger von der UFA sagt, kann man sich vorstellen, dereinst auch Hermetia-Mehl zu verarbeiten: «Wenn die Qualität gut ist, es von der Bevölkerung akzeptiert wird und die Nachfrage besteht.»